The Thermals im Lexington, London
Die halb vergötterten Politpoppunks schicken sich zur Rückkehr an.
Die Hingabe, die den Thermais entgegengebracht wird, grenzt an Götzenverehrung. Der schuhschachtelgroße Raum im Obergeschoss des Lexington brutzelt regelrecht vor Vorfreude. Die drei aus Portland, Oregon sind bekannt für ihre politische Haltung und lyrische Komplexität, die aber nicht mit unzugänglicher Musik einhergeht. Im Gegenteil. In der Lage, auf einen recht breiten Songkatalog zurückgreifen zu können – ein Grund für den London-Besuch ist die Promo für ihr kommendes viertes Album (NOW WE CAN SEE; mehr im nächsten ME) -, stürzt sich die Band in Reißer wie „Returning To The Fold“ und „No Culture Icons“, brizzelnde Garagenrocker, die triefen vor Melodiosität. Zwei Songs geben einen Vorgeschmack auf das neue Album: Der extrem catchy Kracher „I Let It Go“ erinnert von fern an „C’mom C’mon“ von den Von Bondies, die kommende Single „Now We Can See“ mit ihrem infektiösen Refrain an Pavement. Frontmann Hureh Harris ist der Arche-Indietyp, dürr wie ein Bleistift und gekleidet wie ein College-Student. Die Intensität seiner Performance konterkariert die sonnige Grundtönung der Musik: Angespannt starrt er über die Köpfe der Menge hinweg, als stünde da hinten ein für alle anderen unsichtbarer Feind, der ihn triezt und reizt. Dazu pogt Bassistin Kathy Foster neben ihm und schüttelt ihren Afro, als wär’s das letzte Mal. Und ehe wir’s uns versehen, spielen sie den letzten Song, den Monsterhit „A Pillar Of Salt“. Dann sind sie weg. Vorsicht, wenn bald das neue Album kommt. Diese Thermais sind momentan so heiß, dass es zu Brandschäden kommen könnte.
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