Kolumne

Megan vs. Nicki: Der traurigste Rap-Krieg 2024 dürfte gelaufen sein


Das erste Opfer des unwürdigsten Rap-Krieges des Jahres ist die Frauensolidarität.

Ladies and Gentleman, der traurigste, unwürdigste Rap-Krieg dieses Jahres dürfte gelaufen sein, und das sogar noch vor dem Sommer. Alles hat damit begonnen, dass Megan Thee Stallion (die hochbegabte Rapperin der Stunde) vor einiger Zeit einen Track namens „Hiss“ veröffentlicht hat: eine raptypisch robuste Abrechnung mit allen, die ihr in den vergangenen Jahren so auf den Senkel gegangen sind.

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Eine – zumindest für Nicht-Juristen – mäßig aufregende Zeile dieses Stücks hat einen Eklat ausgelöst: Im Song ist von „Megan’s Law“ die Rede. Das kann man für einen selbstreferenziellen Witz halten – oder für eine garstige Anspielung. Jedenfalls, wenn man Nicki Minaj ist, nicht mehr wirklich Rapperin der Stunde, aber ebenfalls hochbegabt. Denn als „Megan’s Law“ bezeichnet man ein Gesetz in den USA, das besagt, dass Sexualstraftäter ihren Wohnort in ein öffentlich einsehbares Register eintragen lassen müssen. Und der Ehemann von Nicki Minaj ist ein verurteilter Sexualstraftäter.

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Das Ganze ist der Tiefpunkt in der Karriere von Minaj

In der Vergangenheit hat sie ihn immer wie der verteidigt, auch jetzt holte sie zum Schlag aus nach der (tatsächlichen oder imaginierten) Spitze gegen ihren Mann. Kurz nach Release von „Hiss“ veröffentlichte sie einen Rachetrack namens „Bigfoot“, der wiederum auf ein traumatisches Ereignis in Megan Thee Stallions Leben anspielte: Vor vier Jahren hat ihr der Rapper Tony Lanez in die Füße geschossen. Dafür wird sie nun verhöhnt.

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Das Ganze ist der Tiefpunkt in der Karriere von Minaj. Onika Maraj, der Mensch hinter der Medienpersönlichkeit Nicki Minaj, hat eine Kindheit in einer harten, ungerechten Welt überstanden. Ihre Kunstfigur kommt aus einer Zeit, in der Frauen im HipHop ihr Recht auf Selbstbestimmung noch vehementer verteidigen mussten als heute. Dass das mit weiblicher Solidarität besser klappt als mit Kratzen und Beißen, scheint Minaj noch nicht verinnerlicht oder vergessen zu haben. All das, was sie ihren echten und imaginierten Feinden immer unterstellt hat – sie kleinreden und demontieren zu wollen –, hat sie nun ganz allein geschafft.

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Diese Kolumne erschien zuerst in der Musikexpress-Ausgabe 4/2024.