Nach Undercover-Recherche: Kollegah verschickt Abmahnungen
Wie wehrt man sich gegen unerwünschte Berichterstattung? Mit einer Abmahnung. Das müssen jetzt auch Magazine spüren, die über Kollegah berichtet haben.
Kollegah steht mal wieder unter Druck: Reporter von VICE und Buzzfeed haben vor Kurzem in einer Undercover-Recherche aufgedeckt, mit welchen fragwürdigen Methoden der Rapper in seinem „Alpha Mentoring“ viel Geld macht. Nachdem der Artikel in zahlreichen Magazinen zitiert worden war und auch die eigene Fanbase nach einem Statement verlangte, lud Kollegah ein Video auf seinem YouTube-Kanal hoch, in dem er auf ausgewählte Vorwürfe einging.
Der kleine Einblick, den die Journalisten in das Programm während ihrer Recherche erhalten hatten, reiche nicht für eine objektive Berichterstattung aus, so seine Antwort. „Das ist auch eine juristische Frage, das läuft auch alles und wir gucken mal was daraus wird“.
Dass das keine Worthülse war, bestätigte am vergangenen Dienstag der Chefredakteur von Buzzfeed Germany. Laut Daniel Drepper verschicken Kollegah und die Baulig Consulting GmbH, die hinter dem „Alpha Mentoring“ steht, derzeit Abmahnungen und sogenannte „presserechtliche Informationsschreiben“ – sowohl an VICE und Buzzfeed, als auch an Magazine, die über die Recherche berichtet hatten. Insbesondere kleine Medien ohne finanzielle Rücklagen könnten sich dadurch eingeschüchtert fühlen.
https://twitter.com/danieldrepper/status/1158663617971150849
UPDATE am 08.08.2019:
Wie in neuen Artikeln auf VICE und Buzzfeed vermeldet, haben die Redaktionen in den vergangenen Tagen elf Abmahnungen von Kollegah und seinen Geschäftsleuten erreicht. Die Vorwürfe: Eingriffe ins Persönlichkeitsrecht, üble Nachrede und Diffamierung. Auch die Baulig Consulting GmbH, die hinter dem „Alpha Mentoring“ steht, und ihr Geschäftsführer haben jeweils fünf weitere Abmahnungen verschickt – nicht nur an die Magazine, sondern auch an die Autoren selbst. In ausführlichen Schreiben wird auf vermeintlich falsche Behauptungen verwiesen. So lautet der Vorwurf der Anwälte, dass die Baulig Consulting GmbH durch bestimmte Passagen im Text abgewertet würde und Zitate der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz nicht korrekt seien.
Selbst kleine Details werden bestritten: So besitze Andreas Baulig gar keine Philipp-Plein-Hemden wie im Text beschrieben. Tatsächlich findet man aber Bilder von ihm in ebenjener Garderobe auf Instagram (mittlerweile gelöscht).
Auch Magazine wie rap.de und Cicero haben laut Buzzfeed und VICE Abmahnungen erhalten. Einige Redaktionen haben daraufhin ihre Artikel offline genommen.
Die Original-Recherche ist jedoch nach wie vor online. Chefredakteure und Autoren von Buzzfeed / VICE stufen die juristischen Vorwürfe als haltlos ein.