Duran Duran, Hamburg, Alsterdorfer Sporthalle
Die Frage, oh noch Glut unter der Duran-Asche ist. stellten sich die festformierten Fans vor den Bühnen-Barrieren nicht – sie kämpften, schwitzten, kippten um. kreischten, jubelten und feierten den guten Simon und seine durch Andy Taylor dezimierte Kernmannschaft nach nicht immer sorgfältig eingeteilten Kräften. Das vielköpfige Rot-Kreuz-Team konnte beweisen, was in ihm steckt.
Der harte Fan-Nucleus war aber, auch vor eine anspruchsvolle Aufgabe gestellt, sahen sich die drei Duranies plus sieben (!) Mit-Musiker lediglich einer knapp halb gefüllten Halle gegenüber. Doch das konnte der bestens geölten Musikmaschine keinen Sand ins Getriebe streuen: Ein Unternehmen wie Duran Duran funktioniert auch unter widrigen Verhältnissen.
Simon Le Bon benötigte trotzdem Anlaufzeit: Wirkte er zunächst überraschend spärlich in seinen Bewegungen, so kämpfte er sich im Laufe des Sets zu mehr Lockerheit und Souveränität voran. So etwas wie Spontaneität, ohnehin schwierig zu erlernen, gelang ihm allerdings nie. Stimmlich mußte er sich auch nicht überanstrengen, denn ihm stand zur Aufbesserung der vokalen Fülle ein schwarzes Pärchen zur Seite, das seine Qualitäten hatte.
Womit wir beim Thema wären: Duran Durans Hintergrund(?)-Septett fabrizierte einen Musik-Treibsatz, der sich gewaschen hatte. Super-Drummer Steve Ferrone. seit einiger Zeit schon „fester freier“ Mitarbeiter des Trios, bewies – wie vor kurzem in der Band Eric Claptons – seine Spitzenklasse. Ob Power oder Feinarbeit gefräst war.
Ferrone und seinem Computer-gleichen Rhythmus-Gespür fällt jedesmal mehr ein. als eigentlich verlangt ist. Ob Schicksals-Trommeln (wie bei der Zugabe „Wild Boys“) oder akzentuierter Dance-Funk (bei „Notorious“) – der Mann kann’s nicht nur, er schüttelt’s geradezu aus dem Ärmel.
Kommen wir zur Säule Nummer 2: Gitarrist Warren Cuccurullo. Klug ausgewählt, plaziert er dreckige und aggressive Metal-Spots. wo man es nicht erwartet, spielt brodelnde Soli, schießt ätzende Akkorde ab, ja. paßt im Grunde nicht so recht ins Bild, sorgt aber stets für Spannung. Eine Aufgabe, die Simon Le Bon auch gern wahrnehmen möchte, ihr aber bis auf obligates Tänzeln und Bühnensprints keine Inspirationen abgewinnen kann.
Drei leibhaftige Bläser (gut) und ein zusätzlicher Keyboardcr tun eh ihr Bestes und hauschen den Sound zu rauschender Fülle auf. Diesen Helfern gebührt Dank: Sie sorgten dafür, daß dies Konzert nicht in den Teenie-Schuhen stecken blieb und mitunter ganz hervorragende Momente blitzenden Pop-Entertainments hervorbrachte.
Es ist durchaus noch Glut da. schließlich haben Duran Duran ein paar standfeste Hits geschrieben, aber wehe, wenn man aus der warmen Studio-Bude auf die zugige Live-Bühne marschiert und die Herren Ferrone & Co. mal nicht zur Stelle sind …