5 Fragen an Beck
Herr Hansen über die reduzierte Arbeitsweise am neuen Album modern guilt, Katz und Mouse und die Wichtigkeit von Artworks.
1 Warum klingt dein neues Album um Lichtjahre besser als der Vorgänger?
Tut es das? Naja, vielleicht lag es an meiner Herangehensweise. Ich habe modern guilt bei mir zu Hause in Los Angeles aufgenommen, in meinem eigenen Studio, und bin dabei sehr puristisch vorgegangen. Ich habe alle Songs auf meiner akustischen Gitarre komponiert, alle sollten auf einem einzigen Ton funktionieren. Sonst schmeiße ich von 30 Songs immer 20 weg, diesmal hatte ich überhaupt nur 14 geschrieben, da fiel die Auswahl natürlich leichter. Außerdem habe ich bei diesem Album weniger herumgebastelt, es gibt viel weniger Soundschichten als sonst. Diesmal sind es vier, maximal fünf. Gitarre, Stimme, Bass, Beats und manchmal eine Background-Stimme, mehr gibt’s da eigentlich nicht. Ach ja, und auf einen richtigen Bass habe ich diesmal verzichtet, das ist alles programmiert und an moderner elektronischer Musik orientiert. Vielleicht klingt MODERN guilt deswegen ein wenig luftiger, und das Songwriting steht im Mittelpunkt.
2 Du giltst seit deinem Hit „Loser“ als Großmeister des Do-it-yourself-Prinzips. Wofür braucht es dann überhaupt einen Produzenten?
Danger Mouse (u.a. Gnarls Barkley, The Good The Bad & The Queen, Anm.d.Red.~) ist ja nicht irgendein Produzent, er ist gegenwärtig vielleicht der talentierteste. Aber stimmt schon, vielleicht liegt’s an meiner Faulheit. Es ist ein wenig so, als würde man eine längere Autofahrt unternehmen und nimmt noch jemanden mit, der zwischendurch dann auch mal ans Steuer darf. Oder muss, je nachdem. Das sollte jemand sein, dem man absolut vertrauen kann. Außerdem habe ich gemerkt, dass die Wahl meiner Produzenten meine Musik total verändert. Ich brauche jemanden, der mir Sicherheit gibt, ein Korrektiv. Nigel Godrich (Produzent des letzten Beck-Albums the Information; Anm.) beispielsweise ist einer, der total auf Gitarren abfährt, der hört ein Riff und sagt: „Dos ist es jetzt!“, also ist es das jetzt.
3 Und wie war das mit Danger Mouse?
Oh, das ist etwas ganz Besonderes. Er ist ein Experte für diese organischen Zusammenflüsse aus Pop und HipHop, aber allein seine Anwesenheit im Studio hatte für mich etwas sehr Beruhigendes. Und es war sehr seltsam. Während er wochenlang auf Tournee war, musste ich die Bänder mastern, die wir bis dahin aufgenommen hatten. Eigentlich ist das nur eine technische Kleinigkeit, aber irgendwie haben wir dann meine Stimme nur einen Tick lauter gemacht – und alles klang völlig anders. Es ist wirklich sehr entscheidend, wer da an den Reglern sitzt.
4 Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit CatPower, die auf zwei der Songs, „Orphans“ und „Walls“, im Background singt?
Oh, ich kenne sie schon sehr lange und schätze ihre Arbeit. Normalerweise habe ich spezielle Backgroundsängerinnen, also einen Chor aus Profis, die geschult sind und wissen, was sie tun. Bei diesen beiden Songs dachte ich, das braucht irgendwie noch eine weibliche Stimme, auch wenn man sie nicht richtig heraushören wird. Ich wollte immer schon mal mit ihr zusammenarbeiten, und zufällig war sie gerade in der Stadt. Also kam Cat Power zu mir ins Studio, sie musste eigentlich zum Flughafen und hatte nur eine halbe Stunde Zeit. Sie kam also rein, sang ihren Part – und es war perfekt, gleich beim ersten Versuch. Das zeigt, was für eine große Künstlerin sie ist.
5 Es heißt, dir sei die Covergestaltung deiner Alben sehr wichtig. Ist das nicht altmodisch?
Nein, wieso? Ich finde, ein Cover gibt der Musik erst ihr Gesicht. Du verwendest sehr viel Zeit auf die Musik, sozusagen den Körper, und am Ende brauchst du auch ein richtiges Gesicht. Du willst der Welt mitteilen, wie sich deine Musik anfühlt – das geht nur mit dem richtigen Gesicht. Das ist natürlich fast unmöglich, aber wenn es gelingt, ist es pure Magie: Ein gutes Artwork kann auch schlechte Musik in positiver Weise unterstützen, ein schlechtes auch gute Musik ruinieren. Für mich waren daher Cover schon früher immer sehr wichtig und oft genug ein Grund, mir ein Album überhaupt zu kaufen. Mit Videoclips ist das eine andere Sache. Ich habe Videos gemacht, die mehrere Hunderttausend Dollar gekostet haben und auf MTV liefen – und trotzdem weißt du nicht, wer sich das eigentlich anschaut und ob der Aufwand sich lohnt.
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