MANIPULATOR
Seit 2008 musste man bisher in keinem Jahr auf eine Veröffentlichung von/mit Ty Segall verzichten. Die Frage ist nur, in welche Richtung es den rastlosen Kalifornier im Einzelfall zieht. Auf SLEEPER, dem Vorgänger, überraschte er an Lautstärke gewöhnte Fans mit introvertierten Songs auf Akustik-Basis. Sogar Streichinstrumente kamen vor! Es war am Ende nur eine Phase, wie man nun mit Beruhigung feststellen darf. Segall zieht jetzt wieder alle Register, lässt sich gehen und probiert alles durch, was ihm in den Sinn kommt. Im diszipliniert beginnenden Titelsong kommt es zu einem beeindruckenden Krachanfall. Ausbrüche wie dieser heben das Album mehrere Male aus den Angeln. Besonders dankbar muss man in diesem Zusammenhang für den höllischen Fuzz-Orkan in „Feel“ sein. Hier demonstriert der Mann nicht einfach bloß Willen und Engagement. Hier malträtiert er sein Instrument, weil er keine andere Wahl hat. Wenn auf das Solo noch ein lateinamerikanischer Trommelfeuer-Break folgt, ist die Unruhe perfekt. Sicher: Man kann Segall problemlos wegen seiner Liebe zum Melodiegefühl eines John Lennon mögen. Auf diesem Gebiet wird man ebenfalls zufriedengestellt. Aber wenn dieser Kerl durchdreht und sich in den Rausch steigert, ist er wirklich in seinem Element. ****1/2
Story S. 12, CD im ME S. 3