Fashion Killa

„Yes, I Can“: Karl Kani und die Rückkehr der 90er


Warum Oversize wieder in Mode ist – und wer sich hinten dem alten Streetwear-Label verbringt.

Karl Kani ist wirklich überall. Nicht nur in Berlin, sondern auch da, wo ich in den Sommerferien sonst nachgucken konnte: in Konstanz, Nürnberg, Winterthur, Rostock und den kleineren Orten drumherum. Es wirkt, als hätte die Streetwear-Marke unter den coolen Teens und GenZs gerade den größten Marktanteil. Und als seien die Neunzigerjahre schon wieder zurück – zum wie vielten Mal jetzt? Haben die alten Fans der Marke, Tupac Shakur und Aaliyah, wo auch immer sie sein mögen, Tausende junge Oversize-Wiedergänger:innen auf die Straßen geschickt? Ich ging ehrlich gesagt davon aus, dass Karl Kani längst nicht mehr dem Gründer gehört und irgendein Midprice-Fashion-Konglomerat die Marke geschluckt haben muss.

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Falsch: Der in Costa Rica geborene Designer Carl Williams, der Karl Kani 1989 in New York gründete, ist nach wie vor Eigner. In den Neunzigern machte der „Godfather of Urban Streetwear“ mit seiner Mode, die High-Fashion-Zitate lässig mit B-Boy-Silhouetten mixt, 100 Millionen Dollar Umsatz. Danach ging es bergab, ähnlich mit anderen afroamerikanischen Brands wie FUBU und Cross Colours. Die Skinny Jeans war eben das neue Ding. Nicht zuletzt dank Popstars wie Ariana Grande und Migos, die Karl Kani dann wieder trugen, gibt es die Renaissance.

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Ist die Marke Kani von Kanye West?

Wer sich unsicher ist, wie Kani ausgesprochen wird: wie „Can I“. Der Gründer erzählt in Interviews, er habe sich zu Beginn immer die Frage gestellt, ob er es als schwarzer Designer ganz nach oben schaffen könne, „Can I do it?“. Das Fragezeichen ließ er dann weg, im Sinne einer Affirmation: Yes, I can. In den Webshops von Peek & Cloppenburg und Zalando steht, Williams habe sich auch gefragt: „Kann ich zum Karl Lagerfeld der Straßen werden?“ Dabei spricht Karl Kani, der diesen Namen auch bürgerlich angenommen hat, in Interviews nur darüber, dass Ralph Lauren sein Vorbild war. Möglich, dass die Lagerfeld-Beidichtung so nahe liegt, weil eines der Kani-Logos – zwei ineinander verschlungene Ks – etwas an das KL-Signet der Marke Lagerfeld erinnert?

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So oder so gibt es einen Deutschlandbezug: Karl Kani lässt seit einer Weile einen Großteil des Vertriebs, und teils auch Design und Produktion, von der Kölner Streetwear-Handelskette Snipes besorgen. Die betreibt 700 Läden weltweit, sprich: Für eine gewisse Marktsättigung ist so schon gesorgt. Von dem afroamerikanisch-deutschen Joint-Venture scheinen aber gar nicht so viele zu wissen. Warum sonst lautet eine der populärsten Suchanfragen bezüglich der Marke bei Google: Ist die Marke Kani von Kanye West?

Diese Kolumne erschien zuerst in der Musikexpress-Ausgabe 10/2023.