Kolumne

Paulas Popwoche: Ewiger Sonnenschein


Paula Irmschler über die Oscars, Raye, Ariana Grande, Hannah Gadsby und Eric Carmen.

Moin! Es geht in dieser Kolumne nicht um Rihannas behämmerten Auftritt bei reichen Leuten, nicht um den neuesten ESC-Israel-Wahnsinn und nicht um die Truther-Theorien rund um das Foto von Kate Middleton, aber dafür um den klatschenden Hund bei den Oscars und alles andere!

Paulas Popwoche: Neid auf J. Lo!

Verleihung der Woche: Die Oscars

Bin ehrlich, mich interessieren die Oscars nicht so megadoll. Aber auch in diesem Jahr wurde man wochenlang wieder aufgepeitscht, weil irgendjemand Deutsches nominiert war, außerdem lagen viele Monate Diskussionen hinter einem wegen angeblichen oder wirklichen feministischen Filmen, dazu kam noch die ganze Causa Autor*innenstreik, so ganz egal ist einem Hollywood dann halt doch nicht. Wenn man vorher und nachher das Gelabere von männlichen Cineasten im Bekanntenkreis ignoriert, geht es sowieso klar. Schön sind ja zum Beispiel auch immer die Musikauftritte, und die waren neben dem klatschenden Hund und Jimmy Kimmels Stand-up natürlich die Highlights.

Zu Letzterem hier noch ein interessantes Behind-The-Scenes. 5.000 geschriebene Witze hat es gegeben! Da will man als Autorin natürlich auf gar keinen Fall nachzählen, wie viele rausfliegen mussten.

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Ach, und hier wird kurz der Hund vorgestellt:

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Soooo süß.

Aber wie gesagt, die Musik. Wenn auch nicht feminismusmäßig, so hat „Barbie“ von allen Oscar-Filmen zumindest den höchsten Einfluss auf die Popmusik des vergangenen Jahres gehabt.
Die beiden besten Performances des Abends entstammen dementsprechend auch dem „Barbie“-Soundtrack. Ryan Gosling war dabei schweinewitzig, Billie Eilish berührend wie Sau:

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Gewinnerin der Woche: Raye

Raye hat EINKASSIERT. Und zwar unfassbare sechs Brit-Awards, as she should! Jene Raye, der jahrelang von ihrer Plattenfirma untersagt wurde, eine eigene Platte rauszubringen, weil sie lieber geringer bezahlt für andere Künstler*innen ackern sollte. Und jetzt hat sie für ihr Debüt (MY 21ST CENTURY BLUES), das sie selbst rausgebracht hat, endlich die verdienten Lorbeeren eingeheimst. In London hagelte es Trophäen nicht nur für das Album, sondern auch für den besten Song (der immer noch unglaubliche „Escapism“), für sie als beste Künstlerin, beste neue Künstlerin, beste R’n’B-Künstlerin und beste Songwriterin (als erste Frau in der Geschichte der Brit-Awards).

Paulas Popwoche: Ush, Ush, Ush

On top gab es auch noch diesen unglaublichen Auftritt, für den hätte ich ihr sofort noch einen siebten Award hochgeworfen:

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Aber noch was nebenbei: Wieso findet niemand außer mir diese, auch bildliche, Prominenz von Sponsor Mastercard so affig? Ich weiß, die sind schon ewig bei den Brit-Awards an Bord, aber ich dachte zunächst kurz, Raye habe ‘ne Kreditkarte gewonnen. Vielleicht ist dem ja auch so, was weiß ich denn.

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Album der Woche: ETERNAL SUNSHINE

Sheer Mag, Paula Hartmann, Kim Gordon … Es kommt zur Zeit wieder nur grandioser Shit raus. Herrliche Alben! Unbedingt hören! Das Problem: Seitdem ich einmal in das neue Album von Ariana Grande (ETERNAL SUNSHINE) reingehört habe, kann ich mich nicht mehr länger auf was anderes konzentrieren, denn das Ding ist von vorn bis hinten perfekt. Und es kam auch zur rechten Zeit. Nachdem sich die Leute wie irre das Maul über Grande, ihren neuen Look und ihre Männergeschichten zerrissen haben, halten sie eben jenes nun, weil die Platte halt so super ist. Der erste Anwärter für den Sommerhit 2024 ist auch schon dabei.

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Buch der Woche: Dietmar Dath – „Miley Cyrus. 100 Seiten“

Es gibt diese Angewohnheit, Popphänomene überzuinterpretieren. Von den Fans, die in jedem Ton, jedem Wort, jedem Gesichtsausdruck ihres Stars etwas herauslesen wollen, aber auch von kritischen Bewunderern, die studiert haben und das nicht umsonst getan haben wollen. Ich fühle das, ich bin beides, auch wenn ich tatsächlich umsonst studiert habe, ich war eh kaum da. Pop ist natürlich immer mehr als das, was man auf den ersten Blick sieht oder hört, natürlich denken sich auch die meisten großen Mainstreamkünstler*innen eine Menge bei dem, was sie da tun und wie sie es tun. Natürlich sind sie nicht einfach nur Marionetten, wie viele annehmen, gerade wenn es um junge Frauen geht, natürlich wurden sie nicht immer einfach nur „geschaffen“ von (männlichen) Produzententeams und Co. In den vergangenen Jahren versucht man das Bild von weiblichen Popstars ganz besonders doll zu rehabilitieren und das ist total super. Dazu kommt, dass man, und damit meine ich Mann, jetzt wahrnimmt, dass Popmusikerinnen großartige Kunst machen, die einen erreichen kann – und Männer lassen sich, weil viele alte Ansprüche an Männlichkeiten aufweichen, auch immer gerner davon erreichen, mitreißen und bereichern. Nun führt das mitunter dazu, dass sie nicht einfach nur träumen, tanzen und grölen wollen, wenn einer ihrer Lieblingssongs von Taylor, Miley, Beyoncé, Billie, Rihanna usw. kommt – nein, sie wollen dazu beweisen, dass diese Musik auch Hand und Fuß hat, dass sie es wert ist, dass sie sie hören. Sie müssen das Ganze intellektualisieren.

Paulas Popwoche: „You can’t sit with us!“

So erklärt sich die Schwemme von Männerartikeln über Taylor Swift aus den vergangenen Jahren, die immer damit anfangen, dass der Mann überrascht davon ist, dass er sie ja doch mag. Da gab es immer diesen einen Moment, dieses eine Lied, diesen einen Auftritt, der den Mann bekehrt hat, ach so, sie ist ja doch nicht nur eine hohle Singpuppe für junge Mädels, nein, sie ist auch für MICH, den älteren schlauen Mann, sie ist also doch gut. Ein Zeugnis dessen ist auch Dietmar Daths 100-Seiten-Buch über Miley Cyrus. Auch er war mal überrascht, dass er sie mochte, als er sie auf einem Konzert sah und deshalb haben wir nun: 100 Seiten, teilweise waghalsig zusammengestellte Referenzen, die tatsächlich oder überhaupt gar nichts mit Cyrus zu tun haben. Dath ist allerdings so charmant, sowieso cool, und so kreativ, dass es Spaß macht, das zu lesen. Ich denke mir oft WTF – und merke dann, ach, shit, aus Versehen doch wieder was gelernt. Und Dath erhebt sich nicht über die Popsängerin, im Gegenteil, er ordnet sich ihr unter, er ist der Idiot, der sie nicht gecheckt hat, aber nun alles versucht, es doch zu tun. Natürlich schlägt er dabei über die Stränge (das Ding, was seit Jahren alle machen, nämlich die Nacktheit von normschönen Sängerinnen zur Befreiungsgeste umzudeuten, gibt es hier auch, aberichweißjanich), natürlich verfehlt und überhöht er Cyrus dabei immer wieder, aber so funktioniert Fansein nun mal, über Projektionen. Ich finde das alles irgendwie gut, wir können das erstmal so machen. Am Ende der E-Book-Version gibt es noch eine Leseprobe eines Buches über Taylor Swift, ebenfalls geschrieben von einem mittelalten Mann. Auch er ist überrascht, dass er den weiblichen Popstar mag. Ich finde das süß und gebe Männern ungefähr noch fünf Jahre, ihren Stiefel auf diese Weise durchzuziehen. Aber danach genießt ihr auch einfach mal die gute Mucke, okay?

Comedy der Woche: Hannah Gadsby’s Gender Agenda

Ich will gar nicht viel dazu sagen, weil dieses Netflix-Special, kuratiert von Hannah Gadsby, so sehr für sich selbst steht. Es entstand als Retourkutsche auf die transhassende Scheiße, die Dave Chappelle und Konsorten in den vergangenen Jahren auf dem Streaminganbieter vom Stapel lassen durften. Klar, Gadsby hat sich dafür mit dem Teufel eingelassen, und weiß wohl selbst, dass das Ganze ein Geschmäckle hat (wie Gadsby es sicher niemals nennen würde), aber die Comedians, die hier zusammengekommen sind, sind so lustig und das Ganze ist so wholesome, dass es zumindest besser ist, dass es das Special gibt, als dass es es nicht gibt.

Paulas Popwoche: Hier kommt die POPWALZE mit Ariana Grande & „Mean Girls“

Eine andere Plattform dafür wäre aber vielleicht auch möglich gewesen. Für Netflix jedenfalls ist es Win-Win, sie nehmen die rechten Edgelords genauso mit wie normale und aufgeschlossene Leute, die Bock auf originelle Witze haben, als sich für immer die ollen Kamellen reinzuziehen. Die Hängengebliebenen schäumen natürlich in sämtlichen Kommentarspalten, auch unter diesem Trailer. Snowflakes halt.

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R.I.P. der Woche: Eric Carmen

Hach, er hat einfach eins der schönsten Lieder aller Zeiten gesungen. Früher habe ich es verachtet, wie ich „Dirty Dancing“ als Ganzes verachtet habe, dessen Soundtrack einem immer die Disco-Nacht versaut hat, weil einem zwischen geilen R’n’B-Songs plötzlich immer irgendwelche Hetero-Pärchen mit peinlichem Standard-Tanz in die Hacken gehampelt sind. „Hungry Eyes“ war dafür stellvertretend. Heute liebe ich den Film und das Lied über vieles.

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Eric Carmen hat natürlich noch mehr gemacht, das Schöne an „Hungry Eyes“ ist aber, dass es ihn Ende der 80er aus der künstlerischen Erfolglosigkeit geholt hat, für ihn war es ein Comeback. Ach, wenn er doch nochmal back kommen könnte.

Was bisher geschah? Hier alle Popkolumnentexte im Überblick.

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