Wu Lyf
Ein Jahr bastelten sie eifrig am eigenen Mythos. Jetzt demontieren sie ihn.
Wu Lyf (ausgesprochen: „Wuh-Laif“) steht für „World Unite! Lucifer Youth Foundation“. Seit einem Jahr kann man dies auf den beiden Homepages der Band aus Manchester nachlesen, welche bis vor Kurzem neben der Single „Heavy Pop“ und ein paar Kerzenlichtkonzerten den einzigen Kontakt zwischen Band und Welt darstellten. Wu Lyf halten sich gern im Verborgenen, spielen mit kuriosen Geheimbundsymbolen und verwirren mit abstrusen Sprüchen. Umso größer die Überraschung, als eine Einladung zum Gespräch mit den beiden Gründern des Quartettes, Sänger Ellery Roberts und Bassist Tom McClung, im Posteingang landet.
Man habe nie Geheimniskrämerei betreiben wollen, sagen die zwei. „Und Luzifer steht bei uns nicht für den Teufel, sondern für das Konzept einer Alternative.“ Tom und Ellery sind blutjung – kaum zu glauben, dass eine Wolfsstimme, wie sie das Debütalbum Go Tell Fire To The Mountain dominiert, einem so schmächtigen Kerl wie Roberts entstammen kann. „Nach den ersten Auftritten belagerten uns die Plattenfirmen mit Angeboten“, sagt er. „Das machte uns so misstrauisch, dass wir uns zurückzogen. Jetzt gehen wir ohne Plattenfirma an den Start.“ Die Stimme, die zwischen dem Gesang von Tom Waits und dem Klang oraler Magenentleerung eines stark Alkoholsüchtigen schwankt, ergibt mit mächtigen Kirchenorgeln, einem Hauch Oasis-Attitüde und den quirligen Gitarren des senegalesischen Soukous einen sehr eigenwilligen Sound. Oder so: Wem Johnossi zu glatt sind, der darf sich angesichts von Wu Lyf freudig die Hände reiben. Oder wie Tom McClung sagt: „Wir streben die emotionelle Intensität des Postrock an, wollen aber mit weniger Zeitverschwendung gleich zum Höhepunkt kommen.“
Albumkritik ME 7/11
* Go Tell Fire To The Mountain wurde in einer leer stehenden Kirche in Manchester aufgenommen.
* Laut Band heißt ihr Manager „War God“, eigentlich aber Warren. Ihm gehört das Café „An Outlet“, wo Wu Lyf ihre ersten Konzerte gaben. Mit je einem Pfund für Eintritt und Bier war der Grundstein für den Hype gelegt.