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chwitzen ist nicht cool! Das weiß auch ein alternder Kreditkarten-Anpreiser wie Roger Daltrey, der in einem früheren Leben als Who-Sänger mal was von „My Generation“ stotterte, inzwischen aber eher als Werbeträger für „American Express“ bekannt ist. Da der Schauspiel-Schüler von seinen diversen Shakespeare-Trips die anfallenden Amexo-Belege offensichtlich nicht begleichen kann, hat er also wieder einmal eine LP veröffentlicht, die den Titel Can’t wait to see the Movie trägt. Auf Tour gehen möchte er allerdings nicht, denn das wäre ja soviel Aufwand, und überhaupt, diese Transpiration, schrecklich..

Da loben wir uns Roland Gift, den Frontmann der Fine Young Cannibals, der sich quält und kasteit, um die Strapazen der nächsten Tour locker wegstecken zu können. Roland mietete sich in einem Gesundheits-Institut in Brighton ein, wo man für satte 2000 Pfund Sterling überflüssige Kilo mit Zitronensaft-Diät weghungert und innerhalb zweier Wochen vollständig restauriert wird. Bravo!

Und hier Nachrichten aus aller Welt:

Barcelona —

Der zwecks Milieu-Studien in Spanien weilende Brite Marc Almond wurde von einer Streetgang angegriffen und ausgeraubt. Sehr zum Erstaunen des Künstlers, trennte man lediglich das Schuhwerk vom Meister und legte keinerlei Wert auf monetäre Schätze. Die Täter sind flüchtig, das Opfer verwirrt!

London/Wien —

John Lydon verbrüderte sich mit dem Wiener Maler und Grün-Aktivisten Friedensreich Hundertwasser. Der Mann der sonst Ziegen auf den Dächern Wiener Mietskasernen weiden lassen möchte, wird nach seinem Coverdesign des neuen P.I.L.-Albums nun auch noch die Bühnendekoration für die nächste Tour entwerfen. ¿ Vancouver — Der Sänger lan Astbury wurde verhaftet, nachdem anläßlich eines Cult-Konzertes größere Unruhen im Publikum mehrere Verletzte forderten. Die Band wurde per Gerichtsbescheid der Stadt verwiesen und darf sich nie wieder dort blicken lassen.

Saint Tropez —

Sexual-Monster George Michael erholte sich von den Strapazen seiner kontroversen Tätigkeiten in Südfrankreich, wo er Gast beim 20-jährigen Jubiläum der Nobel-Absteige Byblos war. Der Exil-Grieche feierte mit Freundin und Video-Gespielin Katy auch gleich seinen 24. Geburtstag mit ein paar ruhigen Stunden am Pool.

San Francisco —

Jello Biafra, Frontmann der in letzter Zeit so in die Mangel genommenen Dead Kennedys, wurde von einem Geschworenengericht in San Fracisco freigesprochen. Er war angeklagt, Schweinisches an Minderjährige verteilt zu haben, genauer: ein Gemälde des Schweizer Malers H.R. Giger („Penis Landscape“) der letzten Dead Kennedys Franken-Christ beigelegt und somit ahnungslose Jugendliche mit dem Anblick von Genitalien vollends verdorben zu haben!

Peking —

China wird immer mehr zum Umschlagplatz westlicher Pop-Kultur. Als nächste Botschafter des Rock ’n‘ Roll werden die wieder von den Toten auferstandenen Grateful Dead erwartet.

Sun City/London —

Die kaum minder betagten Mitglieder der Metaller-Kapelle Black Sabbath erzürnten die Öffentlichkeit, als bekannt wurde, daß die Senioren dem schnöden Mammon zum Opfer fielen und für eine hohe Gage im verpönten südafrikanischen Vergnügungs-Reservat Sun City aufspielten. Anti-Apartheits-Bewegungen fordern nun den Boykott aller Black Sabbath-Konzerte, sowie die Aufnahme der bösen Buben in die offizielle „schwarze“ Liste der UNO.

Polynesien —

Während eines Kurzurlaubes auf Boro Biro machte Herr William Idol — seine Muttinennt ihn „Billy“ — mit einer gar giftigen Gattung Fisch Bekanntschaft. Bloß 5 cm groß, verursacht der Biß eines Jelly-Fish Lähmungserscheinungen und Verbrennungen am Körper.

William wurde zu einer Rot-Kreuz-Station geflogen und medizinisch wiederhergestellt. Mutter und Sohn sind wohlauf!

M E/Sounds zeigt sich einmal mehr spendabel und verleiht nach eingehender Jury-Beratung wieder Preise an besonders verdienstvolle Sterne aus Film, Funk und Fernsehen. Mit Freuden wurde Herr Gordon „Sting“ Sumner (I.) mit dem ersten Preis in der Kategorie Standfestigkeit ausgezeichnet. Immer schnittig, immer sportlich, ist der Ex-Polizist schon seit Jahr und Tag unserer Jugend ein Idol gewesen, das unerschütterlich seinen Weg sucht, und sei die Brandung noch so stark! Der Preis — zwei Kinokarten für die Premiere des Malcolm McLaren — Leinwandepos „Surf Nazis Must Die“ werden per Post zugestellt. Den begehrten Boy George-Beauty-Preis, gestiftet vom Verband arbeitsloser Frisöre, verleihen wir der Gewinnerin im alljährlichen Sommer-Charts-Lotto, Frau (?) Claudie Fritsch-Mentrop alias Desireless. In einer Festrede würdigte ME/Sounds-Kommitte-Vorstand Dr. G.E. Mein die großen Taten der Französin, die sich nicht zuletzt in einer idealen Schminktechnik manifestieren. Die Tapferkeitsmedaille in Gold ergeht an die Herrschaften von Fleetwood Mac, die trotz Verlustes ihres Kreativ-Hauptverantwortlichen, Lindsay Buckingham, voller Entschlossenheit Durchhalteparolen ausgeben. Gleich mit zwei neuen Gitarristen, (Billy Burnette und Rick Vito), will man auf US-Tournee gehen. Trotz Blutauffrischung ein waghalsiges Unternehmen. Den Ehrenpreis für gekonntes Heucheln überreichen wir dem Frontmann der Heavy-Metal-Combo Twisted Sister, Herrn Dee Snider, der in den Staaten ein Buch mit dem Titel „Teenage Survival Guide“ veröffentlichte, in dem er nicht — wie es seinem Status als Heavy Metal-Schweinchen zusteht — die Jugendlichen auffordert, zu raufen, zu saufen, rumzuhuren und brandzuschatzen, nein, Dee warnt die Kids in Amerika vor dem Sex, verurteilt Drogen und Alkohol und ermutigt die Buben und Mädels, doch lieber brav in der Schule zu bleiben. Eine deutsche Übersetzung ist gottseidank nicht geplant. Außerdem sah man Twisted Sister-Gitarristen Jay Jay French beim New Yorker Frank Sinatra-Konzert (!) sehr angeregt mit Pia Zadora (!!) plaudern. Der „Meat Loaf-Förderungspreis wegen hervorragender Verdienste um die Beseitigung kulinarischer Genüsse rund um den Erdball wird dem Poeten Chris de Burgh zuerkannt. Auf einer ausgedehnten Welt-Tournee, die soeben zu Ende ging, bewies der Ire mit körperlichen Zuwachsraten von annähernd 50%, wie wenig kostverächtend man heute sein darf. ¿ Den Schlüssel zur Stadt München überreichen wir Herrn Rio Reiser, König von Rest-Deutschland, der sich neuerdings weigert, die Ländereien südlich des Weißwurst-Äquators zu betreten. Grund hierfür sind die von Schnurrbartträger Gauweiler durchgedrückten AIDS-Gesetze und Innenminister Längs Aussage, „widernatürliche Randgruppen“ gehören in gut bayrischer Manier „ausgedünnt“. Das ist leider kein Witz. ¿ Und zu guter Letzt überreichen wir uns selbst den Trostpreis, da uns trotz Unfehlbarkeit vor einigen Ausgaben ein kleiner Fehler unterlaufen ist, als wir den Swinging Erudites eine Herkunft aus Los Angeles bescheinigten. Die Gruppe, die mit ihrer Bangles-Vergackeierung „Walk With An Erection“ eine auf dem amerikanischen Independent Markt schier unglaubliche Zahl von 40.000 verkaufter Mini-LPs erreichen konnte, stammt in Wirklichkeit aus Boston. Die nächste Attacke richtet sich übrigens gegen Emerson, Lake & Palmer-Klassiker „Lucky Man“, der bei den Erudites zeitgeistreich in „Yuppie Man“ umbenannt wurde.