Kanye West dankt Jonah Hill für „21 Jump Street“: „Ich mag jüdische Menschen wieder“
Kanye West hat offenbar den Film „21 Jump Street" gesehen und im Anschluss verkündet, dass Jonah Hills Leistung ihm den Antisemitismus ausgetrieben habe – um im gleichen Zug ein merkwürdiges Stück Theorie zu teilen.
Während der letzten Monate des Jahres 2022 gab es kein Entkommen aus der öffentlich ausgetragenen Eskalatonsspirale antisemitischer Äußerungen KanyeWests. Rechte Influencer in den USA erkannten schnell das Potential und nutzten es. Jeder Auftritt war schlimmer als der vorhergegangene. Der unvermeidbare „Hitler was a goody guy“-Moment kam und ging, West verlor seine Partnerschaften mit Adidas und Balenciaga, Fans wandten sich ab, sein Instagram-Account wurde suspendiert, dann sein Twitter-Profil (beide hat er inzwischen wieder). Zum Ende des Jahres klang die Aufmerksamkeit etwas ab und auch die öffentlichen Auftritte ließen nach. Es wurde spekuliert, ob Kanye nicht verschwunden sein könnte. Aber er kehrte zurück – mit der Nachricht, neu verheiratet zu sein. Unerwartet.
Die aktuelle Entwicklung der Causa bleibt bizarr: Am vergangenen Samstag (25. März) teilte West ein Foto des Filmposters zu „21 Jump Street“, der 2012 erschienenen Buddy-Cop-Komödie mit Jonah Hill und Channing Tatum in den Hauptrollen.
Die Bildunterschrift von West dazu: „Weil ich Jonah Hill in „21 Jump Street“ gesehen habe, mag ich jüdische Menschen wieder. Niemand sollte seine Wut auf ein oder zwei Individuen in Hass auf Millionen Unschuldige umwandeln.“
Im Anschluss an diese Aussagen stellen sich Fragen, die sich der Absurdität der Situation entweder hingeben oder vollends kapitulieren. Aber es ist zu bemerken, dass das den Euphemismus impliziert, West habe jüdische Menschen vorher „einfach nicht gemocht“. Aber sein Reformwille endet dann auch. Der folgende Satz scheint einer Art Grundsatzdebatte zu entstammen: „Kein Christ kann antisemitisch genannt werden, wissend dass Jesus Jude ist.“
Christlicher Antisemitismus ist, zur Einordnung, eine gut dokumentierte und folgenreiche historische Tatsache. Neben der Denunziation des Versuchs sich selbst vom Antisemitismus zu absolutieren, stellt sich doch die Frage danach, wie dieser Einwurf gemeint ist. Bezieht er sich auf das Wissen um Jesus‘ Judentum jener, die Christen Antisemiten nennen oder auf Christen selbst, die dadurch vor den Folgen antisemitischen Gedankenguts geschützt sein sollen? Die Äußerungen Wests sind Teil weltweit ansteigender antisemitischer Gewalt und auch die starke Tradierung dieses Ressentiments verhindert nicht, dass es sich aktuell verändert. West ist ein zentraler Teil dieser Entwicklung.
Die britische BBC hat kürzlich angekündigt, einer Dokumentation über den Rapper zu produzieren mit dem Arbeitstitel „We need to talk about Kanye“. Jonah Hill hat sich (Stand 27. März 11:30 Uhr) noch nicht geäußert. Der Schauspieler hat jedoch auch Mitte 2022 seine offiziellen Social-Media-Profile gelöscht.