Mumford & Sons
Zenith, München
Das Herz am rechten Fleck: Trotz ausverkaufter Großraumhalle sorgen Mumford & Sons beim Deutschland-Auftakt ihrer „Babel“-Tour für Intimität.
„Meine Tage sind gezählt“, singt Marcus Mumford im Titelstück seines neuen Albums babel gleich zu Beginn des Mumford & Sons-Konzert im ausverkauften Zenith. Hochdekoriert mit dem jüngst verliehenen Brit-Award und mit dem Grammy für das beste Album des Jahres steht er da. Mehr Platten als seine Band haben in den letzten zwei Jahren nur wenige Künstler verkauft. Doch statt stolz seine Orden zur Schau zu stellen, spielen er und seine Band ihre Lieder gelassen wie eh und je. Nur dass sie das nicht mehr in heimeligen Clubs wie dem Münchener Atomic Café tun, wo Mumford & Sons vor nicht einmal drei Jahren auftraten, sondern in riesigen Hallen.
Der Intimität, die die Band in ihren Konzerten zu kreieren weiß, tut das keinen Abbruch. Auch in der riesigen Halle sind Mumford & Sons dem Publikum nah. Mit simplen, aber raffiniert gehängten Lichterketten, die von der Bühne aus übers Publikum reichen, schaffen die Engländer ohnehin eine Optik, die die räumliche Distanz aufhebt.
Da möchte man sich fallen lassen in die melancholischen Songs der Band, denen sie immer wieder fröhlichere Lieder gegenüberstellt. Egal ob bei den Balladen oder bei den schnelleren Songs: Die Band bewahrt einen fürsorglichen Blick aufs Publikum. Diese Songs fangen einen auf, salben etwaige Blessuren mit ihrem wundersamen mehrstimmigen Gesang. Sodann lenken Mumford & Sons mit einem erfrischenden Banjo-Picking von letzten Leiden ab.
Marcus Mumford selbst stampft Gitarre spielend in die Kickdrum. Ein Bläser-Set verstärkt die Truppe, die immer wieder von weiteren Gastmusikern an verschiedenen Instrumenten ergänzt wird. Gleichwohl Ben Lovetts Keyboard durchaus auch den Klang eines Klaviers zu imitieren weiß, wechselt der Tastenmann auch mal zum echten Piano. Einen Drummer haben Mumford & Sons nicht. Dennoch steht auf der Bühne ein Schlagzeug, das nur selten, dann aber umso hingebungsvoller von Marcus Mumford gespielt wird. Trotzdem: Insgesamt wirkt das Set-up des Abends bescheiden. Von seinem Grundprinzip her würde dieses Konzert wahrscheinlich auch in jeder Fußgängerzone funktionieren.