Alice Cooper: Ich will ’ne Frisur wie Bowie
Ich habe wohl wieder Bock darauf, ein normales Leben zu führen. Alice spielen ist dufte, aber im Laufe der Zeit ist es doch ein bisschen anstrengend. Das Schlimme daran ist, dass man in diesem Stadium nichts mehr verändern kann, ohne Gefahr zu laufen, mit Sicherheit die meisten der Fans zu verlieren. Sie finden mich stark, so wie sie mich kennengelernt haben. Ich wollte vor kurzem meine Haare im Stil von Bowie schneiden lassen… aber Ich durfte nicht!
Versklavt
Als wir Alice in New York treffen, hängt er gerade am Telefon und gibt die Zustimmung zur Eröffnung einer Klinik für ‚Entgleiste‘. Diese Klinik entstand nach einer Idee des Schauspielers James Coburn. Die ‚Entgleisten‘ sind meistens Heroinsüchtige‘, erklärt uns Alice auf die Frage hin und bringt damit das Gespräch in Gang. ‚Klar, berühmt sein ist nicht schlecht, aber es hat auch seine Nachteile. Was ich echt nicht gut finde ist, dass andere von mir ein gewisses Image verbreiten, was meist nicht mit mir übereinstimmt‘. Er akzeptiert inzwischen aber schon gelassen die Tatsache, dass die meisten Menschen davon ausgehen, dass er total drogensüchtig, sittenlos und verdorben ist. Die Vorstellung, dass er einer der artigsten, freundlichsten und liebevollsten Menschen ist, kann niemand checken. Alice ist aber trotzdem abhängig – jedoch nicht von harten Drogen. Er kann nicht mehr ohne Cindy leben (er ist schon sechs Jahre mit ihr zusammen) und ohne Bier – ausschliesslich Budweiser.
‚Manchmal mache ich Sachen die die Leute nicht von mir erwarten, nur um die Reaktionen zu sehen. Die meisten erwarten mich nicht bei einem Tennistournier, darum gehe ich dahin. Wenn die Presse schreibt oder irgendwie suggeriert, dass ich in einem schwarzen Lederanzug erscheine, dann komme ich im rosa Matrosenanzug. Bei so einem Leben bleibe ich gesund und auf jeden Fall einzigartig. Das ist auch die Sache mit den Drogen. Die Leute glauben, dass ich Fixer bin, obwohl ich noch nie gespritzt habe. Überhaupt, was die Zeitungen so ab und zu schreiben, hat manchmal verheerende Folgen. Im vorigen Jahr rief mich meine Mutter plötzlich an, total in Panik. Sie hatte gelesen, dass der Guillotine Part missglückt sei und ich tot bin. Dann bestand sie darauf, dass ich alle Zeitungen anrief und Bescheid sagte, dass ich noch am Leben bin.
Bewusste Fehler
Im letzten Jahr hat Alice es ruhig gehen lassen. Nach der Mammuttournee durch die Vereinigten Staaten hat er den Sommer an der Westküste und auf Hawaii verbracht und Golf spielen gelernt. In demselben Sommer wurden auch die letzten Arbeiten zu ‚Muscle Of Love‘ gemacht. ‚Wir haben für diese LP vier Wochen geprobt und die Stücke dann innerhalb von drei Wochen aufgenommen. Hier und da sind wohl einige Fehler drin, aber das ist absichtlich passiert. Billion Dollar Babies war fürchterlich steril, musikalisch war da überhaupt nichts dran. Jetzt haben wir absichtlich einige Fehler hereingesetzt.
Im Augenblick ist Alice damit beschäftigt einen Act zu entwerfen, den er zu den neuen Songs auf der nächsten US-Tournee bringen wird. ‚Ihr in Europa bekommt diesen Act sowieso noch lange nicht zu sehen, denn, wenn ich nach Europa komme, bringe ich erst noch die Guillotine mit. Die habt ihr ja noch nicht gesehen.‘ Das Spiel mit dem Tod ist ein sehr ausgeprägter Zug in Alice’s Charakter. Es ist ein Teil meiner Persönlichkeit. Mit der Gefahr spielen, ist sowas wie ein Hobby von mir. Die ganze Guillotine wiegt 20 Kilo und ist nur mit einem einzigen Riegel befestigt. Das ist alles sehr knapp und es kann vorkommen, dass mein Kopf echt in den Korb fällt. Das ist das Risiko der Branche … du gewinnst jedesmal etwas wenn es klappt!‘