Der Donnerstag auf dem Roskilde-Festival – Die Herren quatschen, die Damen begeistern
Mit Macklemore, PJ Harvey, Grimes und Santigold
Nachdem der Mittwoch auf dem Roskilde nur wenige Highlights (Hinds, Wiz Khalifa) und eine herbe Enttäuschung (Red Hot Chili Peppers) bot, kam am Donnerstag kein Besucher des dänischen Festivals zu kurz. Von den fünf wichtigsten Bühnen klangen bis tief in die Nacht nahezu alle erdenklichen Genres und Stile, während Santigold auf der Arena Stage zappelte, konnte man unweit davon Müller & Roedelius in einer intimen kleinen Halle am Piano sehen.
Auf der Mainstage wurde es am Donnerstag vor allem geschwätzig. Tenacious D und Macklemore quatschten den bis zu 60.000 Zuschauern ein Ohr ab. Jack Black, der seine Konzert-Comedy-Show seit Jahren nicht variiert, wird wohl noch ewig mit „Tribute“ und „Wonderboy“ Massen begeistern können – unfassbaren Sympathiewerten sei Dank.Macklemore foltert das Publikum
Macklemore hingegen lebt immer noch von „Can’t Hold Us“, „And We Danced“ und „Thrift Shop“. Die drei Bretter entlockten auch dem Roskilde-Publikum so viel Geduld, dass der Rapper es in der Zwischenzeit mit seinem belanglosen restlichen Repertoire und seinen beleidigend simplen Weltverbesserungsfloskeln foltern konnte.
Während auf der Mainstage also primär gequatscht wurde, übernahmen Santigold, Grimes und PJ Harvey die überdachte Arena Stage, die zweitgrößte Bühne des Festivals. Am frühen Nachmittag weckte Santi White aka Santigold ihr Publikum mit satten Beats und twerkenden Tänzerinnen, während in den irrsinnig grellen Visuals im Hintergrund das Cover ihres neuen Albums 99¢ zum Leben erweckt wurde – eine Installation, die für Kopfschmerzen sorgte.
Nicht weniger zappelig ging es später bei Grimes zu, die ab Minute Eins und „REALiTi“ wie aufgezogen über die Bühne tanzte, sprang oder rollte. Bereits ab der zweiten Nummer „Flesh without Blood“ ließ sie dem Publikum keine Wahl – hier musste mitgetanzt werden. Das war man Grimes auch schuldig, so wie sie da auf der Bühne auftrumpfte: Ausdruckstanz wie in Kreuzberger Kellertheatern, aufgekratzte Ansagen, als hätte jemand einen Zeitraffer über ihre Stimme gelegt. Grimes hat so viel Energie zum Roskilde mitgebracht, dass ihr Auftritt in nichts anderem als einer Party enden konnte. Nach „Kill V. Maim“ hastete sie immer noch mit vollen Akku von der Bühne, als müsse sie nebenan direkt das nächste Publikum bespielen.
Schwere Kost nach den Freak-Shows
Nach gleich zwei Freak-Shows in Folge, war es vielleicht gar nicht so schlecht, dass PJ Harvey mit der Schwere ihrer Songs für etwas Abwechslung sorgen konnte. Mit einer neunköpfigen Backingband spielte sie größtenteils Songs ihrer letzten beiden Alben „Let England Shake“ und „The Hope Six Demolition Project“. Lieder, die von Krieg und Ungerechtigkeit handeln – und doch mit so enthusiastisch vorgetragen wurden, dass sie selbst in diesem Rahmen funktionieren konnten.