Tom Hanks: „Als Heterosexueller könnte ich ,Philadelphia‘ heute nicht mehr spielen – zu Recht“
„Ich glaube nicht, dass die Leute heute noch die Illusion eines Heteros, der einen Schwulen spielt, akzeptieren würden.“
Tom Hanks gewann 1993 seinen ersten von zwei Oscars als bester Schauspieler für seine Darbietung in dem Film „Philadelphia“. In dem Drama spielte er einen homosexuellen Mann, der an den Folgen seiner AIDS-Erkrankung starb. Jedoch sagte Hanks in einem aktuellen Interview mit dem „New York Times Magazine“, dass er die Rolle in der heutigen Zeit nicht mehr glaubwürdig umsetzen könnte – und würde.
Authentizität und sozialer Fortschritt
„Könnte ein Heterosexueller heute das tun, was ich in ,Philadelphia‘ getan habe? Nein, und das zu Recht“, sagte er. „In ,Philadelphia‘ ging es darum, dass man keine Angst haben muss. Einer der Gründe, warum die Leute keine Angst vor diesem Film hatten, ist, dass ich einen schwulen Mann gespielt habe.“
Hanks fügte hinzu, dass „wir das jetzt hinter uns gelassen haben“.
„Ich glaube nicht, dass die Leute die Illusion eines Heteros, der einen Schwulen spielt, akzeptieren würden“, fuhr er fort. „Es ist kein Verbrechen, es ist kein Buh-Ruf, wenn jemand sagt, dass wir mehr Authentizität von einem Film in der modernen Welt verlangen. Höre ich mich an, als würde ich predigen? Das will ich nicht.“
Tom Hanks und „Philadelphia“
In „Philadelphia“ spielte Hanks den homosexuellen Anwalt Andrew Beckett, der nach seiner HIV-Diagnose und einer folgenden AIDS-Erkrankung juristisch gegen eine unsachgemäße Kündigung vorging. In seiner Dankesrede für seinen Hauptdarsteller-Oscar für „Philadelphia“ sagte Hanks 1993, dass seine Arbeit in dem Film „durch die Tatsache vergrößert wird, dass die Straßen des Himmels zu voll mit Engeln sind.“
„Wir kennen ihre Namen“, fuhr er damals fort. „Für jedes der roten Bänder, die wir heute Abend hier tragen, gibt es Tausend von ihnen. Sie ruhen endlich in der warmen Umarmung des gütigen Schöpfers von uns allen. Es ist eine heilenden Umarmung, die ihr Fieber kühlt, die ihre Haut reinigt und es ihren Augen erlaubt, die einfache, selbstverständliche, vernünftige Wahrheit zu sehen, die von dem gütigen Schöpfer von uns allen manifestiert und von weisen Männern, toleranten Männern, in der Stadt Philadelphia vor 200 Jahren zu Papier gebracht wurde.“
Seinen zweiten Oscar als bester Schauspieler erhielt Tom Hanks ein Jahr später für die Hauptrolle in „Forrest Gump“ von 1994.
+++ Dieser Artikel erschien zuerst auf rollingstone.de +++