„Tu die Katze zurück in die Kiste“


Soul-Legende Solomon Burke über seine Berufung als Bestatter, den Tod und die Auferstehung

Im Oktober verstarb Solomon Burke im Alter von 70 Jahren. Musiker wie Bob Dylan, Tom Waits und Eric Clapton schrieben für ihn Songs, nebenbei predigte er als Bischof in einer Kirche mit 40.000 Mitgliedern und leitete eine Kette von Beerdigungsunternehmen. Wir drucken Auszüge eines Interviews, das unser Autor 2007 führte.

Wie verkraftet man 50 Jahre im Showbusiness?

Ich rauche nicht, trinke nicht, nehme keine Drogen, gehe früh ins Bett und höre zur Morgengymnastik Countrymusik. Da muss der Tod wohl noch eine Weile warten.

Sind Sie immer noch im Bestattungsgeschäft tätig?

Selbstverständlich. Ich bin der letzte, der dich anschaut und der erste, der dich wieder aufrichtet. Meine Tochter und mein Sohn (Burke hat insgesamt 21 Kinder – Anm. d. Red.) sind gelernte Bestatter, sie führen inzwischen unser Unternehmen.

Was hat Sie daran fasziniert, sich täglich mit Leichen zu umgeben?

Ich wollte als Kind immer Chirurg werden. Als meine Mutter mich eines Tages an einer toten Katze rumschneiden sah, sagte sie: Nein Solomon, tu die Katze zurück in die Kiste, beerdige sie. Und ich sagte mir, hallo, so kann es funktionieren.

So früh hat sich Ihre Berufswahl entschieden?

Nun, meine Onkel waren Leichenbestatter. Sie waren immer fein und modisch angezogen, und ich eiferte ihnen nach. Das hat mich irgendwann auch ihrem Gewerbe näher gebracht.

Es heißt, Sie hätten als Soulstar in den 60er-Jahren Ihren Tourbus regelmäßig an Leichenschauhäusern geparkt, um sich mit Kollegen auszutauschen …

Nun, das stimmt. Wir haben oft für eine kleine Fachsimpelei angehalten. Ich schaue gerne in fremde Särge. So wie andere Leute für eine gute Tasse Kaffee oder ein Bier anhalten. (lacht schallend los) Das gehört für mich zum Leben. Die Musiker mussten eben so lange auf mich warten …

Ist es auch in Ordnung, auf einer Beerdigung zu lachen?

Absolut. Das ist sogar die beste Zeit zum Lachen. Da sollte man sich an die Freuden des Lebens, die guten und die lustigen Erlebnisse erinnern. Das gibt Kraft, den Tod zu ertragen. Ich gebe bei solchen Gelegenheiten gerne, kleine, drollige Familiengeheimnisse preis: Und danach sollte es unbedingt ein gutes Essen geben. Schließlich möchte Gott, dass wir die Rosen riechen und die Cookies essen, solange wir noch am Leben sind.

Sie haben kein Problem, am offenen Grab einen Witz zu machen?

Ganz und gar nicht. Auf meiner Beerdigung wäre ich alleine deshalb gerne dabei, um all die Pointen mitzubekommen!