„Loveless“-Kritik: Ein ungeliebtes Kind verschwindet


Was bleibt, wenn nichts mehr übrig ist: Brillantes russisches Drama über das Ende der Menschlichkeit.

Dass „Loveless“ kein Zuckerschlecken werden wird, weiß man eigentlich schon vor der ersten Szene. Denn das sind die Filme von Andrej Swjaginzew nie gewesen. Nicht das Debüt, „The Return“, mit dem er 2003 den Goldenen Löwen in Venedig gewann, nicht „Leviathan“, der als ätzendes Fresko eines in allen Institutionen kaputten Landes 2014 in Cannes hätte gewinnen müssen.

Niemand bleibt vom Gift verschont

„Loveless“ beginnt mit einer erschütternden Szene, in der Boris und Zhenya – niemals wirklich ineinander verliebt, aber seit der Trennung in grenzenlosem Hass aufeinander vereint – über die Zukunft ihres zwölfjährigen Sohnes streiten, während der Junge im Flur sitzt und wie unter Schock jedes Wort mit anhört. Am nächsten Tag ist er verschwunden. Spurlos. Der Film handelt von der Suche nach dem abwesenden Kind. Abwesend sind auch Liebe und Mitgefühl. Und während es in anderen Filmen angesichts des gemeinsamen Antriebs um die Annäherung der entfremdeten Menschen gehen würde, treibt Swjaginzew den Keil noch tiefer zwischen die Protagonisten.

Nichts und niemand bleibt verschont von diesem Gift: Im Fernsehen laufen Nachrichten über den eskalierenden Ukraine-Konflikt, in der Realität des Films herrscht Schweigen. Wie bei Bergman – was nur zwei Dinge bedeuten kann. Gott hat sich abgewendet. Oder es gibt ihn nicht. Die Eltern sind in diesem Film ohne Hoffnung auf sich allein und ihre Smartphones gestellt.

„Loveless“ startet am 15. März in den deutschen Kinos. 

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