Die Gitarre – Eine Einführung
In letzter Zeit ist das Gitarrenspiel so populär geworden, daß keiner weiß, wo es noch hinführen wird. Auch wird es immer schwieriger, sich die richtige Gitarre bei der Fülle des Angebotes auszusuchen, besonders für einen Anfänger. Die Stilarten, wie auch die Unterrichtsmethoden und Bücher sind sehr unterschiedlich. Wir haben uns gedacht, Euch ein wenig dabei zu helfen (man kann natürlich nicht alles behandeln) und Peter Bursch gefragt (Gitarrist, Gitarrenbuchverfasser u. früheres Mitglied der Folk-Rock-Gruppe "Bröselmaschine"), in zwei Folgen darüber zu schreiben.
Erst einmal einige Beispiele für die verschiedenen Gitarrenarten. Damit Ihr Euch ein besseres Bild davon machen könnt, stehen bekannte Gitarristen, die diese Art von Gitarre am häufigsten spielen, dabei.
Was Ihr beim Gitarrenkauf beachten solltet:
Versucht für den Anfang eine gebrauchte zu bekommen. Wenn das nicht geht, kauft in keinem Falle eine im Kaufhaus. Geht in Musikgeschäfte, probiert mehrere Gitarren aus und vergleicht die Preise, ab ca. DM 130,— würde ich schon empfehlen. Was darunter ist, ist meistens zum Gitarrenspiel nicht mehr geeignet. Achtet darauf, daß der Hals gerade ist, die Oktave stimmt, der Hals für Deine Finger nicht zu breit, oder zu schmal ist, ob Ihr lieber auf Kunststoffsaiten oder Metallsaiten spielt. Nehmt entweder jemanden mit, der Ahnung davon hat, oder laßt Euch vom Verkäufer die Gitarren vorspielen, wenn Ihr nicht selber spielen könnt. Die Erfahrung hat gezeigt, daß japanische Konzertgitarren zwischen DM 150,— und DM 200,— sehr gut für den Anfänger geeignet sind. Aber hierbei aufpassen. Sie sind unterschiedlich. Laßt Euch mehrere zeigen und vergleicht sie. Elektrogitarren würde ich am Anfang noch nicht empfehlen. Wartet damit, bis Ihr die Grundkenntnisse verstanden habt. Dann könnt Ihr Euch mit den verschiedenen Klangfarben und Möglichkeiten der E-Gitarre beschäftigen. Nicht zuviel auf einmal. Das schadet Euch mehr, als daß es nützt. Benutzt auch am Anfang noch keine Hilfsmittel zum Anschlagen der Saiten. Spielt erst alles direkt mit den Fingern der rechten Hand, desto schneller entwickelt sich Euer Gefühl für das Anschlagen der einzelnen Saiten. Wenn Ihr schon spielen könnt und Hilfsmittel benutzen wollt, gibt es da für die rechte Hand das Plektrum (s. Abb. 1a + 1b) (wird meist bei elektrischen Gitarren benutzt u. a. in der Rock- und Jazz-Musik), und Fingerringe (s. Abb. 2) (bei Folk- und Westerngitarren u. a. in der Folk- und Blues-Musik).
Für die linke Hand gibt es den Bottleneck (s. Abb. 3). Man suchte nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten und wahrscheinlich spielte der Hawaii-Gitarren-Effekt dabei eine wichtige Rolle.
Viele Gitarristen benutzen an Stelle eines Bottlenecks auch Metallröhrchen. Einen Bottleneck macht man sich folgendermaßen: Ihr nehmt eine Flasche mit langem Hals, der genau auf einen Finger der linken Hand paßt. Diesen Flaschenhals trennt Ihr von der Flasche, indem Ihr einen Faden in Terpentin tränkt, fest um die Stelle wickelt, an der Ihr den Hals abtrennen wollt, und anzündet. Nachdem das Abbrechen gelungen ist, schleift die scharfen Kanten ein bißchen ab.
Den Bottleneck spielt Ihr mit dem Finger, mit dem es am besten geht. Ich habe viele Gitarristen gesehen,- die den Bottleneck mit den verschiedensten Fingern spielten. Beim Spielen ist es wichtig, daß der Bottleneck nicht zu stark auf die Saiten gepreßt wird. Außerdem versucht, mit irgendeinem Finger hinter dem Flaschenhals die Saiten abzudämpfen, so entwickelt sich kein Störgerausch. Ein bekannter Bottleneck-Gitarrist ist u. a. Johnny Winter.
Die Spielweisen, dementsprechend auch die Gitarre, können sehr unterschiedlich sein. Wer gerne klassische Musik und Lieder aus der Folklore (auch Pop-Musik) begleiten möchte, der kauft sich am besten eine Konzert-Gitarre. Wer amerikanische oder englische Folk-Musik, Country & Western, akustische Rock-Musik spielen möchte, für den ist eine Folk-Gitarre besser geeignet.
In der Jazzmusik findet man hauptsächlich folkartige Modelle (akustische Gitarren) oder halbakustische (halbresonanz-)Gitarren. Diese halbakustischen Gitarren sind teils normale akustische Modelle mit Tonabnehmer oder mit einem schmalen Klangkörper und Tonabnehmer (Pick-up).
In der Rock-Musik gibt es außer den ebengenannten Modellen noch die Solidbodygitarren. Das sind Gitarren, die keinen Klangkörper haben. Sie bestehen nur aus festem Holz oder anderem künstlichen Material. Ihr Ton kann in der Lautstärke beliebig elektrisch geregelt werden. Bei anderen Gitarren mit Pick-up ist das nicht so schnell möglich. Vieles in diesem Geschriebenen kann man oft nicht so straff trennen, aber der Artikel würde zu lang werden, um bis ins letzte Detail alles zu erklären. Ich gebe damit nur eine kleine Hilfe für Euch.
In der nächsten Folge erkläre ich, wie die elektrische Gitarre überhaupt funktioniert, etwas über Verstärker, Lautsprecher, Saiten, Dobros, Ovation und Gitarren, Schallplatten und Buchhinweisen. Viel Spaß beim Gitarrenspiel!