Zwei Wiener machen Peter Illmann F.I.T.


Die Runderneuerung war dringend notwendig: Mit dem ZDF-Musikmagazin „P.I.T.“ ging’s unaufhaltsam bergab. Nun sorgen zwei Profis für eine frische Brise. Martin Brem berichtet.

Da mußte man schon zweimal hinsehen, um’s zu glauben. Peter Illmann, zuletzt mit seiner ZDF-Jugend-Sendung „P.I.T.“ Disco-Etablissements im deutschen Hinterland bereisend, moderierte plötzlich weltmännisch aus der Pop-Hauptstadt London, besuchte für den staunenden Zuschauer nicht nur das Hauptquartier der renommierten Stylistin Katherine Hamnett oder die Redaktion der ultra-hippen Szene-Zeitschrift ,.i-D“, sondern hatte mit einem Mal die ganz großen Pop-Kaliber in seiner Sendung: Whitney, Bowie, Lennox, Genesis, Freddie Mercury — Illmann meets the Stars!

Wie geht das, fragt sich da der Unbedarfte. Der Moderator disqualifizierte sich doch schon vor zwei Jahren selbst, als er — vom ZDF für teures Geld bei der damals noch erfolgreichen ARD-„Formel Eins“ abgeworben — die schnuckelige Whitney Houston in seinem „Peter Illmann Treff‘ als ihre eigene Tante Dionne Warwick vorstellte und uns seither mit geballter Inkompetenz zu unterhalten wußte.

Des Rätsels Lösung heißt Doro. So nennen Rudi Dolezal und Hannes Rossacher ihre in Wien ansässige Produktionsfirma, die beauftragt wurde, der mit lauen Einschaltquoten dahinsiechenden ZDF-Leiche „P.I.T.“ ein neues Outfit zu schneidern.

Bekannt wurden die selbsternannten „Torpedo Twins“ als Videoclip-Regisseure — unter anderem für die Rolling Stones, Queen, Falco, Bonnie Bianco („Miss You So“) und Hubert Kah („Military Drums“). Hannes Rossacher zeichnet außerdem für die ARD-„Musikszene“ verantwortlich, wobei die von Ron Williams präsentierte, kritische Informationssendung nach einem nur einjährigen Gastspiel im Ersten wieder in die undankbaren dritten Programme abgeschoben wurde. Die Macher waren wenig erbaut.

All diese Sorgen darf Doro bei „P.I.T.“ vergessen. Das Konzept der Sendung ist populär ausgelegt, ohne in allzu platte Hitparaden-Penetration auszuarten. Flott und unkompliziert wird man da über Aktuelles in der Pop-Welt informiert, wobei mit einem hasardeurhaft späten Redaktionsschluß (Montag der Ausstrahlungswoche!) die Schnelligkeit der Sendung garantiert werden soll. Rossacher: „Es gilt, bei,P.I.T.‘ eine Balance zu halten: Einerseits wollen wir durch Rückblicke auf die Charts der letzten Wochen genug Populäres zeigen, andererseits aber auch Ausblick auf sich anschleichende Trends bieten. “ Dolezal: „Die ständig wechselnden Städte, in denen jeweils eine Sendung präsentiert wird, dienen uns dabei als Dekoration. So bekommt der Zuschauer so ganz nebenbei auch noch Interessantes über eine internationale Szene-Metropole frei Haus mitgeliefert. ‚ Konfliktstoff ist allerdings in der neuen „P.I.T.“-Konstellation ebenfalls vorprogrammiert, wenn die immer für einen Scherz guten Österreicher auf den steif-deutschen Illmann treffen. So sollte sich laut Drehbuch der Moderator anläßlich eines Italien-Specials mit Adriano Celentano herumstreiten, der den Ansager schließlich in kompletter Montur in den Swimming-pool zu befördern hatte. Als man zudem die Einstellung ein zweites Mal drehen wollte, war das gesamte psychologische Geschick der Produzenten notwendig, um den streikenden Illmann zu einer Wiederholung zu bewegen. Dolezal: “ Das fand der goar net lustig…!“

Nachdem das neue Konzept nach den ersten drei Sendungen nur positive Reaktionen hervorrief, wurden Rossacher/Dolezal engagiert, bis Ende 1988 acht weitere zu produzieren. In diesem Jahr stehen noch zwei „P.l.T’s“ auf dem Programm, die nächste am 3. Oktober. Dann wird unser Peter Illmann in der „Dekoration“ New York stehen und berühmte Gäste wie Jagger, Fleetwood Mac, George Michael und Madonna präsentieren. Im nächsten Jahr soll es dann auch noch einen optimalen Sendeplatz für „P.I.T.“ geben, nämlich in der neuen ZDF-Jugendschiene, Mittwoch 19.30 Uhr.