Zäh und tranig: Neil Young


NEW YORK. „0 Gott, bitte laß Crazy Horse auf die Bühne kommen und Xike A Hurricane‘ spiWen/“ Das Stoßgebet auf dem „Ragged Glory“-T-Shirt spricht den beinharten Young-Fans aus der Seele. Die steckten schon manchen blauen Fleck ein beim Mithalten auf Youngs musikalischem Zickzack-Kurs. Das als „Solo“ apostrophierte Akustikkonzert im „Beacon Theatre“ war da nur eine weitere Kehrtwendung in der Karriere des 46jährigen Young.

Der hatte mit seiner Stammband Crazy Horse vor genau einem Jahr die Betonwände im Madison Square Garden zum Wackeln gebracht. Im Beacon Theatre jedoch wackelten nur die Schwingtüren der Ausgänge. Die entfesselte Power der „Ragged Glory“ 1 Tour vom vergangenen Jahr war out, „Harvesl“ war in. Denn der überwiegende Teil des 70minütigen Konzertes bestand aus neuen Songs vom noch unvollendeten Album „Harvest Moon“, der Fortsetzung von „Harvest“ aus dem Jahre 72.

Die auf Party vorprogrammierten Fans quittierten es mit Unmut. Und als ein Zuschauer gar in einen sich zäh dahinschleppenden neuen Song mit dem Titel „Depression Blues“ hineinbrüllte: „Let’sgo, Neil“, stimmte er dem Schreihals zu und brach unvermittelt mit der Bemerkung ab: „Ich habe keinen Bock darauf, den Song zu Ende zu singen.“ Um leicht resigniert hinzuzufügen: „Einige Typen wollen mich nurgröhlen hören: diesen Shit hier hassen sie wohl.“

Scheiße waren die neuen Songs ganz sicher nicht. Halt nur ungewohnt, und sie schienen oft gefährlich nahe neben Paul Anka-Schmalznudeln zu dümpeln mit Textzeilen wie „Weil ich dich noch immer liebe’möchte ich dich im Mondschein tanzen sehen“, oder, in einem anderen Lied: „You are such a v/oman to me… our love will last till the end oftime“. Das auf einer antiken Orgel begleitete „After The Gold Rush“ brachte das Konzert zu einem abrupten Ende.

Er hatte die Rechnung ohne die aufgebrachten Fans gemacht. Die verlangten für ihre 30 Dollar Eintritt mehr. Und so stapfte Young schließlich noch einmal auf die Bühne, bereits im Mantel, und sang ein weiteres seiner neuen Lieder. Dann war’s vorbei. Ernüchtert trotteten die Zuschauer davon.