Gekommen um zu bleiben
Nu Rave, Hippies, 80er: Auch wenn die Bescheidwisser etwas anderes erzählen wollen -der Trend geht zum Trend, der nie mehr geht.
Früher war manches leichter. Die Berechenbarkeit von musikalischen Trends zum Beispiel. Die wurden zuerst ausgerufen, dann hat kein Hahn mehr danach gekräht, und nach circa zwei Wochen waren sie wieder weg. In den meisten Fällen war das auch gut so. Erinnert sich nochjemand an „Grebo“?
Trends sind heute auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Zum Beispiel: der Nu Rave. Kaum zwei Sekunden nachdem der NME den Begriff geprägt hatte – das war im Jahr 2006 -, musste man sich von groß gewachsenen Bescheidwissern im hippsten Club der Stadt ins Ohr brüllen lassen, dass „dieser ganze Nu-Rave-Hype“ ja „schon lange drüber“ sei. Zwei Jahre später pilgern sehr junge Menschen in sehr doofen 80er-Jahre-Klamotten, mit ebensolchen Frisuren und Glowsticks (auch ziemlich doof) scharenweise zu den Konzerten von Nu-Rave-Bands wie Crystal Castles, Late Of The Pier, Shitdisco und Hadouken!, sind dort aber freilich mehr mit Stylischsein und Gutaussehen beschäftigt als mit allem anderen. Davon kann man halten, was man will, aber das ist nicht unbedingt die Definition des Schon-lange-drüber-Seins.
Oder denken wir an das Hippie-Revival. Das wurde schon vor seiner Ankündigung (vor ungefähr 20 Jahren) totgesagt und immer dann verbal plattgewalzt, wenn einer es nur gewagt hatte, daran zu denken. Aber was ist mit MGMT, Fleet Foxes, Devendra Banhart und den anderen nouveau hippies? Die sind schon lange drüber, oder?
Seit Mitte der 90er-Jahre wird in schöner Regelmäßigkeit „das 80er-Revival“ ausgerufen, und schon zwei Sekunden danach brüllen die groß gewachsenen Bescheidwisser im hippsten Club der Stadt ins Ohr, dass… Lassen wir das, 2008 hat gezeigt: Trends sind wie Schwangerschaftsstreifen. Sie gehen nie mehr weg.