Your music is Calling DJ Event Berlin, Arena-Glashaus


Ja, es scheint wahr: Techno ist wieder da. Massen drängen in die Clubs und nehmen Paraden ab. Es brummt und boomt an allen Ecken, wie zur Jahreswende beim Quasi-Rave mit Armand Van Helden, Westbam und Felix Da Housecat in Berlin deutlich wurde.

Der Jahreswechsel ist noch gar nicht richtig verdaut und das dauerregnerische Wetter lädt nicht gerade zum Ausgehen ein. trotzdem findet sich im weitläufigen Areal des Glashauses an der Arena reichlich partywilliges Volk ein, um sich selbst sowie handverlesene Größen der elektronischen Clubmusik zu feiern. Mayday im Januar quasi. Zum Beispiel mit Westbam, der als Lokalheld bevorzugte Behandlung erhält; Er darf schon um ein Uhr morgens auflegen, wenn alle noch frisch sind. Er tut es eingesperrt in einen Käfig, der vor einem zu spärlich bemessenen, aber sehr gut beschallten Raum aufgebaut worden ist. An den Wänden prangt überall sein Name. Wirklich Aufregendes liefert Herr Lenz aber nicht ab Gegen Ende seines zweieinhalbstündigen Sets Ist das Interesse der Dauertänzer an seinen Darbietungen merklich erlahmt. Denn im parallel liegenden Raum dreht ein ganz anderes Kaliber auf; Ein Typ. der schon bei Ankunft an seinem Arbeitsplatz kräftig Wirbel verursacht. Fotografen, Groupies und Entourage umschwirren den Feldherrn Armand Van Helden, der mit Bandanatuch auf dem Kopf aussieht, als wolle er sich tatsächlich gleich in den Kampf stürzen. An Selbstbewusstsein mangelt es der berüchtigten Dampframme des House wahrlich nicht. Härter, besser, stärker fühlt er sich. Na klar, er startet mit Daft Punk durch. In der Folge wird die Tanzfläche noch gerade zum Schlachtfeld. Jeder Track schlägt wie eine Panzergranate ein, keine Salve verfehlt ihre Wirkung. Armand war schon eine Rocksau, als das trendige Gerede von der Rock-Elektronik-Liaison noch kein Thema war. Dieser Mann ballerte schon immer und tut es immer noch, und zwar, was das Zeug hält. Aber er benutzt nicht nur eine Waffe. Zur Hölle mit der Beatgenauigkeit! Abrupt fährt der New Yorker das Tempo herunter und erinnert daran, was ein DJ ursprünglich mal war: Ein Animateur. Immer wieder holt Van Helden Oldies aus seinem Arsenal. „Jump Around“ von House Of Pain etwa, ewig nicht mehr gehört. „I Chase The Devil“ von Max Romeo, das schnell zu „Out Of Space“ von Prodigy mutiert. „Song 2“ von Blur, zu dem die Masse ausgelassen mitjohlt. Und natürlich Justice, man will ja auch aktuell sein. Alles in allem eine Bombenperformance, kaum mehr zu toppen. Die nachfolgenden Kollegen hätten eigentlich gleich die Kapitulationserklärung unterschreiben können. Verabredungsgemäß löst Felix Da Housecat dann aber doch irgendwann Westbam ab. Er kann die Erwartungen nicht erfüllen. Der vollelektronisch spielende DJ aus Chicago fängt mit Justice an. Ausgerechnet. Da wird einem blitzschnell bewusst, dass elektronische Musik manchmal auch bloß aus einer Idee bestehen kann, die sich gerne endlos wiederholt.

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