10 Thesen zum Hörverhalten – These 6: Das Album wird mehr und mehr zum Schmuckstück
Wie hören wir in Zukunft Musik? André Boße hat Experten befragt und Antworten gefunden. Hier These 6.
Wie hören wir in Zukunft Musik? Wird es noch Plattenläden geben? CDs? Vinyl-LPs? Wie kann es Bands gelingen, Geld zu verdienen? Und warum wird das Album zum Schmuckstück? Unsere Experten Alan McGee (Gründer des Labels Creation und 359 Music), Scott Cohen (Gründer des Musikvertriebs The Orchard), Andy Chen Chef des Streaming-Dienstes WIMP) und Tom Silverman (Gründer des Labels Tommy Boy) wagen einen Ausblick.
These 6: Das Album wird mehr und mehr zum Schmuckstück
Streaming hin oder her: Natürlich werden auch in Zukunft noch Platten verkauft. Jedoch immer weniger herkömmliche Tonträger mit schmalen Booklets, sondern zunehmend aufwendige Editionen mit echtem Mehrwert in der Box: T-Shirts oder Backstagepässe, Interview-CDs oder Bonus-Songs, Ticket-Gutscheine oder Souvenirs aus dem Proberaum, unterschriebene Hochglanzfotos oder Songtexte im fein illustrieren Lyrikband – der Fantasie der Musiker sind keine Grenzen gesetzt. „Der Longplayer wird sich in Zukunft vom Plastikprodukt zum hochwertigen Coffeetable-Album wandeln“, prognostiziert Tom Silverman.
Zielgruppe sind nicht die Gelegenheitskäufer im Großmarkt, sondern die-hard-Fans, die bereit sind, viel Geld auszugeben. Laut Musikbusiness- Visionär Scott Cohen schlummert hier ein Marktpotenzial, das derzeit noch gar nicht ausgenutzt wird. „Wer drei Jahre lang auf ein neues Album seiner Lieblingsband wartet, zahlt gerne mehr als 15 Euro, wenn es so weit ist.“
Bands, die von der Musik leben wollen, werden dieses Potenzial in Zukunft ausnutzen. „Wer viele Deluxe-Editionen im Wert von 50 bis 100 Euro an den Mann bringt, erzielt ordentliche Umsätze – zumal diese Luxus-Produkte eigenständig über die eigene Homepage vertrieben werden können“, sagt Cohen. Entscheidend für den Erfolg ist eine gute Zusammenstellung dieser Editionen – sonst fühlen sich die Fans verschaukelt. Gut funktionieren wird die Verknappung: Limitierte Ausgaben sind begehrt. Das gilt auch für Alben, die nur für eine bestimmte Zeit oder an einem bestimmten Ort erhältlich sind – der Erfolg des Record Store Days spricht hier Bände.