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Back for very good: Das sind die 50 besten Comeback-Alben


Von Blur über Aphex Twin bis John Cale: Wir teilen mit euch 50 großartige Comeback-Alben.

A-ha
MINOR EARTH, MAJOR SKY
2000

Den Status einer Teenieband kann man sich nicht anders denn als Wanderpokal vorstellen. Nichts ist so sicher wie die Tatsache, dass er alle Jahre seinen Träger:innen wieder aus den Händen gleitet. Auch A-ha blieben davon nicht verschont, aber die Norweger brauchten erst noch zwei schlecht laufende Platten und einen erfolgsarmen Start in die Neunziger, um das zu realisieren. Sie pausierten darauf sieben Jahre und kehrten mit einem erwachsenen Hit zurück: „Summer Moved On“ erschien, ein Stück mit noch weit mehr Bond-Song-Grandezza als ihr damalig offizielles 007-Stück „The Living Daylights“ von 1987. A-has Comeback-Hit öffnete dem dazugehörigen Album alle Türen. Nicht mehr der Pausenhof stand in Flammen, viel eher fand sich nun der gereifte Pop-Fan im Bann ihres melancholischen Synthie-Chics wieder. (Linus Volkmann)

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New Order
GET READY
2001

Im ewigen Jungbrunnen der Popmusik mit einem Comeback aufzutauchen, birgt die Gefahr, dass selbst wohlwollende Fans insgeheim denken: „Auweia, sind die aber alt geworden.“ New Order hebeln das auf ihrer letzten wirklich legendären Platte, die mit dem Nicolette-Krebitz-Foto auf dem Cover, kongenial aus. Im Video zu der griffigen ersten Single „Crystal“ sieht man eine Band aus jungen dramatischen Typen performen – schwitzig, hittig, im Look des Hier und Jetzt. Wer es nicht besser weiß, muss denken, dies hier also seien New Order. Zu diesem gelungenen Coup gesellt sich dann auch noch der Zeitgeist, der zur Jahrtausendwende entschlossen auf ein 80er-Jahre- und Synthie-Pop-Comeback eingeschwenkt ist. GET READY löste so eher einen neuerlichen Hype um die Band denn wohlige Nostalgie aus. (Linus Volkmann)

Deutsch-Amerikanische-Freundschaft
FÜNFZEHN NEUE D.A.F.-LIEDER
2003

Auf ihrem ersten Album seit dem gescheiterten, ausnahmsweise auf Englisch vorgetragenem Disco-Experiment 1ST STEP TO HEAVEN von 1986 kehrten DAF 17 Jahre später zu den hypnotischen Loops und Tribal-Rhythmen zurück, die sie 1981 international bekannt gemacht hatten. Gabi Delgado-López herrschte uns nicht mehr ganz so aggressiv wie noch zu „Der Mussolini“-Zeiten an, aber den Job hatte mittlerweile ja auch Till Lindemann übernommen. Statt Robert Görls Schlagzeugspiel setzte man nun auf Drumcomputer. So fügte sich das Duo in den Sound des Genres ein, das es maßgeblich geprägt hatte: House (die ohne Görl entstandene 1987er-Single „The Gun“ gilt als erste deutsche House-Platte überhaupt). Von Beachtung war die Monate vor der Irak-Invasion veröffentlichte Abrechnung mit ­George W. Bush „Der Sheriff (Anti-Amerikanisches Lied)“, das vier Jahre darauf von NDW-Größe Nena gecovert wurde – noch so ein Genre, das es ohne DAF nicht in der Form gegeben hätte.   (Stephan Rehm Rozanes)

 

Kraftwerk
TOUR DE FRANCE SOUNDTRACKS
2003

Das bislang letzte Kraftwerkalbum war ein Projekt 20 years in the making – und kam dann mit einem völlig vermeidbaren Timing-Fehler daher. Das als Begleitung zum 100. Geburtstag der Tour de France gedachte Werk erschien eine Woche nach deren letzter 2003er-Etappe – womöglich wurde deshalb der „Soundtrack“-Zusatz für das remasterte Re-Issue 2009 fallengelassen. Mit dem Werk erfüllten sich die Radsportenthusiasten Ralf Hütter und Karl Bartos einen lang gehegten Traum – bereits 1983 war der Titelsong in seiner Urfassung als Single erschienen, das damalige Artwork unterscheidet sich nur marginal von dem des Albums. Auch soundmäßig erfanden Kraftwerk, hüstel, das Rad nicht neu, blieben ihrem reduzierten Stil treu – und passten damit zufällig zum Minimalismus-Gebot der Houseszene der frühen Nullerjahre. Trotz seines Konzepts ist das Album dank nur noch indirekt mit dem Radeln verbundener Downbeat-Tracks wie „Vitamin“ auch für Sportmuffel zu genießen. (Stephan Rehm Rozanes)

 

Kate Bush
AERIAL
2005

Der Besuch im Geisterhaus des Pop, den die Teenagerin Kate in einer Art Tanzperformance zu den Streicherwinden in „Wuthering Heights“ Ende der 70er hingelegt hatte, blieb unvergessen. Die Sängerin holte die verlorene Seele aus Emily Brontës Roman auf die große Bühne zurück. Als AERIAL nach längerer Albumpause im neuen Jahrzehnt dann erschien, durften Kates Aufnahmen sich mit dem „Soul“ jüngerer Sängerinnen namens Fiona, Tori, Björk und Amy messen. AERIAL wurde für die Künstlerin ein Ort der Veränderung und bot Raum fürs Spielbein zwischen Keyboard-Zeitgeist und, sagen wir, Dream Pop: Mal intoniert Kate Zahlenreihen („Pi“), mal singt sie ein Kinderlied vom schönsten Lächeln, das sie je sah – und irgendwo zwitschern die Vögel und die Sängerin gleich mit. Kein Zauberwerk, aber ein bisschen Ausnahmekünstlerin steckte in AERIAL schon noch drin.   Frank Sawatzki

 

Vashti Bunyan
LOOKAFTERING
2005

Frustriert vom öffentlichen Desinteresse, mit dem ihrem meisterlichen Debüt JUST ANOTHER DIAMOND DAY begegnet wurde und vollzeitbeschäftigt mit ihrem Neugeborenen zog die Folk-Künstlerin sich 1970 von der Musikindustrie zurück, um mit der Incredible String Band in einem verlassenen Haus in Schottland zu leben. Doch die herausragende Qualität ihrer Musik sprach sich herum – langsam, aber sicher. 2001 machte Devendra Banhart sie ausfindig, um nach künstlerischem Rat zu fragen. Überrascht lernte Bunyan, dass sie von einer neuen Szene entdeckt worden war und nun als „Godmother of Freak Folk“ galt. Ermutigt nahm sie ihr zweites Album auf, das dem Erstling in nichts nachsteht: LOOK­AFTERING klingt wie ein Traumzauberbaum, dessen zahllose Äste in den Himmel ragen. Die Zeitlosigkeit dieser zärtlichen, in einem Meer aus Melodien dahintreibenden Songs machte den 35-jährigen Abstand zum Vorgänger unhörbar. (Stephan Rehm Rozanes)

 

Take That
BEAUTIFUL WORLD
2006

Nur eine absolute Minderheit hätte beim Split der Band im Februar 1996 ernsthaft gedacht, dass der bereits im Vorjahr ausgestiegene Robbie Williams zum Megastar avancieren würde und nicht Songwriter und Lead-Vocalist Gary Barlow, der allein mit „Back For Good“ und „Never Forget“ Perfektpop abgeliefert hatte? Ebenso überraschend die vorerst Robbie-lose Rückkehr als Quartett zehn Jahre später. Die Verpflichtung von US-Multitalent John Shanks (Alanis Morissette, Anastacia) als Produzent und Co-Songwriter erwies sich als goldrichtig. Aus den Boyz waren Men geworden, die mit formidablen Songs wie „Patience“ und „Shine“ vieles dafür taten, dass genussvolles Formatradiohören Mitte der Nullerjahre kein Ding der Unmöglichkeit war. Take That wurden mit ihrem Comeback so gigantisch, dass sie sogar Williams überragten, der für ein Album und eine spektakuläre Tour reumütig zurückkam.  (Stephan Rehm Rozanes)

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Dinosaur Jr.
BEYOND
2007

Die Dankesliste von BEYOND beginnt mit Brian, Justin und Joel. Nein, keine Freunde, keine Familie, sondern Mitarbeiter von Fender und Marshall. Und das kreischende Gitarrensolo, mit dem das Album aus den Lautsprechern platzt, zeigt gleich mal, was Verstärker aushalten müssen, wenn man solch einen Sound herstellen will. Im weiteren Verlauf beweist das erste Dinosaur-Jr.-Album nach 19 Jahren in Originalbesetzung, warum Gitarrengott J. Mascis halt doch am besten ist, wenn er mit Lou Barlow und Murph zusammen spielt. BEYOND ist nicht nur ein erstaunlich frisches Comeback ergrauter Alt-Rock-Helden, sondern kann sich – auch dank des großartigen Barlow-Beitrags „Back To Your Heart“ – mit Karriere-Highlights wie BUG oder YOU’RE LIVING ALL OVER ME messen: fast jeder Song ein mit knapper Not gelungener Ritt auf der scharfen Klinge zwischen Lärm und Melancholie. (Thomas Winkler)

 


The Stooges
THE WEIRDNESS
2007

Ironie der Geschichte: Zwischen 1967 und 1974 war die Band aus Ann Arbor, Michigan, bei zeitgenössischen Kritikern in etwa so beliebt wie nässender Hautausschlag, man verachtete ihren Primitivismus und prophezeite Sänger Iggy Pop eine recht baldige, heroinbedingte Himmel-, eher: Höllenfahrt. Dann startete Iggy seine Solokarriere, der Punk brachte – kurz, aber heftig – die mittlerweile allzu plüschig möblierte Rock’n’Roll-Hall zum Einsturz und die guten, alten Stooges waren plötzlich „Kult“. Lust auf ein gemeinsames Comeback verspürte Pop aber erst recht spät. THE WEIRDNESS, produziert von Grunge-Experte Steve Albini, wurde sogar von der Kritik wohlwollend bedacht, der Zeitgeist hatte sich eben zugunsten eines No-Bullshit-Garagenrocks gewandelt. Mit READY TO DIE folgte 2013 ein Nachschlag, da lag Gitarrist Ron Asheton aber schon unter der Erde. (Uwe Schleifenbaum)

 


Radio Birdman
ZENO BEACH
2006

Man kann nicht behaupten, Radio Birdman wussten nicht, was sie taten, als sie nach sage und schreibe 25 Jahren ein Comeback hinlegten – und gleich wieder beendeten. „We Come So Far (To Be Here Today)“ hieß der Opener von ZENO BEACH, das zwar niemals an die rohe, unverstellte Kraft der gerade mal zweieinhalb Alben, die die Keimzelle des australischen Underground-Rock in ihrer ersten Inkarnation von 1974-78 zusammengeschrammelt hatte, heranreichen konnte. Dafür aber entwickelten Rob Younger, Deniz Tek, Chris Masuak und Konsorten den damals sensationellen Proto-Punk-Sound, den ganze Heerscharen von Aussie-Bands fröhlich aufnahmen, behutsam weiter. ZENO BEACH zeigt, was hätte sein können, aber beantwortet die Frage „Is it enough to be satisfied?“, die im Opener gestellt wird, dann doch mit einem klaren: Jein. (Thomas Winkler)

 


Portishead
THIRD
2008

Nach drei Jahren on the road und einer Scheidung war Songwriter Geoff Barrow ausgebrannt. Erst die Produktionsarbeit mit Bandmitglied Adrian Utley am The-Coral-Album THE INVISIBLE INVASION brachte die Inspiration zurück. Vorgaben für die dritte Platte ihrer Band waren: sich nicht wiederholen, keine Instrumente benutzen, die schon auf den Vorgänger­alben zum Einsatz kamen. Das bedeutete auch: weg von dem Genre, das Portishead mitgeprägt hatten: TripHop. An dessen Stelle traten experimentelle Elektronik, Free-Jazz und etwas, das man im weitesten Sinn als Psychedelic Rock bezeichnen kann. Einzig Beth ­Gibbons Gänsehautgesang hält das Werk Portisheads zusammen. Mit der Leadsingle „Machine Gun“ hämmerten sie sich zurück ins Gedächtnis, das apokalyptische Stück endete passend auf einer Melodie ähnlich dem Titelthema der „Terminator“-Filmreihe. „We Carry On“ klingt wie ein Rave in einem Geisterzug. Allein das anmutige, später passend von Radiohead gecoverte „The Rip“ rechtfertigte die elfjährige Wartezeit. Aller perfekten Dinge sind drei. Seit THIRD sind nun schon 15 Jahre vergangen. (Stephan Rehm Rozanes)

 

Bauhaus
GO AWAY WHITE
2008

Es war die erste Platte der Gothic-Rock-Pioniere seit einem Vierteljahrhundert, vom Label annonciert als „posthumer Schwanengesang“. Aufgenommen wurde GO AWAY WHITE binnen achtzehn Tagen in einem Studio in der kalifornischen Kleinstadt Ojai – danach war die Band abermals Geschichte. Ein sogenannter Zwischenfall habe das Vorhaben dieses Albums laut Schlagzeuger Kevin Haskins ins Wanken gebracht, nach der Einlassung von Bassist David J gab es einen Streit mit dem Sänger Peter Murphy. Immerhin zur Fertigstellung hat sich das Quartett durchgerungen. Im Resultat erinnern Melodram, Experimentierfreude und Energie an alte Zeiten; wie gewohnt schrauben Bauhaus Elemente aus Glam, Dub, Wave, Punk und Funk zu einem letzten – durchaus psychedelisch angehauchten – Gothic-Opus zusammen. Rabenschwarz gefärbt sind Stücke wie „Saved“ und „The Dog’s A Vapour“, beinahe unerwartet im metaphorischen Licht stehen die glamlastigen Titel „Too Much 21st Century“, „Adrenalin“ und „International Bulletproof Talent“. (Martin Schüler)

 

 


Grace Jones
HURRICANE
2008

Ein hüllenloses Fotomodell war Grace Jones gewesen, fünf Jahre und drei Alben lang verlustierte sie sich als Disco-Queen im legendären Nachtclub „Studio 54“. Zu Beginn der Achtziger mutierte sie dann in eine über alles erhabenen Diva, kombinierte als solche auf einigen Platten New Wave mit Reggae und Elektro. Irgendwann Mitte der Neunziger war in ihr der Entschluss gereift, nie wieder Musik aufzunehmen. Erst eine Begegnung mit dem Produzenten Ivor Guest sollte ihre Meinung ändern. Was folgte, war Jones’ erster Langspieler seit 19 Jahren. HURRICANE bündelt im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen ausschließlich Eigenkompositionen, die meisten von ihnen autobiografischer Natur. Für die Verwirklichung lud sie sich mit Brian Eno, Tony Allen, Sly & Robbie, Adam Green und Tricky Gäste aus unterschiedlichsten musikalischen Milieus ein. So breit aufgestellt wie die Mannschaft, so weit gefächert das klangliche Spektrum: Binnen zehn Songs verwebt Jones Module aus TripHop, Dub-Rock, Gospel, Reggae und Industrial-Elektro ineinander, als käme sie von einem anderen Planeten. (Martin Schüler)