The Drums im Udo, Berlin


Eine Band, so schön wie ihre Musik. Hier kann überhaupt und gar nichts mehr schiefgehen.

Dem Beginn eines neuen Jahrzehnts haftet in der Popmusik immer etwas demokratisches an. Ein neues Lebensgefühl muss her. Jeder kriegt eine Chance, jeder darf mitmachen. Prototypische Außenseiter wie Culture Club gaben 1981 der Dekade ihre schrille Architektur vor. Gammler wie Nirvana zerschlugen diese 1991 und ließen auf ihren Ruinen eine Gegenkultur versiffter Kellerclubs gedeihen. Seit 2001 führen uns Band wie The Strokes durch das Rockmuseum. Zumindest bis in die Halle mit den Exponaten aus den späten Sechzigern. Dort endet ihr Rundgang.

Schichtwechsel. Jetzt kommen The Drums. Sie schreiten voran in den Flügel mit den Originalplatten von Sun Records. Schnell beschleunigen sie ihren Schritt. Sie rennen. Sie sind Teenager In Love, sie sind Rebels Without A Cause. Sie treffen Pop im Herzen. Sie singen über Sommertage am Strand und übers Küssen. Damit verkaufen sie eine Europatour aus. Ihre Debüt-EP „Summertime!“ ist gerade mal seit einem Tag im deutschen Handel, als diese fast zu schön um wahr zu seiende Band ohne jegliches Tamtam die Bühne betritt.

Null Uhr, die Frisuren sitzen. Sänger Jonathan Pierce gibt mit ausladenen Gesten und unbekümmert albernen Stimmphrasierungen den jungen Morrissey, Jacob Graham tauscht bereits beim zweiten Song, „Best Friend“, Bass gegen Tamburin und führt einen wilden Affentanz auf. Gitarrist Adam Kessler greift erst im vierten Song, dem Aber-so-was-von-Hit „I Felt Stupid“, auf Akkorde zurück. Bis auf wenige Ausnahmen genügen dem offensichtlichen New-Order-Fan Einzeltöne. Der keine Miene verziehende Connor Hanwick konzentriert sich so auf sein Schlagzeugspiel, dass man Angst hat, er könne dabei zu atmen vergessen. Stimmt, Atmen. Pierce nippt ab und zu an einer Flasche Wasser, Kessler schwitzt sogar unter den Armen. Die leben ja! Vergisst man glatt bei dieser Aura. Und das, diese überhöhte Wahrnehmung, macht Stars aus.

The Drums sind Stars, schon jetzt. Das ist spätestens beim letzten Song vor der Zugabe klar: „Let’s Go Surfing“. Ob sie sich in die eingangs genannte Linie von Legenden einreihen können, weiß heute freilich noch niemand. Wenn Pierce aber in „Down By The Water“ singt: „You’ve gotta believe me when I say / When I say the word: forever“, dann braucht er keine Überredungskunst mehr. Dann will man sofort daran glauben: The Drums forever.

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