Working In The Cole Mine
Ihre Anstands-Jahre dauerten Jahrzehnte: Jetzt erst traute sich Natalie Cole, Tochter des Mitte der 60er verstorbenen Grandseigneur der leichten US-Muse Nat „King“ Cole, an den musikalischen Nachlaß ihres Vaters ran. Ihren 87’er Hit mit Springsteens „Pink Cadillac“ hat sie längst verdaut, denn „ich hatte bis auf diesen Zufallstreffer nie ein besonders jugendliches Publikum angesprochen“. Was nicht heißen soll, daß das Doppelalbum UNFORGETTABLE der längst überfällige Tribut an ihre musikalische Früherziehung, nur zur Beschallung in Seniorenheimen taugt.
Nachdem Natalie endlich eine Plattenfirma gefunden hatte, die sich auf ein solch kostspieliges, weil kaum radiotaugliches Projekt einläßt, konnte sie nun getrost in Papis Teichen fischen und ohne Bedenken gar via Mehrspur-Tape ein posthumes Duett mit ihm aufnehmen: „Ich bin froh, weil ich die Musik meines Vaters schon immer gemocht habe. Das Publikum erwartete ja schon 1975 diese Platte von mir, aber dieser Druck hat mich all die Jahre davon abgehalten. “ Fragt sich nur, wer Natalies Oldie-Verbeugung zwischen „Mona Lisa“ und „Route 66“ heute haben will. Cole bleibt cool: „Von Teenagern bis Rentnern. Wenn das Marketing wirklich stimmt, kannst du heute ja fast alles irgendwie verkaufen.“