Interview Mit Roger McGuinn


Von einer Byrds-Reumon will Roger McGuinn nichts wissen Ihr neues Album „Live From Mars“ ist eine Art musikalische Autobiographie. Wieso kommt die gerade jetzt zu diesem Zeitpunkt? Ich habe vor etlichen Jahren damit begonnen, meine Autobiographie zu schreiben. Und irgendwann habe ich gedacht, daß es doch nicht schlecht wäre, einen Soundtrack dazu zu veröffentlichen… …und jetzt gibt es den Soundtrack eher als die Autobiographie? Ja, ich arbeite immer noch an dem Buch… Mitte/Ende der 80er jähre gab es ein Folk-Rock-Revival mit zahlreichen Byrds-beeinflußten Bands wie z.B. die Jayhawks oder aber auch die frühen R.E.M. Wie haben Sie das damals empfunden? Ich habe mich natürlich geschmeichelt gefühlt, daß so viele Leute das gut gefunden haben, was wir mal gemacht haben. Es ist ein schönes Gefühl. Wie schön? Fühlen Sie sich als Ikone? Nein, ich fühle mich nicht als Ikone. Ich bin einfach nur ein Musiker. Ja aber, immerhin haben Sie damals mit den Byrds den Folk-Rock erfunden! Aber das war doch nur eine Verknüpfung glücklicher Umstände. Sony hat die ersten acht Byrds-Alben remasterd und im Original-Cover wiederveröffentlicht. Haben Sie die in Ihrem Plattenschrank stehen? Ja, die stehen bei mir zu Hause. Und hören Sie sich die auch an? Nicht oft. Aber in letzter Zeit mußte ich sie zwangsläufig hören, weil ich an den Re-Releases mitgearbeitet habe. Manche Sachen habe ich zum ersten Mal seit Jahren wieder gehört. Und ich muß sagen, es ist lustig, in der Zeit zurückzureisen und zu sehen, was man früher eigentlich gemacht hat. Viel davon habe ich einfach vergessen. Sie leben mit Ihrer Frau in Florida. Wieso läßt sich der Gründer der archetypischen West-Coast-Band an der Ostküste nieder? Wir leben in Orlando und hier ist es schön, und zwar genauso schön wie es mal in Kalifornien vor 30 Jahren war. Wir haben ein mildes Klima im Winter und außerdem bin ich fasziniert von all den netten Computer-Spielereien in Disney-World (lacht). Seit ungefähr zehn Jahren ist es Mode im Rock-Business, daß sich Bands zu einer letzten großen Reunion-Tour versammeln, um noch einmal richtig Kohle zu machen. Warum gibt es keine Byrds-Reunion? Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, als Du gesagt hast, daß diese Bands noch einmal richtig Kohle machen wollen. Und genau das wäre es, wenn es eine Byrds-Reunion gäbe: eine einzige, große Abzocke. Es macht mir mehr Spaß, mein eigenes Ding durchzuziehen, als wegen der Kohle auf Reunion-Tour zu gehen. Haben Sie genug Geld verdient? Ja, mir geht’s gut. Und ich habe keine Ambitionen, der reichste Mensch der Welt zu werden. David Crosby hat sich neulich vehement für eine Byrds-Reunion ausgesprochen… Ja, der braucht die Kohle, weil er Probleme mit der Steuerfahndung hat.