Dieter Nuhr: „Habe nicht erwartet, dass die sich auf Rammstein-Aftershow-Orgien an den Händen fassen“
Ein viral gehender Clip zeigt, wie Komiker Dieter Nuhr sich spöttisch über ahnungslose Besucher von Aftershowpartys äußert
Mit einer Komik-Einlage über Rammstein dürfte Dieter Nuhr wieder einmal polarisieren. In einem auf Twitter geposteten Auszug aus einem Comedy-Programm ruft Nuhr zunächst zu Besonnenheit auf – man solle Rammstein nicht vorverurteilen, sondern abwarten, was Ermittlungen ergäben.
„Im Gegensatz zum kompletten Rest der Bevölkerung habe ich gar keine Ahnung, was hinter der Bühne nach Rammstein-Konzerten passiert“, sagt er vor Publikum. „Ob es sich um Missbrauch handelte – ich finde, das müssen Gerichte entscheiden, die sind dafür zuständig.“ Dann beklagt Nuhr das hierzulande angeblich herrschende „Volkstribunal“ und sagt: „Wenn es Straftaten gegeben hat, und verstehen Sie mich bitte nicht falsch, müssen die verfolgt werden, das ist überhaupt keine Frage.“ Und setzt eine Spitze: „Aber dafür ist die Justiz zuständig und nicht die Familienministerin – der muss man das noch erklären.“ Damit meint er die Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). In einem Interview forderte sie Änderungen im Konzertbetrieb, um Frauen besser vor Übergriffen zu schützen. Sie schlug dafür eigene Schutzbereiche bei Konzerten sowie den Einsatz sogenannter Awareness-Teams vor, die als Ansprechpartner beim Verdacht auf sexuelle Übergriffe vor Ort zur Verfügung stünden. Man müsse nun „schnell und konkret“ handeln, sagte Paus – was auch die Abschaffung der „Row Zero“ mit einschließen würde.
Dann geht die Witzelei los: „Auf meiner Kuschelrock-CD waren Rammstein nicht drauf“, sagt Nuhr. Schließlich macht Nuhr sich lustig über Menschen, die sich womöglich überrascht davon zeigen, dass es bei den Aftershow-Partys von Rammstein hart zugehe: „Ich habe auch nicht erwartet, dass die auf einer Rammstein-Aftershow-Orgie einen Stuhlkreis bilden und sich an den Händen fassen, um über tiefe Gefühle zu diskutieren.“ Nuhrs Worte lassen sich so deuten, dass jeder Mann oder jede Frau, die mit dieser Band backstage „feiert“, wissen müsse, was dann passieren kann. Als würde man sich automatisch auf Intimitäten einlassen wollen, nur weil man die Gelegenheit erhält, seine Idole hinter der Bühne zu treffen. Ein Twitter-User spricht hier von „Victim Blaming“.
Viele der Frauen, die Till Lindemann missbräuchliches Verhalten vorwerfen, zeichnen ein weit komplexeres Bild: von Wehrlosigkeit bis hin zur Schockstarre, die sie zu leichten Opfern gemacht hätten.
Aktuell ermittelt die Berliner Staatsanwaltschaft gegen Lindemann. Universal Music pausiert die Zusammenarbeit mit Rammstein. Lesen Sie hier einen Beitrag von Tocotronic-Bassist Jan Müller über Rammstein.