You Give Kurt A Bad Name


Witwe Love hat den ja schon länger. Sie schickte Kurt zurück auf die Bühne. Als Videospiel-Charakter

Ob ihm das gefallen hätte? Eine eigene Tribut-Kollektion bei Converse – sogar mit Leitsatz auf der Einlegesohle: „Punk Rock means freedom“. Auch wenn ihm Punkrock offenbar eben nicht die Freiheit brachte, die er brauchte … Aber immerhin trug Kurt Cobain doch gerne Chucks, nein? Und wie hätte er es wohl gefunden, sich als Videospielfigur zu sehen, die neben dem frisch pomadisierten Johnny Cash am Mikro die 80er-Power-Hymne „You Give Love A Bad Name“ von Bon Jovi zum Besten gibt? Für Folge 5 der „Guitar Hero“-Serie marschierten die Entwickler in die Königsgrabkammer des Rock und holten die mit dem Mythos des Unkorrumpierbaren balsamierten Idole Cobain und Cash zurück ins Leben. Ein Spielzeugleben. Bislang musste das nur Jimi Hendrix über sich ergehen lassen, ohne sich wehren zu können.

Kurts Witwe Courtney Love, geübt in Gepolter und Konfusion, polterte zum Erscheinen des Spiels im September via Twitter sogleich drauflos. So eine Sauerei – sie hätte dem nie zugestimmt -— überhaupt: Der Grohl sei schuld, der sei ja schon immer das Schwarze Schaf gewesen. Die Konfusion ließ nicht lange auf sich warten; beim „Guitar Hero“-Hersteller Activision runzelte man die Stirn: Love habe doch sogar selbst Frisur und Garderobe für Konsolen-Kurt ausgewählt – mal ganz abgesehen von der Unterschrift, die sie leisten musste, damit er sich nun mit der Kindergitarre fernsteuern lassen darf.

Krist Novoselic und Dave Grohl, der zumindest die Verwendung der beiden Nirvana-Hits „Smells Like Teen Spirit“ und „Lithium“ genehmigt hatte, baten in einer Stellungnahme darum, die Auftritte des toten Kollegen auf seine eigenen Songs zu beschränken: „Es ist hart, sich das anschalten zu müssen, wie ein Abbild von Kurt zur Musik anderer Künstler mimt. Wir glauben, dass er etwas Besseres verdient hat.“

Von ähnlichen Querelen rund um die Veröffentlichung des Spiels „The Beatles: Rockband“, ebenfalls im September, war nichts zu hören. Dort spielen die Beatles-Avatare allerdings nichts anderes als Beatles-Songs. Außerdem sind diese Band und ihre Musik in 50 Jahren schon so weit durch fast alle Verwertungszweige der Kulturindustire herumgereicht worden, dass ein Videospiel nicht mehr als Sakrileg gelten konnte. Paul McCartneys eigener Reim auf die neue Einnahmequelle lautete so: „Uns ging es im Kern immer darum, dass unsere Musik gespielt wird. Ich bin mir sicher, dass John und George sich gedacht hätten: ‚Hey, was für eine clevere Idee!'“