Bruce Springsteen – Hamburg, CCH
Bruce Springsteen hätte auch den alten Freddy-Titel „Junge Komm Bald Wieder“ spielen können, der Begeisterung seiner Fans in Hamburg hätte das keinen Abbruch getan. Man huldigte dem Meister mit dem musikalischen Heiligenschein völlig kritiklos. Erstaunlich war vor allem, daß fast alle, die sonst über Peter Maffay meckern, den Rocker aus Asbury Park, New Yersey am meisten beklatschten. Dabei sind Maffay und er enge musikalische Verwandte. – Beide spielen erstklassige Popmusik. Nur singt Springsteen von Mythen, die bei dem deutschen Publikum noch zugkräftiger sind, als Maffays Lieder.
Da geht es um Cadillacs, Autorennen, weites Land und häßliche Großstadt und alles schön durchweht vom Duft der Großen-Weiten-Welt. Was den Reiz seiner Musik ausmacht, und seinen Auftritt in Hamburg zu einem guten Konzert werden ließ, ist die Person dieses Mannes: Er badet in der Zuneigung des Publikums, und schleudert den Fans seine Seele entgegen. Bei ihm glauben die Zuschauer wirklich, er spiele für jeden ganz allein. Mag sein, daß es bessere Sänger gibt (obwohl er Balladen mit ganz hervorragendem Timbre und Feeling singt) als Springsteen, bessere Saxophonisten als Clarence Clemons und bessere Pianisten als Roy Bittan, aber die Inbrunst und Kraft, die sie vermitteln, gibt den meisten Fans mehr als die größte technische Perfektion. Nach der Pause, zur zweiten Hälfte seines Drei-Stunden-Programms, war es dann auch endgültig um die Hamburger geschehen: Vor der Bühne wurde so gedrängelt, daß Springsteen das Publikum bat, sich doch bitte nicht totzudrücken, er wolle noch ein Weilchen spielen. Springsteen nun Amerikas Peter Maffay zu nennen, ist ein bißchen zu bös‘. Aber der beste Popsänger der USA ist er gewiß.