Mike Rossi von Status Quo: „Es gibt keine schwierige Musik“


Dieser Satz erstaunt auf den ersten Blick, ist richtig auf den zweiten Blick und beim dritten Hinschauen ist es nicht nur einfach ein Satz, sondern birgt überhaupt die ganze Auffassung von Status Quo. Es ist weiter auch noch erstaunlich, dass ausgerechnet Status Quo diese Einstellung haben, denn nur wenige Gruppen haben einen so langen und mühseligen Weg hinter sich wie diese Band. Sie spielen bereits seit 11 Jahren zusammen, davon sieben Jahre unter ihrem heutigen Namen. Vor einigen Jahren hatten sie schon mal Erfolge mit Singles wie ‚Pictures Of A Matchstick Man‘, aber das war nur sehr kurzlebig. Heute sind sie wieder an der Spitze der Hitparaden mit ihrer LP ‚Hello‘ und der Single ‚Caroline‘, aber heute haben sie wohl endlich den Sprung auf die Liste der Popstars geschafft. Vielleicht kann man als typisches Merkmal von Popstars enthüllen: vor allem sind sie durch ihre eigene Persönlichkeit zu grossen Stars geworden. Hier bei Status Quo ist es nur zu deutlich: sie gebrachten 11 Jahre, bis sie endlich zu dem Punkt kamen, an dem sie sich soweit verwirklicht haben, dass man sie sofort erkennt, dass sie in jedem Ton, jedem Rhythmus immer gleich als Status Quo zu erkennen sind. Anders als Bowie oder Cooper verkörpern sie nicht ein bestimmtes Image von Sex oder Gewalt, sondern sind ganz aussergewöhnlich ’normale‘, dufte Jungen, die nichts weiter wollen, als gute Vibrations erzeugen.

Gary Glitter’s Alright

Nach einem Gig wahrend der letzten Status Quo Tour kam deren Manager zu mir und stellte mich Mike Rossi (voc) und Alan Lancaster (bass) vor. Ich ging mit den beiden in ein anderes Zimmer und konnte schon kurze Zeit später feststellen, dass sie einen erfreulich unkomplizierten Eindruck machten. Weder aggressiv, noch arrogant oder paranoid – „Eigenschaften“, die man des öfteren feststellen kann, sondern unheimlich locker, relaxt und freundlich. Auch fehlte die nötige Ernsthaftigkeit nicht, wenn sie gebraucht wurde, alles in allem also günstige Voraussetzung für ein Interview. Zuerst plauderten wir über andere Gruppen und als wir über die Stones bei Gary Glitter angekommen waren, wurde ich überrascht: „Gary Glitter’s Platten sind gut, ja echt, wenn du mal den Text wegnimmst und die eigentliche Musik, den Background lässt, hörst du, dass es gar nicht so schlecht ist. Und das Glitter-Image ist doch alright für die Jüngeren. Wenn die ihren Spass daran haben und gern etwas sehen wollen … Weisst du, David Bowie ist ein Star und er spielt eine auswendiggelernte Rolle auf der Bühne, wir aber wollen nur uns selber darstellen.“

Musik bricht Schranken

„Wir machen Musik, ehrliche Musik; Musik zu der man tanzen kann oder auch zuhören, denn wir versuchen auch gute Texte zu machen. Aber hauptsächlich fühlen wir die Musik und hoffentlich das Publikum auch. Das ist meistens so; auch wenn wir in einem anderen Land sind. Oft gibt es zuerst Sprachbarrieren, oder die Leute sind zurückgezogener als in England, aber wir packen es zum Glück die Schranken zu brechen, denn am Schluss schreien sie immer nach mehr. Dann haben wir erreicht, was wir wollten, nämlich, dass die Girls und Boys ihren Spass an unserer Musik haben.“ „Seid ihr zufrieden?“ „Ja, das kann man wohl sagen, nach so langer Zeit haben wir endlich unser Ziel erreicht – aber wir müssen momentan umso mehr arbeiten, denn wenn wir jetzt eine schlechte Platte auf den Markt bringen, sind wir wieder vergessen. Wir gehen jetzt wieder nach Amerika, danach nach Australien und einen Teil von Europa. Dann kommt das nächste Album an die Reihe usw.“ In dem was jetzt folgt, liegt sehr viel von ihrer Anschauung: „Geld? Klar, wir haben im Augenblick Geld genug, aber es ist doch egal, ob man viel oder wenig Geld hat, es ist immer eine Frage der Einstellung, bzw. der Ausführung. Es ist mit allem so, egal ob man viel oder wenig von etwas hat, wenn man es akzeptiert und sich danach richtet, kann man ohne Schwierigkeiten leben.“