5 Fragen an Pras Michel
1 Bei einer Award-Show in den USA J. gab es kürzlich eine Live-Reunion der Fugees. Wenig später habt ihr euch sogar in einem Studio getroffen, aufgenommen wurde aber noch nichts. Spürt ihr eine große Last auf euren Schultern, wenn ihr euch unter diesem Namen versammelt? Nein. Die Leute messen dem viel Bedeutung bei, wir aber nicht. Im Studio haben wir erst mal zu klären versucht, wie das mit den Fugees in der Zukunft überhaupt laufen könnte. Und glaub mir, das ist alles nicht einfach. Wir werden sehen. Auch ob die Chemie noch stimmt, kann ich nicht beurteilen – wir haben ja noch nicht zusammen gearbeitet.
2 Auf deinem neuen Solo-Album gastiert Wyclef. Vor drei Jahren hat er dich noch „Fake Ass Präs“ und „MUH Vanitli of HipHop“ genannt. Hast du mit deinem Cousin Frieden geschlossen? Das Verhältnis ist inzwischen okay, auf jeden Fall. Wir haben über alles geredet – um die Vergangenheit hinter uns zu lassen, mußten wir das auch. Vieles damals war einfach kindisch und engstirnig und beruhte auf Mißverständnissen. Das war ein bißchen außer Kontrolle geraten. Die Zusammenarbeit jetzt kam auf ganz natürliche Weise zustande: Ich hab‘ in seinem Studio gearbeitet. Er hat sich in der Tür geirrt, kam rein, und ich hab‘ ihn gefragt, ob er eine Strophe für einen Song aufnehmen kann. Er hat ja gesagt und auch gleich noch den Refrain eingesungen.
3 Nachdem Lauryn Hill in ihrem lon, erbitterten Kampf um künstlerische Freiheit bisweilen ziemlich übers Ziel hinausgeschossen ist, wird es sicher schwierig, wieder als Team zusammenzuarbeiten. Wie stehen die Chancen für ein neues Fugees-Alöum? Das geht auf und ab wie an der Scheiß-Börse. In einem Augenblick stehen die Chancen 90 zu 10, im nächsten 20 zu 80. Als ich das letzte Mal unseren Kurs gecheckt habe, stand er bei 50/50. Die allgemeine Stimmung zwischen uns schwankt. Vieles hängt davon ab, wer welche Laune hat – ob Lauryn einen guten Tag hat, ob Wyclef einen guten Tag hat… (lacht). Es ist verrückt.
4 Dein erstes Solo-Album nach der J. Auflösung der Fugees hat 1998 nicht besonders gute Kritiken bekommen. Hat es deshalb sieben Jahre gedauert, bis du dich wieder motivieren konntest, ein neues Album aufzunehmen? Das erste Album war Schrott. Ich hatte eine gute Single, „Ghetto Superstar“, und dann wollte meine Plattenfirma plötzlich ganz schnell ein ganzes Album. Danach hätte ich trotzdem gerne weitergemacht: Die Alben Eyes On The Pras und Cold Fire waren fertig, aber Sony wollte sie weder selbst veröffentlichen noch mir die Möglichkeit geben, das Label zu wechseln. Das war extrem frustrierend. Aber es sind auch nur ein oder zwei Songs von diesen Platten auf meinem neuen Album, denn ich bin inzwischen viel reifer geworden. Win, Lose or Draw ist jetzt viel besser: bessere Songs, bessere Themen, einfach kreativer.
5 Wie befriedigend wäre es für dich überhaupt, wieder mit den Fugees zu arbeiten? Ich arbeite gerne mit den Fugees. Wenn das ansteht, richte ich mich danach. Ich mache mir da keine Gedanken. Das Leben ist für mich sowieso nur eine einzige riesige Enttäuschung – sieh dir doch die Weltan, in der wir leben. Alles isc eine Enttäuschung. Nicht nur das Musikbusiness. Das einzige, was mich bei derStange hält, ist das Wissen, daß ich vielleicht durch die Position, in der ich bin, mal irgendjemandem auf der Welt irgendwie mit meiner Musik helfen kann. Alles andere ist beschissen.
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