Xavier Naidoo: Vorerst verbotenes Konzert in Rostock wird neu verhandelt


Mitte Mai stimmte die Rostocker Bürgerschaft gegen einen Auftritt des Sängers. In der heutigen Neuverhandlung ist eine Mehrheit gegen Naidoo allerdings unwahrscheinlich.

Eigentlich sollte Soul-Sänger Xavier Naidoo im August 2021 in der Rostocker Stadthalle auftreten. Aufgrund zahlreicher kontroverser Aussagen und seiner Nähe zum rechtspopulistischen Milieu schob die Bürgerschaft Rostock dem Konzert einen Riegel vor. Mitte Mai stimmte eine Mehrheit gegen einen Auftritt des 49-Jährigen, was zwar kein generelles Auftrittsverbot darstellte, das Konzert in der Stadthalle jedoch verhindert hätte.

Rostocks Oberbürgermeister legte Widerspruch ein

Nachdem Oberbürgermeister Madsen Widerspruch eingelegt hatte, wird es in der Angelegenheit erneut zur Abstimmung kommen, wie der NDR berichtet. Laut Madsen sei der rot-rot-grüne Beschluss rechtswidrig und widerspreche dem Prinzip der Gleichbehandlung. Im Vorfeld zur heutigen Sitzung haben sich die Karten allerdings neu gemischt – die Grünen kündigten eine Enthaltung sowie einen Kompromissvorschlag an. Statt eines Verbots wolle man nun eine Resolution (Stellungnahme), in der sich die Stadt Rostock öffentlich von Naidoo und seinen Aussagen distanziert.

Ohne die Grünen keine Mehrheit gegen das Konzert

Der angekündigte Rückzieher der Grünen sorgte für Enttäuschung bei SPD und der Linken, die einen Auftritt des ehemaligen Söhne-Mannheims-Sängers weiterhin verhindern wollen. „Die Grünen sollten keine Angst haben vor der eigenen Courage. Lasst uns den Beschluss wiederholen!“, forderte Linken-Politikerin Eva-Maria Kröger. Die Wahrscheinlichkeit eines nun doch stattfindenden Auftritts Naidoos beeinflusst dies nicht. Ohne die Unterstützung der Grünen wird es vermutlich keine erneute Mehrheit geben.

Naidoo.
Naidoos Song „Danke“ war das Lied zum WM-Sommer 2006.

In der Pandemie radikalisierte sich Naidoo zusehends

Noch vor einigen Jahren galt Xavier Naidoo als Sympathieträger, der mit seinen teils skurrilen Ansichten über das Christentum und die drohende Apokalypse zwar auffiel, aber nicht abschreckte. So sorgte er bei Shows wie „Sing meinen Song“ mit ungewöhnlichen Statements für Unterhaltung und nahm sogar an Projekten wie „Rock gegen Rechts“ teil. Tatsächlich sprach sich Naidoo als Sänger bei den Söhnen Mannheims und insbesondere in seiner Solo-Karriere immer wieder für Themen wie Zusammenhalt und Integration aus. 2021 ist wenig von diesem Naidoo übrig.

In der Corona-Pandemie begab sich der Sänger endgültig in eine Abwärtsspirale, die ihn 2020 auch den Platz „DSDS“-Juror kostete. Von kruden Verschwörungstheorien um Flat-Earth und Alien-Invasionen bis hin zu deutlichem Antisemitismus verbreitet Naidoo mittlerweile ein ganzes Arsenal an menschenverachtenden Aussagen im Netz. Auch MUSIKEXPRESS berichtete immer wieder über die Ausfälle des Soul-Sängers.

MARCUS BRANDT AFP via Getty Images