„Ich bete zu Gott, dass euch das Album gefällt“
Selbst Mornssey zeigte bei der Weltpremiere seines neuen Albums Nerven. Der ME war live dabei.
Unter strengen Sicherheitsmaßnahmen hat sich die internationale Musikpresse zur Premiere von Years Of Refusal in London versammelt und starrt erwartungsvoll auf die zwei lebensgroßen Albumcover, die eine in Blau gehaltene Bühne umrahmen. In einer Ecke, inmitten eines Rettungsrings aus PR-Menschen und Label-Mitarbeitern, sitzt Stephen Patrick Mornssey, dessen gespielte Gleichgültigkeit seine nervöse Körpersprache nicht übertünchen kann. Morrissey hat guten Grund, aufgeregt zu sein: Sein neues Album wurde im Mai 2008 fertig gestellt und hätte im September erscheinen sollen, aber ein Streit mit der amerikanischen Filiale seiner Plattenfirma verschob den Veröffentlichungstermin bis zum Februar 2009 nach hinten – viel Zeit zum Sorgen machen, you are the quarry hatte Morrissey 2004 nach sieben Jahren als einen zeitgemäßen Künstler im kollektiven Pop-Bewusstsein re-etabliert. Aber was kann ein Mann mit so einem reichhaltigen – und, mal ehrlich, teilweise eintönigen – Back-Katalog 2009 noch tun, um sich schon wieder neu zu erfinden? ye ars of refusal gibt auf diese Frage eine verblüffende Antwort. Trotz sichtbaren Nervenflatterns ist Momssey, sobald er auf der Bühne erscheint, personifizierter Charme. Er witzelt über das Plattencover „Wie ihr seht, hat sich bei mir viel getan das Baby ist mein Sohn“ (der Säugling auf dem Cover ist der Sohn seines Tourmanagers) – bevor er verkündet: „Hier ist mein neues Album. Ich bete zu Gott, dass es euch gefallt“ ye ars of refusal untermauert massiv Morrisseys Songschreiber-Qualitäten und ist ein authentischer Ausdruck seines neu erstarkten Willens. Einfach gesagt: Momssey hat ein Rock’n’Roll-Album gemacht. Die Pop-Nuancen, die spielerischen Refrains und die raffinierten Gesangsinelodien hat er schweren Gitarren, brummenden Basslines und einem halsbrecherischen Tempo geopfert. „Something Is Squeezing My Skull“ ist ein schockierender Opener, der mit seinem boshaften Punksound die Gesamtstimmung des Albums vorwegnimmt. Es gibt keine Atempause; das Haupt-Riff des dritten Songs, das bedrohliche „Black Cloud“, wirkt wie eine Hardrock-Druckwelle aus den Siebzigern. Erst mit dem klimpernden Klavier und dem verspielten Gesang im vierten Track scheint der vintage Morrissey-Sound durch. Seine Lieblingshemen wie Isolation, Unglück und Verzweiflung sind jedoch omnipräsent. Zeilen wie „There is no love in modern life“?fou will never see the one you love agatn“ und vor allem „Wien I die I want togo to hell“ sind typisch für die Platte. Der Sturm legt sich erst gegen Mitte des Albums mit einer Coldplayesken Quasi-Ballade. Aber der Schock wirkt nach. Mit seinen fast fünfzig Jahren ist Morrissey lauter und wütender geworden und hat eine Platte produziert, die mit nräexistenten Vorstellungen, wie seine Musik zu klingen hat, rückhaltlos aufräumt chkis watkeys (‚Übersetzung: Matthias scherer)
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