10 Thesen zum Hörverhalten – These 9: Alles wird doof!


Wie hören wir in Zukunft Musik? André Boße hat Experten befragt und Antworten gefunden. Hier These 9.

Wie hören wir in Zukunft Musik? Wird es noch Plattenläden geben? CDs? Vinyl-LPs? Wie kann es Bands gelingen, Geld zu verdienen? Und warum wird das Album zum Schmuckstück? Unsere Experten Alan McGee (Gründer des Labels Creation und 359 Music), Scott Cohen (Gründer des Musikvertriebs The Orchard), Andy Chen (Chef des Streaming-Dienstes WIMP) und Tom Silverman (Gründer des Labels Tommy Boy) wagen einen Ausblick.

These 9: Alles wird doof!

Zehn Dollar Einnahmen für 10.000 Streamingabrufe auf Spotify – so lautet die bittere Bilanz der Band Grizzly Bear, aufgestellt im Zuge ihrer Kritik an den Geschäftsmodellen der Streamingdienste. Das Credo der Band: „Spotify & Co. helfen nicht den Bands. Nicht den Labels. Nicht den Plattenläden.“ Auch wenn YouTube eines Tages auf ein Abo-Modell umstellt, werden die Bands kaum daran verdienen. Die Kohle machen weiterhin die Computerhersteller, Netzbetreiber und Software-Entwickler. Als hätten sie davon nicht schon genug.

Was also soll gut sein an einer Zukunft, in der man über die Mobilfunkrechnung oder beim Autokauf Streaming-Abos abschließt, die man eigentlich gar nicht möchte? In der immer mehr Plattenläden verschwinden, weil es zum Beispiel in der Provinz viel zu wenig Kunden gibt, die sich Woche für Woche mit 100 Euro teuren Deluxe-Editionen eindecken?

Alan McGee, der CD-Hasser, hat im vergangenen Jahr ein neues Label gegründet, 359 Music. Er nennt ein paar Motive, warum er das getan hat. Das Ehrlichste ist wohl, dass er einfach mal wieder Lust hat, ein wenig im Mittelpunkt zu stehen. Aber er sagt auch: „Es wäre frustrierend, das gesamte Musik-Business den IT-Typen aus dem Silicon Valley zu überlassen, die über brillante Pop-LPs reden, als handele es sich nur um fuckin’ Files.“ McGee weiß aber auch: Er ist eine Ausnahmeerscheinung. „So blöd wie ich sind nur wenige.“