Das Gehirn


Liebes Gehirn,

ich habe mit einem Freund gewettet: Er behauptet, der erste Rap-Song sei „Rapper’s Delight“ von der Sugar Hill Gang. Ich sage jedoch, es war „Christmas Rappin'“ von Kurtis Blow! Wer von uns beiden hat Recht?

Uwe Meerbusch, Leimen, via E-Mail

Lieber Uwe,

darüber sind sich Experten seit Jahrzehnten uneins. Kurtis Blows „Christmas Rappin'“ erschien im Januar 1979, „Rapper’s Delight“ von der Sugar Hill Gang erst im Oktober desselben Jahres. Doch streng genommen kommen beide nicht als Thronanwärter in Frage. Eine ganze Reihe von Musikern integrierte Rap schon lange, bevor es sich als Genre definierte: Aspirant auf den Titel wäre die Fatback Band mit „King Tim III (Personality Jock)“ aus dem Frühjahr 1979. Puristen geben jedoch zeitlich früheren Aufnahmen den Vorzug. Da wären Isaac Hayes und Barry White. Aber ihre lasziv-schwülen Soul-Epen fallen wohl eher unter die Kategorie Schlafzimmergeplauder. In die engere Wahl käme auch Jazz-Exzentriker Gil Scott-Heron mit seiner an der Beat-Generation der Fünfzigerjahre angelehnten Spoken Word Poetry „The Revolution Will Not Be Televised“ (1971). Im Ranking behaupten können sich auch The Last Poets mit gleich mehreren Produktionen. Am nachdrücklichsten wohl mit „New York, New York“ von 1970, nicht nur, weil der simpel rhythmisch arrangierte Titel die Perspektivlosigkeit armer Afro-Amerikaner in klassischer Hip-Hop-Manier anprangert. Auch die Jimmy Castor Bunch darf sich mit „Troglodyte (Cave Man)“ (1972) und „Bertha Butt Boogie“ (1974) in die illustre Runde einreihen. Nicht zu vergessen James Brown „I Can’t Stand Myself“ (1968) oder „The Payback“ (1973). Authentisch wie eine Aufnahme aus den 80er-Jahren klingt Schauspieler, Tänzer und Comedian Pigmeat Markhams Hit „Here Comes The Judge“ aus dem Jahr 1968. Als flotter Rapper erweist sich 1961 auch Jimmy Deans mit „Big John'“. Absolut rekordverdächtig dürfte aber „Kinesiska Muren“ sein, ein zur Laute vorgetragener Rap des Schweden Evert Taube aus den 20er-Jahren.

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