Der Hall, das Echo, der Sound von ganz weit weg: Seit 1998 arbeiten My Morning Jacket an ihrer Vision von transzendenter amerikanischer Rockmusik, die in dieser Form kaum noch gespielt wird. Gerade deswegen ereilte die Freunde aus Louisville ein unliebsames Schicksal: My Morning Jacket gelten als Kritiker-Band. So gab es wieder viele Elogen für das vierte Album Z. Doch auf den bärtigen Jim James, Sänger, Texter und Gitarrist bei My Morning Jacket, scheint zu passen, was Franz Xaver Kroetz einmal über die Schriftstellerei sagte:

„Man ist in einem manischen Zusammenhang mit sich selbst. Und wenn man fertig ist, unterfiirchterlichen Mühen, interessiertes kein Schwein.“

James hat so viel geschrieben und gerungen und gespielt, daß er schwer krank geworden ist. „Wir waren in den letzten Zügen unserer Tour und alle sehr müde“, erzählt Schlagzeuger Patrick Hallahan: „Aber Jim ging es noch schlechter: Er sprach kaum noch ein Wort und ging nach jedem Auftritt direkt ins Bett. Als wir zurück waren, rief seine Mutter mich an und sagte, daßerauf der Intensivstation läge ~ mit einer schweren Lungenentzündung und anderen Komplikationen, auf die ich nicht näher eingehen möchte.“ Die geplante Europa-Tour Anfang 2006 wurde abgesagt.

Es bleiben uns die Songs auf Z – und die Stimme von Jim James, die wir ausnahmsweise mit Wayne Coyne von den Fläming Lips vergleichen wollen – mit Neil Young hat die Band schon genug zu tun. „Wir haben wirklich kaum ein Interview gefuhrt, in dem wir nicht auf Neil Young angesprochen worden sind. Aber diese Vergleiche haben auch immer ein bißchen was mit Faulheit zu tun. Ich würde gerne mal eine Kritik über uns lesen, wo es um unsere Musik geht und die einfach nur akkurat genau die Eindrücke beschreibt, die man beim Hören unserer Platten hat—egal, ob der Rezensent sie mag oder nicht.“ Hallahan ist keiner dieser Schlagzeuger, die nichts zu sagen haben. Er spricht gern über die alten LPs von My Morning Jacket und mag IT still moves, das im Gegensatz zum frühen Meisterwerk at dawn gegen Ende doch ein wenig ausfranste, noch so gern wie am ersten Tag.

Er betont immer wieder, daß man zeitlose Musik erschaffen wolle und witzelt über die Single-Tauglichkeit einzelner neuer Stücke: Im Gegensatz zu früher seien dieses Mal doch genügend Lieder auf dem Album, die die Fünf-Minuten-Grenze unterschreiten. Ein Klischee: My Morning Jacket sind Menschen, die sich Zeit nehmen. Seltsam, daß die beiden neuen Bandmitglieder, Gitarrist Carl Broemel und Keyboarder Bo Koster, so schnell gefunden wurden.

„Johnny und Danny wollten nicht mehr ständig auf Tour sein. Wir standen vordem Problem, unsentweder auflösen zu müssen, zu dritt weiterzumachen oder neue Leute zu finden. Und ungelogen: Carl undBo waren die ersten, die wir überhaupt haben vorspielen lassen. Ich glaube, es fühlte sich deswegen so organisch undgutan, weildiebeiden nur ein paar Songs von uns kannten und eigentlich gar nicht richtig wußten, wer wir waren.“

Hallahan selbst ist bereits der dritte Schlagzeuger der Band. Er teilt die bandinterne Begeisterung für die Muppet Show und gibt „Das Tier“. Keith Moon und John Bonham als seine Lieblingsdrummer an. Zwischen einer Rolle in THis IS spinaltap oder die muppets AUS DEM all könnte er sich nur schwer entscheiden. Dafür erklärt er kurz den Namen der Platte:

„Wir dachten uns einfach, daß Z ein unheimlich kraftvoller Buchstabe ist. Und er beschreibt das Gefiihlganz gut, daß wir bekamen, wenn wir mit den Aufriahmen beschäftigt Riaren.“ Und wo wir schon beim Geschichtenerzählen sind: Strip-Club brennt bis auf die Grundfeste nieder; Jim geht mit Freunden hinein; Jim findet Morgenmantel mit unbekannten Initialen; Jim nennt Band daraufhinMy Morning Jacket. Soviel zur Legende. >» www.mymorningjacket.com +*