LISTEN
Genau genommen ist ihr viertes Album wohl gleichzeitig eine besonders einfache und eine besonders schwierige Aufgabe für die Band aus Brighton gewesen: einfach, weil vieles nur besser sein kann als der anbiedernde, charakterlose Gitarren-Britpop des 2011er-Vorgängers JUNK OF THE HEART, der mit seinen alles andere als experimentellen Synthesizer-Einsprengseln nach Klamotten-Discounter-Spot klang. Die Latte lag also tief – was dem heiklen Unterfangen Comeback aber auch Leistungsdruck auferlegt, nicht wieder drunter durchzusegeln. LISTEN, über das Bandkopf Luke Pritchard in Interviews als „Neuerfindung“ spricht, klingt tatsächlich frischer und schwungvoller. Man hört, dass Pritchard gereist ist -nach Nashville und New Orleans verschlug es ihn -und mit anderen Musikern herumprobiert hat – Mark Foster, Brendan Benson und jetzt für LISTEN mit HipHop-Produzent Inflo. Ohne den charakteristischen Kooks-Sound zu verwässern, spielen die neuen Songs mit Funk-und R’n’B-Elementen, auch mit Gospel und HipHop. „Down“, das BBC-DJ-Institution Zane Lowe als „hottest record in the world right now“ empfahl, ist mit nichts zu vergleichen, was man von der Band bisher gehört hat: Groovy klimpert und klappert die Perkussion, der Refrain ist eher HipHop-Hook, hier denkt man an Prince, da an Samba. Die Fan-Meinungen gingen, typisch für solche Richtungswechsel, stark auseinander. Pritchards Gesang und sein gutes Gefühl für Melodie sind der Anker der eklektischen Songs, die sich mal um den Feel-good-Gesang eines Gospel-Chors gruppieren („Around Town“), mal um sehnsüchtig leiernde Synthesizer und Akustikgitarren („Dreams“). In den besten Momenten ist die Kreuzung aus alten Songwriting-Qualitäten und neuer „Everything and anything“-Mentalität sehr charmant, in den schlechten fliegen einem die Songs allerdings als pathetische Synthie-Brocken oder als Tropical-Beach-Gezuckel um die Ohren. Zwischendurch ist manches belanglos, aber fassen wir es mal so zusammen: Die Latte hängt immerhin wieder um einiges höher für The Kooks. *** 1/2