DES IS DES
Das gegenwärtige Deutschrap-Hoch macht am Alpenrand nicht halt. Seine Ausläufer sind auch in Österreich zu vernehmen, wo immer mehr Rapper in die Charts und Timelines drängen. Manche davon nerven kolossal: Der ehemalige Bushido-Kumpel Chakuza etwa bedient sich auf seinem neuen Album MAGNOLIA (Four Music) recht dreist bei der Bildsprache von Casper. Diese vermischt er mit einer latent unangenehmen Die-da-oben-wir-hierunten-Haltung und flachen Bildern wie „Ich hab‘ mehr Luft als eine Blaskapelle“.Schon besser macht es da Gerard. Das „MC“ in seinem Namen hat der Oberösterreicher abgelegt und damit den Hang zum Rap über Rap. Auch er rappt jetzt lieber von den großen Gefühlen in den kleinen Dingen des Alltags, umschifft dabei aber geschickt die Klischees und gewinnt zudem mit eingängigen Internetpop-Beats seines Hausproduzenten Nvie Motho. Als Erstfix eignet sich die Single „Lissabon“(Eigenvertrieb); das dazugehörige Album BLAUSICHT soll in diesem Sommer bei einem größeren deutschen Label erscheinen. Bis dahin hält man es am besten mit dem Salzburger Crack Ignaz und seiner Crew HVNUSCHPLVTZFLXW, einer Art alpenländischem A$AP Mob. Die zelebrieren den „Herbert Prohaska“-Swag („Schneckerl auf der Birn / das Game analysier’n“). Und „Based im Nebel“ ist die beste Kifferhymne, die Marsimoto nie geschrieben hat: Ein Stolperbeat mit ätherischen Klangschlieren und rätselhaften Stimmfetzen bildet die Grundlage für den breiten Salzburger Slang des notorischen Hawa-Machers vom Hanuschplatz. (Google des, Oida.) Zu finden ist das Stück auf dem SWAG TAPE; essenziell sind auch das Mixtape BUTTMEINGOA/FREEKONY2013 (ebenfalls Bandcamp) sowie die neue Single „Elvis“ (UpMyAlley). Wem das nicht reicht, kann das wohl wichtigste österreichische Rap-Album der jüngeren Vergangenheit, VERSAGER OHNE ZUKUNFT von Kamp &Whizz Vienna aus dem Jahr 2009, nun endlich auch digital sowie als Instrumental-Vinyl erstehen (Jakarta).