Personality Interview mit ‚Peacemaker‘ Albert Hammond
Never Neil Diamond?
ME: Albert, seit kurzem bist Du ein Solo-Star. Hast Du schon jemals in einer Band gespielt?
Albert: 1969/70 gehörte ich zusammen mit meinem Freund und Mitkomponisten Mike Hazelwood zu ‚Family Dog‘. Wir waren ziemlich erfolgreich mit Hits wie ‚Way Of Life‘, ‚Arizona‘ und ‚Sympathy‘ (geschrieben von Rare Bird). Mike und ich, wir verliessen die Gruppe, weil wir der Meinung waren, dass wir allein genauso gut sein könnten. Family Dog war nicht gut genug, um ‚live‘ auftreten zu können. Ich wollte aber unbedingt auch auf die Bühne.
ME: Deine Songs sind momentan sehr beliebt – auch bei ganz Jungen Leuten…
Albert: Das müsst ihr von der Presse besser wissen als ich. Ich hab‘ keine Ahnung, wer meine Platten kauft. Mein Problem ist, dass ich keine Stücke wie ‚Blockbuster‘ (Sweet) oder ‚I’m The Leader Of The Gang‘ (Gary Glitter) schreiben will. Ich achte vor allem auf Songtext und Melodie – weniger auf den ‚Beat‘.
ME: Trotzdem kann man zu deiner Musik tanzen…
Albert: Sicher, aber ich finde ‚Peacemaker‘ in erster Linie deshalb gut, weil ich mit dem Text eine ganz konkrete Aussage mache.
ME: Erinnert dieser neue Hit nicht ein wenig an Cat Stevens?
Albert: Viele Leute behaupten das. Sie sagen auch, ich wäre der neue Neil Diamond. Das ist doch Quatsch – ich bin Albert Hammond.
ME: Als erfolgreicher Hit-Komponist hast Du vor vielen Jahren England verlassen. Hattest Du verlockende Angebote aus Amerika?
Albert: Absolut nicht! In den Staaten hab‘ ich zunächst mal neun Monate in einer billigen Absteige gewohnt.
ME: Ohne Geld?
Albert: Nein, ich hatte genügend Geld von den Hits, die ich in Europa hatte. Geld war kein Problem, aber ich musste aufpassen – ohne Hits würde man mich schnell vergessen. Ich wohnte also in Los Angeles und musste praktisch von vorne anfangen. Glücklicherweise machte Glen Cambell ‚Oaklahoma Sunday Morning‘ zu einem Hit in den Staaten. Das war ein Song, den ich noch in England geschrieben hatte.
ME: Was waren Oberhaupt deine grössten Erfolge als Songschreiber in England?
Albert: ‚Freedom Come, Freedom Go‘ hab‘ ich für Blue Mink geschrieben, ‚Little Arrows‘ für Leapy Lee, aber auch ‚It Never Rains In Southern California‘ und Free Electric Band‘ entstanden schon damals in team-work mit Mike Hazelwood in England.
ME: Wie hast Du Mike Hazelwood getroffen?
Albert: Mike war Songschreiber bei einem Musikverlag. Wir trafen uns in einem Hotel in London. Ich brauchte nie für’s Essen zu bezahlen, weil ich dort abends auftrat. Mike kam schliesslich jeden Mittag an meinen Tisch und ich gab ihm die Hälfte von meiner Mahlzeit, weil er keinen Pfennig mit seinen Songs verdiente.
ME: Und Ihr seid noch heute dicke Freunde?
Albert: Das wird sich auch so schnell nicht ändern.
Für Johnny Cash
ME: Du hast neulich mit Johnny Cash Plattenaufnahmen gemacht…
Albert: Ja, das erste Mal traf ich Johnny Cash vor ca. sechs Monaten. Er hatte meine erste LP gehört und wollte mich kennenlernen. Cash rief meinen Manager an und so trafen wir uns eines Morgens zum Frühstück. Er sagte, er wollte meinen Titel ‚Brand New Day‘ aufnehmen und er wollte auch, dass ich bei den Aufnahmen der ‚Producer‘ war. Ich sagte nur noch: Fantastisch! Mein Song, meine Produktion – fantastisch! Sofort fing ich an, allen Leuten von der Sache zu erzählen, doch von Cash hörte ich nach diesem Frühstück garnichts mehr. Wochen, Monate gingen vorbei – nichts passierte. Ich hatte schon beinahe aufgegeben, als er mich schliesslich doch noch anrief. Er sagte nur ganz kurz: ‚Albert, nächste Woche gehen wir ins Studio.‘ Johnny Cash hat sein eigenes Studio in Nashville/Tennessee, ‚The House of Cash‘ heisst es. Dorthin flog ich also, und wir nahmen an einem Tag zwei Songs für eine Single auf. Nicht in komplizierter 16-Spur-Technik, 2-Spur – that’s it! Während Cash live im Studio mit drei Dutzend Musikern einschliesslich seiner Mutter, seinem Vater und seiner Schwiegermutter die Songs spielte, stand ich im Technikerraum und hab‘ den Sound gemixt. Die Scheibe ist momentan in der amerikanschen Country&Western Hitparade. Kurze Zeit danach traf ich Kris Kristofferson (‚Me And Bobby McGee‘). Der kam während einer grossen Fete auf mich zu und sagte: ‚Du bist also Albert Hammond. Ich bewundere Dich.‘ Ich sagte: ‚Oh, dankeschön‘. Darauf Kris: ‚Nicht wegen deiner Hits, deine Songs sind Mist, aber jemand, der Johnny Cash producen kann, den bewundere ich, denn das ist das Schwierigste, was ich mir vorstellen kann.‘ Nun, mir hat es jedenfalls einen Riesenspass gemacht.