Wie eine Kanadierin Reise-Blogger und Fotografen auf Instagram vorführt


Das Leben der Anderen scheint auf Instagram immer so viel schöner und besser zu sein. Aber auch nur dank stundenlanger Fotoshootings, Photoshop und Posing. Genau das kritisiert eine Kanadierin auf humorvolle Art und Weise.

Dass das, was wir auf Instagram zu sehen bekommen, nicht immer der ganzen Wahrheit entspricht, ist keine große Überraschung mehr. Der Städtetrip war anstrengend, es war heiß, unerträglich voll und das Essen gar nicht so gut – aber die zehn Fotos und zig Instagram-Stories zeichnen da ein ganz anderes Bild. Vor allem Blogger und Vlogger scheinen das perfekte Leben zu führen – stets gut gekleidet an den schönsten Orten der Welt. Während sich beispielsweise die Seite „Perlen des Influencer-Marketings“ den absurdesten Fotos annimmt, die im Zuge des Product Placement auf solchen Plattformen stattfinden, führt ein Instagram-Account Reise-Blogger vor. Oder zumindest eine Angewohnheit, die sich vor allem unter den Abenteurern breitgemacht zu haben scheint.

Instagram-Reisende setzen sich nicht mehr in einen Flieger und sind mit ein paar Tagen in einem fremden Land zufrieden. Nein, heutzutage wird sich mit dem Rucksack durch die Wildnis geschlagen, bei Minustemperaturen im Zelt übernachtet oder aus dem Camper-Van gelebt. Das muss natürlich fotografisch festgehalten werden, sonst glaubt es am Ende keiner. Der Account „You Did Not Sleep There“ nimmt die Bilder unter die Lupe, die eine romantische, wunderschöne Übernachtungsmöglichkeit in der Natur zeigen. Doch auf den zweiten Blick erkennt man relativ schnell, was der Name des Accounts bereits verrät: hier haben die Reisenden ganz sicher nicht geschlafen.

https://www.instagram.com/p/BXBuAgDlOb2/?taken-by=youdidnotsleepthere

Absurdeste Schlafplätze enttarnt

Mitten auf einer Klippe, in einem See, zwischen zwei Eisbergen, auf einem Felsen, nahe des Abgrunds – es gibt fast keinen spektakulär aussehenden Ort, der nicht Opfer eines Instagrammers geworden ist. Luisa aus Portland in den USA sammelt solche Bilder und teilt sie auf „You Did Not Sleep There“ und verpasst den Fotos oft einen ironischen Kommentar – und das funktioniert ganz wunderbar. Denn nach etwa zwei Jahren und über 200 Posts hat sie selbst über 90.000 Anhänger. Sie ist sich dieser Ironie aber selbst bewusst. In einem Interview mit dem New Yorker „Field Mag“ erzählt sie, wie es zu der Idee kam.

https://www.instagram.com/p/BVpopfJly0Y/?taken-by=youdidnotsleepthere

Ein persönliches Erlebnis führte zur Idee

Bei einem Ausflug in die Natur wollte eine ihrer Freundinnen das Zelt an einer ansehnlichen Stelle aufbauen, um ein Foto davon zu machen und auf ihren Social-Media-Kanälen zu teilen. Schlafen wollten sie dort nicht. Das fand die 29-jährige Luisa, die ursprünglich aus Kanada stammt, absurd. Doch sie stellte fest, dass Instagram & Co. voller Fotos dieser Art war und nachdem es bereits den Account „You Did Not Eat That“ gab, startete sie ihre eigene Version.

https://www.instagram.com/p/BP1cW5lgmcJ/?taken-by=youdidnotsleepthere

https://www.instagram.com/p/BNI_yzAAAJx/?taken-by=youdidnotsleepthere

Viele Anhänger, genau so viele Feinde

Mit ihren humorvollen Posts macht sie sich aber nicht nur Freunde. Etliche bekannte Fotografen haben sie bereits geblockt oder darum gebeten, keine weiteren Bilder zu teilen. Darunter beispielsweise Scott Kranz, Chris Burkard und Socality. Andererseits wird sie auch von Leuten kontaktiert, die den Account als Marketing-Plattform nutzen möchten und Louisa sogar gebeten haben, ein Bild von ihnen zu teilen. Ihre Antwort auf die Anfragen: „Ok, no!“

Hinter den Fotos steckt aber weitaus mehr als der Spaß daran, gestellte Bilder vorzuführen. Oft sind die Orte, an denen Zelte und Vans platziert wurden, eigentlich verbotenes Territorium, sprich: man darf dort ohnehin nicht übernachten, da es sich um Nationalparks oder geschützte Gebiete handelt. Doch das wissen die Follower vieler Reise-Blogger nicht. Sie möchte daher auch verhindern, dass Leute auf die Idee kommen, dort tatsächlich zu übernachten.

https://www.instagram.com/p/BFewATeFpfU/?taken-by=youdidnotsleepthere

Luisas Botschaft: Mach was mit deiner Reichweite

Luisa nutzt ihre Reichweite aber auch für politische Statements. Sie positioniert sich klar gegen US-Präsident Donald Trump und gibt an, dass sie in einem liberalen Umfeld aufgewachsen ist und kaum Menschen mit einer anderen politischen Meinung kennt. Genau das wollte sie ändern und stößt daher immer wieder Diskussionen auf dem Instagram-Account an. Meistens aber ohne Erfolg, denn das, was ihr entgegenschlägt, sind Hass und Beleidigungen. Dennoch lässt sie sich nicht entmutigen und ist genervt davon, wie zurückhaltend viele Instagrammer sind. „Wenn du 10.000, 20.000, 100.000 Follower hast, nutze die Plattform, um zu zeigen, wofür du stehst. […] Dieses blöde Wort ‚Influencer‘ gibt es aus gutem Grund. Leute sollten diesen Einfluss für mehr als nur ihren Gehaltszettel nutzen“, sagt sie im „Field Mag“.

https://www.instagram.com/p/9E0w0pFpRv/?taken-by=youdidnotsleepthere

https://www.instagram.com/p/-SUEbwlpd0/?taken-by=youdidnotsleepthere

https://www.instagram.com/p/7PTge1lpf6/?taken-by=youdidnotsleepthere