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Back for very good: Das sind die 50 besten Comeback-Alben


Von Blur über Aphex Twin bis John Cale: Wir teilen mit euch 50 großartige Comeback-Alben.


The Avalanches
WILDFLOWER
2016
Warum die Avalanches sich nach ihrem 2000er-Debüt SINCE I LEFT YOU (3 500 Samples, wirklich?) 16 Jahre mit dem Nachfolger Zeit ließen, konnte nie komplett geklärt werden. Krankheiten und verschiedene Seitenprojekte spielten eine Rolle, vielleicht waren die Musiker aber auch im gigantischen Samplefindungs-Prozess, der mit Songs aus diversen Epochen verbunden war, in eins der Zeitlöcher gefallen, aus denen sie so aus dem Vollen zu schöpfen wussten. WILDFLOWER wurde dann doch ein ganz anderes Album, weil die australischen DJs mehr als ein halbes Dutzend Stimmen in ihre Puzzle-Tracks brachten: von Danny Brown, Biz Markie, Camp Lo und MF Doom bis zu Father John Misty, David Berman (Silver Jews) und Chaz Bundick (Toro Y Moi). Die Namen verraten’s schon: es wurde eine Feier des Eklektizismus, ungeniert inkonsistent. Musik-Rateteams nach vorne!  (Frank Sawatzki)

 


A Tribe Called Quest
WE GOT IT FROM HERE… THANK YOU 4 YOUR SERVICE
2016

Wenn die Entstehungsgeschichte dieses Albums mal nicht nach einem Biopic schreit: 17 Jahre nach ihrem letzten Werk THE LOVE MOVEMENT kam eine der einflussreichsten Rap-Kombos für einen Auftritt in der Jimmy Fallons „Tonight Show“ wieder zusammen und beschloss, im Geheimen an neuen Songs zu arbeiten. Kurz vor deren Vollendung starb MC Phife Dawg mit gerade mal 45 Jahren an den Folgen einer Diabeteserkrankung. Q-Tip brachte die Platte zu Ende, die eine ihrer besten darstellt. Gerade in der Jugendkultur HipHop stellt sich die Frage, wie man in Würde und Coolness altert – ATCQ gaben die Antwort: indem man sich treu und am Puls der Zeit bleibt. Während sie ihren assoziativen Jazz-Rap wild austreiben ließen, lieferten sie mit der Leadsingle „We The People…“ den smarten Soundtrack zu den Anti-Trump-USA. WE GOT IT FROM HERE… debütierte auf Platz 1 der USA und gilt als eins der besten Alben der Dekade. (Stephan Rehm Rozanes)

 


Slowdive
SLOWDIVE
2017

Dass eine so mit Spielfreude protzende Band wie Slowdive nicht mehr als vier Alben seit Anfang der 90er veröffentlicht hat, ist ­genauso unklar wie der Fakt, dass das selbstbetitelte vierte Werk erst 22 Jahre nach dem Vorgänger hervorgeschoben wurde. Aber es ist wohl so: Weder die riesengroß angelegten Shoegaze-Soundwelten noch die Gruppe an sich (um Neil Halstead und Rachel Goswell) lassen sich gerne richtig greifen. Wollen wir also das Werk für sich sprechen lassen. Denn das kann ohnehin unfassbar viel Gefühl in Bauch und Beinen auslösen und überzeugt mit einer Storytelling-Dichte, wie sie Social-Media-Menschen heute nur in ihren Schweißträumen erleben. Was Beach House oder auch The xx immer wieder versuchten, klappt hier bei den Engländer:innen dermaßen mühelos, dass man beim Tanztaumel nur euphorisch die Arme in ihre Höhensphären schwingen möchte. (Hella Wittenberg)

 


The Raconteurs
HELP US STRANGER
2019

Als Jack White gerade an seinem Soloalbum BOARDING HOUSE REACH arbeitete, wollte ein Stück nicht so recht zum übrigen Material passen. Weil er „Shine The Light On Me“ jedoch für zu gut befand, um das Demo auf einer Festplatte verrotten zu lassen, brachte er es gemeinsam mit seinen alten Raconteurs-Kollegen zur Reife. Somit war der Weg geebnet für den ersten Langspieler der Band seit elf Jahren. HELP US STRANGER ist gewissermaßen die – wenn auch etwas poppiger geratene – Rückbesinnung auf den musikalischen Wesenskern des Quartetts um Jack White und Brendan Benson: Eine stilsichere, vielleicht etwas konservative Melange aus Blues und Classic Rock. Besonders ins Ohr sticht das wutentbrannte „Don’t Bother Me“, auf dem White mutmaßlich gegen Donald Trump ätzt: „The lack of your empathy / Your ‚who me?‘ fake apologies, your political science“. Vorher hatte Hasardeur Trump ohne jegliche Einwilligung „Seven Nation Army“ für seinen Wahlkampf missbraucht. Offenbar war damit selbst für einen, der sonst nie politische Songs schreibt, das Maß voll. (Martin Schüler)

 


ABBA
VOYAGE
2021

Das größtmögliche Comeback aus Fleisch und Blut – bevor Künstliche Intelligenzen mit neuen Songs von Elvis, Nirvana und 2Pac existenzielle Fragen aufwerfen – geriet zur weltweiten Sensation: Sogar seit Jahrzehnten eingefrorene Playlists der Supermarktradios spielten die ersten Songs der Pop-Titanen seit 39 Jahren. Freilich ist es unmöglich, sich nach so langer Zeit neben den Evergreens der Band zu etablieren, aber das lässt sich eher Sentimentalitäten als dem makellosen Schlager-Pop wie „I Still Have Faith In You“, „Don’t Shut Me Down“ oder „Just A Notion“ anlasten. VOYAGE hat es geschafft, der Geschichte der Gruppe endlich ein anständiges Schlusskapitel zu schreiben – als Album. Was das weitergefasste Comeback für die Zukunft der Band bedeutet, bleibt indes fraglich. Oder finden Sie es nicht auch seltsam, dass die Hologramm-Avatare in London so gar keinen kulturellen Widerhall auslösen?   (Stephan Rehm Rozanes)