Atom-Bogarts


Man nehme zwei gehäufte Kaffeelöffel „Schwarze Serie“, eine Dose Atompilze, eimerweise Farbe, Schminke und Haar-Gel, eine kräftige Prise „Mad Max“-Wüstensand und die doppelte Dröhnung Rockmusik. Gut durchrühren, dann wird ein toller Film draus. Oder gequirlte Scheiße.

Phillip Hammer (John Stockwell) und Marlowe Chandler (Michael Dudikoff) können gerade laufen, als es 1988 doch noch zum atomaren Super-Bums kommt. Ihre Väter (ich erspare der Leserschaft deren Film-Namen) haben sie in einem Bunker zurückgelassen, mit Lebensmitteln und Zigaretten für Jahrzehnte, sowie einer Gesamtausgabe „Die wichtigsten amerikanischen Detektiv-Romane“.

Entsprechend matschig im Kopf sind Phillip und Marlowe, als sie 15 Jahre später zum ersten Mal ins Freie krabbeln: Vor ihnen liegt eine postnukleare Wüsten-Welt, bevölkert von ekligen Mutanten, Punks, Rotzlöffeln und Gesocks aller Art.

Und gleich das erste hübsche Mädchen, dem sie begegnen — Miles Archer (Lisa Blout) — zieht sie in den Fall der beiden mien Schlüssel, mit dem die letzte übriggebliebene Atomrakete gezündet werden kann.

Wie zwei Zeitreisende stolpern die Seifmade-Detektive durch eine schrill-gruftige New Wave-Welt voll ausgerasteter Halbstarker und leicht-geschürzter Punketten, prügeln sich hier, türmen dort und können den bunten Müllhaufen am Ende tatsächlich vor der endgültigen Zerstörung bewahren.

Trotzdem kein Happy End. Wirklich zufrieden könnte einen dieser Streifen allenfalls dann machen, wenn die „Radioactive Dreams“ am Ende samt und sonders in Schutt und Asche lägen. Regisseur Albert F. Pyun wollte das moderne Kinokrimi-Märchen inszenieren und meint auch noch, „ein Spiegelbild der Jugend der 80er Jahre“ gedreht zu haben, dabei hat der Mann auf ganzer Linie versagt.

Obwohl sie anderswo schon besser agiert haben, benehmen sich fast alle Schauspieler wie blutige Laien, die Story schleppt sich zäh dahin, bietet nichtmal ein anständiges Finale, und die Musik — laut Pyun soll sie „das Lebensgefiihl dieser Generalion nach dem Nuklear-Krieg ausdrücken“ — fällt durchgehend in die Kategorie unterdurchschnittlichen Ami-Mainstream. So viele Chancen, wie mit diesem Schinken vergeben wurden, kriegen andere Filmer ihr ganzes Leben nicht.