Der große Rock-Haus


Acid Jaxxt Eigentlich mehr ein Marketing-Begriff als irgend etwas anderes und erst recht keine Musikrichtung. Entstand 1987. als alles acid sein mußte — also auch der Jazz. Acid House steht heute für die zeitgenössische Londoner Funk-Jazz-Szene. Führende Vertreter: Incognito und K-Creative.

Acid Reckt Entstand in den Flower-Power-Jahren 1966-67 aus dem sogenannten „Garagenrock“. Weil man in diesen Garagen vor lauter Dope-Qualm die eigene Hand nicht vor Augen sehen konnte, klang Acid Rock reichlich benebelt. Im Unterschied zu Psychedelic wird beim Acid Rock kein Wert auf Produktions-Tricks gelegt — statt dessen ist Acid Rock immer nur so gut, wie die LSD-Vorräte ausreichend und die Soli des Gitarristen lang und wirr sind. Beispiel: Die Grateful Dead.

Ad-libt: Lateinisch: nach Belieben. So hört es sich dann auch an: Geht der Song seinem Ende entgegen, beginnt der Sänger zusammenhanglos und unkoordiniert verzweifelte Forderungen wie“.Hmmmm — give it to me!“ oder J got to know“ über die Soli zu legen. Bekanntestes Beispiel: Michael Jacksons „Schschamm on!“ Airplay! Ohne Rundfunk-Einsatz läuft in den Single-Charts nichts mehr. Kostet den Promotern eine Menge Nerven, in der US-Grauzone auch eine Menae Geld.

Ambiente Eine Erfindung aus dem Hause Brian Eno. Klingt nicht nur zufällig wie der Titel einer deutschen Hochglanz-Zeitschrift, in der so essentielle Dinge wie Raumaufteilung, Leder-Teppiche oder Chrom-Mangan-Schuhständer vorgestellt werden. Hört sich ähnlich einschläfernd wie New Age an, besitzt aber einen intellektuellen Anspruch. Ambient Houut Das Gleiche in Grün. Nach tagelangen Beat-Attacken schalten die DJs einen Gang zurück — und schon hat man Ambient House. Klingt für den normalen Popmuisk-Hörer immer noch wie eine abgesägte Kalaschnikoff.

Analog: Der Gegensatz von digital. Steht für die Aufnahmetechnik unserer Altvorderen, bei derauf ein Magnetband aufgezeichnel wurde. AORi Steht für Adult Orientated Rock und damit für gepflegte Langeweile. AOR-Radiostationen spielen Toto und Eagles, und die Hörer halten Foreigners Re-Union für die größte Sensation seit dem Koalitions-Wechsel der FDP 1982. Backbeat! Der Takt, nach dem sich alle richten. Muß meistens vom Schlagzeuger mit der Bassdrum vorgegeben werden.

Backing Vecals: Meist drei leichtgeschürzte Mädchen, die von dem optisch wie stimmlich schwachen Sänger ablenken sollen. Backline: Jene Verstärker-Türme, die auf der Bühne hinler der Band stehen — und den Musikern den Schaum vom Bier blasen. Backstag«: Allerheiligstes hinter der Bühne. Hier kommen sich Star und Sternchen näher. Nur ein Paß ist besser: „Access All Areas“ Backward Maaking: Teuflische Botschaft, die rückwärts aufgenommen in ein Stück integriert wurde, um Exorzisten und besorgte Eltern auf den Plan zu bringen. Beispiel: die Beatles auf Abbey Road (..Paaauul issss döeaddd …“). Auf keinen Fall Judas Priest — auch wenn es wegen denen sogar ein Gerichtsverfahren gab. Beat box: Wichtigstes aller wichtigen HipHop-Utensilien, wichtiger als Kappe, wichtiger als Kapuzenpullis. Aus der Beatbox kommen vorprogrammierte Beats und Loops. Bluebeatt Reggae-Stilform, irgendwo im Niemandsland zwischen Ska und Rocksteady.

Bluegraw: Country-Stilform, basiert auf ausgefeilten Banjo- und Gitarren-Picking-Techniken, bei der die Bluegrasser ihre zarten Fingernägelchen mit rüstungsähnlichen Stahlklauen schützen. Beispiele: Bill Monroe und The Scruggs. Bohet Ableitung von Bohemien. Hat nix mit der gleichnamigen Rapsody zu tun, sondern steht für existentialistische Neo-Beatniks wie Tom Waits, Joni Mitchell und Ricky Lee Jones. Boogiet „Schaufelnder“ Rock-Rhythmus, der vom Boogie-Woogie abstammt, einem Jazz-Piano-Sfil der 40er Jahre (der. bei dem die rechte Hand Blues-Figuren improvisiert, während die linke einen regelmäßigen Rhythmus in die Tasten haut). Wenn Gitarristen von Boogie sprechen, meinen sie Lynyrd Skynvrd-Rhythmen oder ZZ Top. Bio: Abkürzung von „Biographie“. Wird als Platten-Info zu jedem Album neu geschrieben. Oft Erst-Erwerbsquelle für Nachwuchsjournalisten. Textprobe: „AT wollen Aktion in den Groove bringen. Shake Your Body — das ist ihre Passion!“

BPM: Steht für beats per minute, der rhythmischen Meßlatte von HipHop, House und Techno. Je höher die BPM, desto eher erinnert die Musik an kreischend laute Maschinengewehr-Salven. Bridge: Der Teil eines Songs, der Strophe und Refrain miteinander verbindet. Ist gerne in Moll geschrieben. Paradebeispiele finden sich in jedem Meat-Loaf-Song — und zwar immer dann, wenn die bestrapsten Frauen im Hintergrund wie ein Engelschor der Uf A singen. Canceln: 1. ein Konzert oder eine komplette Tour absagen (meistens, weil für ein Open-Air im Frankfurter Waldstadion nur 356 Tickets verkauft wurden. Oder weil der Bassist von einer Art Mega-Käfer in den Daumen gebissen wurde — wie bei R.E.M. 1989). 2. einen Musiker feuern (meistens wegen „musikalischer Differenzen“ — ein Argument, daß besonders dann nachhaltig überzeugt, wenn die erste Solo-Platte des Gecancelten genauso klingt wie die Musik seiner Ex-Band). Catering: Kulinarische Tourversorgung. Reicht von Fritten mit Majo bis zu Hummer auf Beluga —je nachdem, wie viele T-Shirts die Band verkauft. Cajunt Weiße Tanzmusik aus Lousiana, die sieh parallel zum Zydeco der Schwarzen entwickelt hat. Die Texte sind in einem für den Durchschnittsamerikaner unverständlichen französisch-kreolischen Kauderwelsch verfaßt und handeln vom Liebeskummer der Alligatoren und eingerosteten Raddampfer-Schaufeln. Hauptinstrumente sind Fiddle und Akkordeon. Vertreter: Buckwheat Zydeco. Chili Out: Die Abkühlung auf dem Dancefloor. Die beats per minute werden drastisch heruntergefahren, um dem erschöpften Tänzer mit Ambient House oder anderen Dancefloor-Schleichern die verdiente Schnaufpause zu verschaffen. Notfalls werden Kissen auf die Tanzfläche gelegt. Choreographie: Bühnen-Ballett. Im Idealfall passen die Bewegungen von Tänzern und Musikern zusammen. Meister der auf Millimeterpapier geplanten Choreographie ist Prince. Clicktrack: Elektronisches Metronome, das der Drummer bei den Aufnahmen im Kopfhörer hört, damit er sich nicht vertrommelt. Club Mix: Tanzflächenfreundliche Bearbeitung eines Stückes, meistens in Maxi-Fassung und mit rauspolierten Baß- und Drum-Parts. Ein Club Mix dehnt das meist eh schon ätzende Original auf die dreifache Länge und macht es zäh wie ein stundenlang malträtiertes Kaugummi. Dafür läuft es so lange, daß der DJ zwischendurch mal auf die Toilette gehen kann. Cock Rock: Rauher Rock n‘ Roll mit mehr oder weniger stark angeschmuddelten Texte. Handell also nicht von Hähnen, sondern von den anderen Cocks. Beispiel: die alten Aerosmith.

Cocktail Jan: Das, was in amerikanischen Hotel-Lobbys zwischen Gläserklirren und Springbrunnen-PIätschern zu hören ist. Oder beim Lobster-Essen. Wirkt unaufdringlich, wird aber meist von recht guten Jazz-Pianisten gespielt, die finanziell über die Runden kommen müssen und sich nach der Soiree zuhause Living Colour oder Heimet reinziehen.

Concapt Albun: X-Mal totgesagtes, pseudo-intellektuelles Hörspiel für Anfänger. Beispiele: „Tales From The Topographie Oceans“, „The Wall“, „Thick As A Brick“. Und natürlich die neue Platte von Konzeptmeister Pete Townshend.

Covar: Plattenhülle. Meistens kann man von ihr Rückschlüsse auf die Musik des Albums ziehen. Metal-Bands bevorzugen geifernde Comic-Monster, die nackte, angekettete Models auspeitschen, Indie-Gruppen eher wirre Farbcollagen, bei denen man nicht weiß, wo oben und wo unten ist. Superstars bevorzugen gar nichts („White Album“/ „Black Album“). Im Zeitalter der CD ist das alles fast überflüsig geworden. „Cover“ heißt auch das Titelbild einer Zeitschrift.

Cowpunkt Mischung zwischen Country-Musik und Punk-Attitüde. Ist angeblich in der Londoner U-Bahn-Station Camdem Town entstanden.

Croanart Schnulzensänger. Wird im Englischen nicht sooo negativ verwendet wie im Deutschen. Beispiele: Tony Christie und Engelbert.

Crouovar: Wenn Nigel Kennedy einen Johnny Cash-Song aufnimmt und sich die Marsalis-Brüder an einer Lehär-Operette versuchen würden. Der Begriff wird aber am häufigsten verwandt, wenn Musik aus einem stilistischen Ghetto in den Mainstream des Publikumsgeschmacks einfließt.

Cuts Bezeichnet „ein Stück Musik“ — also einen Titel. Vgl.: „Duck Soup“ der Marx-Brothers, wo Groucho bei der Aufforderung „Cut the Cards“ mit einem Hakkebeil Karten und Tisch zerlegt.

Cut upi Begriff aus der Bildenden Kunst, wo er ein collageartiges Zusammensetzen verfremdeter Einzelteile meint. Gilt genauso auch in der Musik.

Cybarpunkt Aus San Francisco stammende Computer-Subkultur, deren Lieblingsbands Computermusik am Macintosh komponieren, sich von Power-Vitamin-Drinks ernähren und 23 Stunden am Tag in der „Virtual Reality“ verbringen, wo sie die Laser-Klingen mit dem Rasenmäher-Mann kreuzen. Vorreiter: Frontline Assembly, Coil. Das neue Billy Idol-Album hat mit Cyperpunk dagegen soviel zu tun wie Borussia Mönchengladbach mit dem Ausgang des Meisterschaftskampfs.

Dancahall: Populäre Reggae-Stilrichtung, deren Message nicht fürs Revoluzzer-Bewußtsein, sondern für die Beine bestimmt ist.

Daath Matals Düstere Heavy-Metal-Spielart. Kommt aus Florida — dem Rentner-Paradies der Vereinigten Staaten. Vorreiter Jene Band, die neulich im VOX-Nachtprogramm auf die Bilder vom Willy Brandt-Begräbnis irgendwas von „The End The End The End!“ brüllte.

D*«p Howm: Die X-te House-Variante. Bedeutungsschwangere Lyrics, soulig-gospelige Vocals und ein immer wieder auftauchendes Piano-Riff sind die typischen Symptome.

D«ap Soul: Tiefer! Tiefer! Tiefer! Musik, die aus der Seele kommt, nennt man Soul. Und wenn die ganz tief ist, kann’s mit etwas Glück sogar Deep Soul werden. Wurde in den 60ern vor allem von Oris Redding perfektioniert.

Dame Tapa: Cassette eines Kunstlers, der damit einen Platten-Vertrag ergattern oder auf seine neuen Schöpfungen hinweisen möchte. 99 Prozent aller Demo Tapes landen im Papierkorb und vergrößern so den Sondermüll-Berg, weil sie zu den seltenen Produkten gehören, die noch keinen Grünen Punkt haben.

Daslgnar Drugs: Werden von Leuten hergestellt, die als Neunjährige mit dem Kosmos-Chemie-Baukasten praktische Grundschul-Mollis und Nebelbomben gebastelt haben. Wenn wirklich mal eine Designer-Droge verboten wird, tauscht man über Nacht einfach ein kleines Molekülchen aus — und schon wiehert der Amtsschimmel erneut. Anwendungsgebiete: Designer Drugs werden als Durchhalter bei Raves geschluckt.

Digital) Gegenteil von analog. Wird von Neil Young gehaßt. Näheres im Handbuch für Elektroniker.

Disco Liebenswürdiger Musikstil der 70er, mit pumpendem Beat und frechen Streichern. Hatte den Vorteil, daß niemand mehr auf den Gesang hörte und so unerkannte Talente auf einmal Superstars werden konnten — auch wenn sie sich, wie Putzfrau Donna Summer, dazu vor laufendem Studio-Mikrofon selbst befriedigen mußten.

Doo-Wep: Der Name kommt von den Silben, die Background-Sänger permanent wiederholen — Doo-Wop hätte also auch „Waaa-Omm“ oder „Padumm-Baa“ heißen können. Normalerweise vierstimmig und schwierig zu singen. Wurde in den 50ern von farbigen Teenagern an der amerikanischen Ostküste erfunden und war zeitgleich mit dem Rock ’n‘ Roll populär. Doo-Wop-Bands benannten sich häufig nach Tieren oder Autos. Beispiele: Die Spaniels oder The Escorts.

Dub: Von Lee „Scratch“ Perry Anfang der 70er entwickelte Reggae-Form, bei der die Vocals entfernt werden, um Platz für die Improvisationen eines rasend schnell brabbeldenden Toasters oder eines eher besinnlichen Dub-Poeten zu schaffen.

Elnhaitait: Die magische Zahl, die zwischen Hit und Flop entscheidet. Bezeichnet die Gesamtzahl aller verkauften Tonträger (engl.: units) eines Produkts, also CD, LP. MC. Single. Maxi. EP, MD und DCC und dient als Berechnungsgrundlage der Tantiemen.

Elactro: Ziemlich untergegangene HipHop-Form Anfang der 80er. Beim Electro dominieren Beatbox und Synthesizer. Beispiel: Afrika Bambaata.

Enginaart Der Mann an den Studio-Knöpfen. Läßt die Producer-Träume wahr werden — oder auch nicht.

EOi Studio-Jargon für Equalizer. Hochkompliziertes Knopfwerk, mit dem man einzelne Tonfrequenzen anheben oder rausfiltern kann. Laien ist der EO aus Manta-Konsolen (die von „Pioneer“) bekannt.

EurodiMo: Europäische Disco-Stilart, angeblich erfunden von Giorgio Moroder. Beispiele: Boney M. und Silver Convention.

Fad* Outt Mit einem Fade out (Ausklingen) enden die meisten Pop- und Rocksongs. Praktisch bei Produktion (der Ton kann irgendwann ausgeblendet werden) und beim Radio-Einsatz, wenn die Werbung oder ein ellenlanges Solo droht. Ein Fade out bei einem Live-Konzert gilt als schwierig und wird nur von wenigen Bands praktiziert.

Fairlighti Was die Moulinex für die Hausfrau, ist das Fairlight für den Sound-Hexenmeister. Der ehemals Beste aller Sampler kann samplen. speichern und wiedergeben. Inzwischen kann der AKAJ das selbe, kostet aber nur ein Zehntel.

Farfisa: Lieblings-Orgelfabrikat der 60er-Jahre-Rockbands. Klingt dünner als die ebenso legendäre Hammond mit ihrem charakteristischen Schweinesound (zu hören bei John Lord).

Faadbockt engl. für Rückkopplung. Eigentlich entstehen Rückkopplungen unbeabsichtigt — wenn man mit dem Mikrofon oder der Gitarre zu nah an den Verstärker kommt. Dann bauen sich Schwingungen auf, die sich zu einem schrillen Pfeifton steigern, der einem das Trommelfell raushaut. Bewußt eingesetzt haben das Pete Townshend (ist deshalb auf einem Ohr taub), Neil Young, Jimi Hendrix und Velvet Underground.

Fllh engl. für Füllung. Zwei, drei kurze Tone oder Drum-Schläge, die eine Lücke in Rhythmus oder Melodie füllen.

FretmeHert engl. für Bünde-Schmelzer. Anerkennende Bezeichnung für Gitarristen wie Slash, die ihre millionenschweren Fingerchen so lange über den Gitarrenhals jagen, bis er glüht.

Freettyle: Hauptunterscheidungs-Kriterium bei Fehden zwischen Hip-Hoppern. Freestyle bedeutet, ohne textliche Vorlage zu singen, den Text also frei zu improvisieren. Die meisten versuchen das erst gar nicht, was vielleicht auch besser so ist. Beispiel: In der ersten Reihe tanzt eine 17jährige ohne BH. Der Sänger singt: „Hey du schöne Maid da unten da, was ich so an dir sehe, paßt mir wunderbar.“ Wahre HipHopper, sagen die wahren HipHopper, singen nur Freestyle — ob’s holpert oder nicht.

Funkt Kommt vom schwarzen Slang-Ausdruck für den Geruch, den der Schweiß beim Sex hat. Wurde in den 50ern für swingenden Jazz verwendet und seit den 60ern für Baß-betonte schwarze Dance-Music ä la James Brown.

Füllen: Die Kombination von Jazz und Rock-Elementen. Grundsatz: Je größer die Fingerfertigkeit der Fusion-Musiker, um so größer die Langeweile. Wabert in harmlosen Varianten aus Supermarkt-Lautsprechern.

Fuzx-Box: Mit dem Ding hat Keith Richards den Satisfaction-Sound hingekriegt. Gehörte in den 60em zur Grundausstattung jeder Rock-Band. Feinere Ausgaben heißen „Booster“ oder „Overdrive“.

Gangcta-Rap: Rap-Spielart, die sich textlich um Banden-Kriminalität und Cops-Abknallen dreht. Ist deshalb enorm populär. Vorreiten Ice Cube.

Garage-Rock: Bezeichnete ursprunglich die 1017 amerikanischen Rockbands, die nach der britischen Pop-Invasion Mitte der 60er ihre Chance witterten und oft nicht über das Niveau ihrer Garagen-Proben hinauskamen. Heute gelten Garagenbands wieder als trendy.

Gig: engl. für Auftritt Slam Reck: Von Glamour Rock. Bezeichnet eine Stilrichtung Anfang der 70er, die durch schwülstigen Sound und schwülstige Mode aus dem Rahmen fiel. Plateau-Sohlen und angeklebte Glitzerflügel verliehen den Glam-Rockern oft ein androgynes Auftreten. Beam me up, Scotty — there’s no intelligent life down here! Beispiele: T. Rex, The Sweet, Slade, David Bowie.

Glitter Rock: Sowas ähnliches, aber bewußt für die Teenager-Käuferschicht geschaffen und nicht so sophisticated wie der Glam Rock. Vertreter: Gary Glitter.

Geld: Bekommt man bei uns für 250.000 Alben, in den USA erst für 500.000. Platin erfordert die doppelte Menge.

Gespelt Auf der schwarzen Kirchenmusik basierende Gesangs-Richtung. Handelt von Moses und Jericho und natürlich vom Lord above. Gospel-Sängerinnen wiegen selten weniger als 120 Kilo. Essentieller Bestandteil des Souls und wichtigste Sänger-Schule.

Gotkic Reckt Post-Punk-Stilrichtung von und für Zeitgenossen mit ausgemergelten Gesichtern, schwarzen Klamotten und Sinn für die gestorbenen Dinge des Lebens. Vertreter: Fields Of The Nephilim, Sisters Of Mercy.

Grammy: Der Oscar des Pops. Wird vergeben, nachdem die 6000 konservativsten Macher der amerikanischen Musik-Branche hochnotpeinlich befragt wurden. Die Grammys werden in verschiedenen unsinnigen Kategorien jeden Februar von der „National Academy of Recording Ans und Science“ verliehen. Noch keinen Grammy gewonnen haben Chuck Berry und die Rolling Stones. Dafür darf Natalie Cole fast jedes Jahr aufs Siegertreppchen. Und Clapton kann mit seinen Grammys vom vergangenen Februar einen Alteisenhandel aufmachen.

Grindcere: Death Metal-Ableger. Behandelt besonders gerne Themen wie Verstümmelung und Verwesung. Bei Grindcore-Konzerte werden schon mal tote Ratten ins Publikum geworfen.

Groove: Oberbegriff für alles, was den Konsumenten an einem Musikstück zum Zappeln bewegt. In den 70ern als „groovy“ näher an der Lexikon-Bedeutung („klasse“). Durch das Dance-Diktat inzwischen zum wichtigsten Musik-Kriterium geworden.

Grounds: Nennt man jene Basis eines Titels, der zuerst aufgenommen wird, also meistens Baß und Drums und Gitarren-Riffs. Herbert Grönemeyer etwa macht’s so und denkt sich seine schlauen Reime erst später im stillen Kämmerlein aus. Berühmt für ihre Grounds sind auch AC/DC — allerdings bestehen deren Songs auch aus nichts anderem als aus Grounds…

Groupiest Weibliche Randerscheinung des Rock n‘ Roll. Kennen die von ihnen abgeschleppten Musiker später so gut, daß sie ihre Erinnerungen in Buchform veröffentlichen. Die Musiker dagegen können sich zu diesem Zeitpunkt an nix mehr erinnern.

Grungo: Das große Ding aus Seattle. Lautstarke Mischung aus Rock und Indie und den richtigen Klamotten. Letztes Jahr Titelthema aller Magazine — nur Blätter wie Vogue und Elle ziehen jetzt noch nach. Vertreter: Nirvana und all die anderen.

Hammondt Die haben in den 60ern und 70em alle gespielt. Der Dinosaurier unter den Keyboards klingt wie ein Rudel sich suhlender Wildsäue und ist wegen seines Gewichts der Schrecken aller Roadies. Bandscheibenvorfall-Gefahr!

Hardcerwt Alles, was schmerzt beim Hören. Verkauft sich nur, weil es eigentlich unverkäuflich ist.

nizingt Technik, um die Tonhohe von Stimmen zu verändern („Pitch shifting“). Kommt von dem Effektgerät „Harmonizer“, mit dessen Hilfe seit Ende der 70er Ton-Fehler korrigiert werden. Inzwischen kann jeder singen, der gut aussieht.

Heavy Rotation: Wenn man da drin ist, hat man’s — fast — geschafft. Steht für jene zwei Handvoll Videos oder Singles, die von Sendern wie MTV so-undso-oft-mal am Tag abgespielt werden.

Hi-NRG: Wortspiel für“High Energy“. Ist die Fortsetzung der Disco-Musik, die in Gay-Discos erfunden und in Aerobic-Clubs weiterentwickelt wurde. Entsprechend kalorienfressend.

HipHop: Wahrscheinlich wichtigster Musikstil der Gegenwart. Unterscheidet sich vom Rap dadurch, daß auf einer HipHop-Platte nicht unbedingt gerappt werden muß (haha!). Straßenmusik aus New York, bildet zusammen mit Graffitti und Breakdance das Lebensgefühl einer ganzen, vornehmlich schwarzen Generation. In Videos tanzen HipHopper wie Rapper meist in nicht-zugeschnürten Turnschuhen um brennende Mülltonnen. Der Begriff kommt von einem Reim des Rappers Lovebug Starsky: „To the hip, hop, hippedy hop“. So einfach kann die Welt sein.

H ook: Hat nix mit dem Schurken aus Peter Pan zu tun. Hook nennt man eine kleine, fröhliche Melodie, die ihre Haken ins Kleinhirn auswirft und da für immer und ewig hängenbleibt.

Hern Section: Das Blech in der Band. Mindestens drei Bläser, meist Trompete, Saxofon und Posaune, sorgen dafür, daß z. B. Westernhagen oder die Rolling Stones noch mehr unterbeschäftigte Musiker auf der Bühne stehen haben.

Heus«: Sammelbegriff für eine auf Synthesizerund Sequenzer-Einsatz basierende Tanzmusik. Kommt aus Chicago und entstand dort Mitte der 80er. Ist seitdem weitverbreitet und hat sich in viele Unterarten weiterentwickelt, von denen in ein paar Jahren niemand mehr reden wird. Vertreter: Alle Trillerpfeifen-Besitzer außer den Schiedsrichtern.

Hype: Rummel, der um eine Veröffentlichung gemacht wird. Meistens unbegründet.

IndUt Ein eigentlich aus der Schallplatten-Industrie stammendes Kürzel für „independet record labe!“, im Unterschied zu den sogenannten „Major Labels“. Indie-Rock steht für all das, was Non-Mainstream, also abseits des Massengeschmacks liegt. Da die Zeiten sich geändert haben, kann Indie-Rock durchaus auch auf einem Major-Label stattfinden, das die Indie-Rocker im Zweifelsfall mit viel Geld vom Indie-Label weggelockt hat.

Industrlal: Rock-Spielart aus den 80ern. Verwendet aus reichlich nostalgischen Gründen echten Krach aus Fabrikations-Anlagen der metallverarbeitenden Industrie.

Interviewt Treffen zwischen Künstler und Journalist. Interviews werden meist in sündhaft teuren Restaurants gegeben, wo der Künstler nur über seine neue CD redet und der Journalist vor allen Dingen trinkt und ißt (in dieser Reihenfolge).

Jam: Zufälliges Zusammenspiel mehrerer Musiker. Trotz zum Teil haarsträubender Resultate sind auf Bootlegs gepreßte JamSessions eine fast risikolose Geldanlage.

Jumps Eine Richtung im Rhythm & Blues.

War in den 40ern vor allem als Party-Musik beliebt. Der passende Tanz dazu heißt Jive — das wird jetzt aber nicht einzeln aufgeführt.

Kickin‘ Am* Nach „ruck!“ meistgebrauchter Begriff in der Szene. Kickin‘ Ass meint soviel wie „Das geht ab!“ und kann durch „Kickin’serious Ass!“ gesteigert werden.

LaM Back: Das „Zurücklehnen“ des Schlagzeugers erzeugt eine entspannte Stimmung in der Musik durch leichte Verzögerung der Takt-Schläge. Oft von Drummern mißbraucht, die einfach nur untight spielen.

Licenaina,: Begriff aus der Schallplattenindustrie. Wenn Aufnahmen in Lizenz vertrieben werden, dann kümmert das betreffende Label sich nur um die wirtschaftliche Seite und nicht um so unbedeutende Kleinigkeiten wie den Vertrag mit dem Künstler oder dessen Betreuung.

Ucki Ein Lick ist ein kurzes Riff.

Line upt Besetzung einer Band. Unsicherstes Line up ist momentan das der Rolling Stones: Charlie Watts hat alle bisherigen Bewerber für den Bassisten-Posten mit einem launischen „Der spielt mir viel zu viel!“ abgebügelt.

Up Syncing: Die hohe Kunst so zu tun, als ob man gerade singt. Die Stimme kommt in Wirklichkeit vom Tonband oder Computer, „Sänger“ wie David Hasselhoff (immer) oder Madonna (immer öfter) turnen lippenbewegt über die Live-Bühne.

Loop: Beliebtes HipHop-Spielzeug. Eine Ton- oder Geräuschfolge wird auf Diskette gespeichert und endlos oft hintereinander abgespielt. Hat hypnotische Wirkung.

Lover* Reck: Reggae-Balladen in der späten 70era und frühen 80ern. Hat nichts mit Rock zu tun. Vorreiter: Gregory Isaacs.

Mariachit Traditionelle mexikanische Hochzeitsmusik mit schmetternden Trompeten und vielen akustischen Gitarren. Wurde von Herb Alpert „amerikanisiert“.

Masterlng: Das letzte, was bei einer Produktion an eigentlicher Studioarbeit anfällt. Endet in einer mehr oder weniger guten „Besser-ging’s-wirklich-nicht“-Aufnahme, dem sog. „Master“.

MC: Noch ein Master. MC bedeutet ursprünglich „Master of Ceremony“, seit einiger Zeit auch Kürzel für „Microphon Controller“. Beides sind Begriffe aus der Rap-Szene und werden als Präfix vor dem Künstlernamen verwendet, wie etwa bei MC Hammer. Nicht zu verwechseln mit dem schottischen Mc wie in Paul McCartney: Da wird das C zum c, und aus isses mit dem Master of Ceremony.

Melletren: Komplizierter Keyboard-Sampler, mit dem man vorher auf Band aufgenommene Orchesterinstrumente per Klaviatur abspielen konnte. Hört man heute kaum noch, war aber 1967 das große Ding.

Merchandise: Souvenir-Verkauf des Rock „n“ Roll. Oft von ähnlicher Qualität wie die T-Shirts mit den kopulierenden Krokodilen oder diese wunderbaren Schnee-Panorama-Gläschen aus Oberammergau. Hauptmerkmal: Sündhaft teuer. Trotzdem kauft fast jeder so ein „qualitativ hochwertiges“ T-Shirt, auf dem nach dem ersten Waschen dann bloß noch „epech M de“ draufsteht.

MIDI: Musical Instrument Digital Interface. Jene Zauber-Schnittstelle, über die mittels eines alten DIN-Kabels Sampler. Drum-Machines und was auch immer im Studio miteinander vernetzt werden können.

Minimal!*!: Der Begriff stammt aus der New Yorker Avantgarde-Szene.‘ ; Hat einen einfachen Glaubensgrundsatz: Weniger ist mehr. Führt irgendwann dazu, daß auf einer 70minütigen CD am Anfang und am Ende ein Gong geschlagen wird und ansonsten Ruhe herrscht.

Mix: Beim Mix werden die nacheinander aufgenommen Spuren („Tracks“) in das richtige Verhältnis zueinander gebracht.

Monitor«: So nennt man jene Lautsprecherboxen, die vome auf dem Bühnenboden stehen und die in den Bühnenbereich hineinbrüllen. Sind für die Musiker die einzige Möglichkeit, in dem Hölleninferno etwas von sich selbst zu hören.

Meeg: Dr. Robert Moog war der Erfinder des allerersten Sythesizers in den 60ern. Sein Bass-starker „Mini Moog“ erlebt wg. Tekkno seit einiger Zeit einen zweiten Frühling.

MOR: Middle of the Road. So hieß mal ’ne Band, heute nennt man die englische Antwort auf den deutschen Schlager so.

Nashville: Country-Hochburg in Tennessee. Die Nashville-Lobby versucht immer wieder, den Rest der Welt in den Schwitzkasten zu nehmen. Zum Glück bisher ohne Erfolg. Selbst ein Garth Brooks erntete außerhalb der USA nur Kopfschütteln.

New Age: Meditative Stimmungs-Musik mit angeblichen therapeutischen Eigenschaften — was in den meisten Fällen bedeutet, daß der Hörer sich soweit entspannt, daß er unversehens einschläft. Wurde zuerst nur in den Gesundheits-Shops im Umfeld von San Francisco verkauft, bevor dann die Schallplatten-Läden begannen, New-Age-Ecken einzurichten. Heute bezeichnet New Age das gesamte Spektrum alternativer Heils- und Lebenslehren — vom Studium der Walgesänge bis zum Hantieren mit wohlklingenden chinesischen Stahlkugeln.

New Beat: Ziemlich heftige europäische Techno-Form. Lief und läuft vor allem in belgischen Discos und wird von Industrial und Hi-NRG beeinflußt.

New Cewntry: Gibt’s naturlich eigentlich nicht. Aber um Leute wie Garth Brooks und Billy Ray Cyrus besser verkaufen zu können, kommt die Industrie in ihren Glanzminuten auch schon mal auf solch wegweisende Wortschöpfungen…

New Remantici Noch so’n Werbe-Schlagwort. Unter New Romantic versteht man die Musikrichtung, die Anfang der 80er britische Schönlinge wie Spandau Ballet verkörperten — Hauptsache, es gab ein Solo mit der Ovation und die Frisur war schön poppig …

New Wave: Das, was nach dem Punk kam. Lehnt dessen Nihilismus ab und bringt den Pop in die Musik zurück. Vorreiten Police.

Na Wave: Art-Punk-Bewegung Ende der 70er. Kommt aus New York und fällt durch inszenierte Möchtegern-Pöbeleien auf.

O tlb a u t: Gegen-Betonung — bei einem Takt also immer jene Einheiten, die nicht betont werden. Bessere Tänzer bewegen sich nach dem Off-Beat, alle anderen nehmen ihn noch nicht mal wahr.

Opener: 1. Das erste Stück auf einer CD, oder 2. Die Vorgruppe einer Hauptgruppe. War die mal berühmt, wird sie oft als „Special Guest“ angekündigt. Die einzige ehrliche Bezeichnung ist allerdings „Support Act“ — denn mehr als Stimmung für den Hauptact machen soll und darf der Opener ja auf keinen Fall. Sonst wird der Ton abgedreht.

Overdub: Nachträglich zu einer fertigen Aufnahme hinzugefügte Nachbesserungen und eigentlich Beschiß. Wird meistens bei Live-Aufnahmen praktiziert. Wahre Künstler wie Zappa verschmähen so einen Kinderkram.

PA: 1. und meistens das Kürzel für Public Address System, also alle Verstärker und Lautsprecher, die das Publikum an den Rand eines Hörsturzes bringen. 2. Kürzel für Personal Appearance: So nennt man es, wenn in einem Dance-Club die Künstler auf einmal leibhaftig auftauchen.

Per Diems: Auch „Purdies“ oder „PDs“ genannt. Alle drei Begriffe stehen für jene Summe Geld, die Band- und Crew-Mitglieder ähnlich wie spiel- und alkoholsüchtige Sozialempfänger während einer Tour täglich cash ausbezahlt bekommen. Kommt aus dem Lateinischen, der branchenüblichen Fremdsprache.

Phafing: Sowas ähnliches wie Flanging — bloß daß der Effekt hier wie ein Jumbo Jet von einem Lautsprecher zum anderen rast, während die Musik verzweifelt versucht, sich am Schwanzende festzuhalten. Parade-Beispiele: Hendrix‘ „Axis: Bold As Love“ und Nirvanas „Rainbow Chaser“.

Phillyt Abkürzung für Philadelphia Sound. Der zuckersüße Weichspüler-Soul von Gruppen wie The O’Jays und The Delfonics in den späten 60ern.

Plankapankers Ein aggressiver Fretmelter. Alles klar?

Plugger: Diejenige Person, die von morgens bis abends und dann auch noch nachts versucht, Radio- und TV-Produzenten von der wirklich ganzganz tollen neuen BandSingleMaxiProduktion zu überzeugen.

Pomp Reck: In den frühen 70ern populäre Form des Rocks, die klassische Motive und theatralische Präsentation zum Maß aller Dinge machte. Klang bombastisch-pompös und meistens ziemlich dröge. Vorreiter: Emerson, Lake and Palmer.

Portasf udio: Verhält sich zum norma len Studio wie der Laptop zum PC — alles ist ein bißchen kleiner, funktioniert aber trotzdem ganz gut für Demos.

Pest-Punk: All das, was an unangepaßter Musik der härteren Spielklasse nach dem Punk kam und ihn wenigstens noch ein kleines bißchen zitierte — und sei es durch den Ohrring des Gitarristen.

Pewer-Pep: So hat man zwischen Mai und — sagen wir — August 1978 den Punk benannt, wenn er sich ungewohnt melodiös gab.

Pre-Sales: Sind eigentlich noch gar keine Sales/Käufe, sondern bloß Vorbestellungen. Plattenfinnen sind besonders stolz, wenn sie ihrem Superstars Gold verleihen dürfen — allein aufgrund der Vorbestellungen.

Pre-Preductlen: Das Zeremoniell vor der Aufnahme. Können Proben sein oder das Neu-Arrangieren von Songs oder die Lektüre des Buches: „Henri Mancini und sein Einfluß auf die Strukturalität des abchasischen Soul-Gedankens.“

-Reck: Kürzel für Progressive Rock — jene Form, die aus dem Psychedelic Rock entstand.

Programming: Dem Computer solange gut zureden, bis er genau die Sounds oder Sequenzen von sich gibt, die man möchte.

Promo: Vorab-Tape oder -Video, das Journalisten und DJs täglich in den Hausflur gekarrt wird. Siehe auch unter „Demo-Tape“ und die „Grüner Punkf-Problematik.

Promotion: Mehr oder weniger erfolgreiche Versuche, eine neue Platte per Medien und Anzeigen „zu promoten“ ¿ P«ychedelu: Das, was zwischen 1966 und 1968 und dann immer dann passierte, wenn Musiker auf LSD waren. Melodien, Texte, Klei düng und Haare — alles ein bißchen seltsam.

Pub Reck: Back to the Roots! Wenn Bands in verqualmten Kneipen loslegen, literweise Bier abkippen und anschließend herumfliegenden Gläsern und Stuhlbeinen ausweichen müssen, dann nennt man das Pub-Rock. Vorzeigeband: Dr. Feelgood.

Publithing: Die Rechte an einer Komposition. Liegen normalerweise beim Komponisten, können aber auch verkauft werden (siehe die Beatles und Michael Jackson).

Punk: Der Begriff meinte ursprunglich den US-Garagen-Rock der 60er. Wurde dann wiederbelebt, um den sicherheitsnadelbestückten Irokesen und ihren verstimmten und auf Schienbeinhöhe baumelnden Gitarren einen Namen zu geben. Richtete sich anfangs gegen die Königliche Familie, später gegen alles und jeden. Punks nennen sich heute Punx.

Punkte: Lieblings-Grafik-Element aller Macintosh-User. Machen aus dem unscheinbaren Smudo einen geheimnisvollen S.M.U.D.O. und lassen die Menschheit rätseln, was da wohl dahinterstecken mag. Wer’s weiß — Postkarte an ME/Sounds, Werinherstr. 71, 81541 München.

O-A: Kürzel für Question-Answer. Übliche Interview-Form, bei der der Journalist tiefsinnige Fragen wie „Wie ist das Album entstanden?“ stellt und der Künstler mit „1t all comes from God, you know!“‚ antwortet.

RcVB: Wenn die Zeile zu kurz ist, kann man das statt „Rhythm & Blues“ schreiben.

Raga-Rock: Spielart des Acid Rocks. Gitarrenbetonte Musik mit sirrenden Sitar-Passagen. Hat man Ende der 60er öfter mal gehört — seit Sri Chimnoy alt wird, ist er vom Aussterben bedroht.

Raggamuffin: Reggae-Dancehall-Spielart. Textlich reine Männersache — schwule Weichlinge werden von Unsympathen wie Shabba Ranks aufs Übelste beschimpft.

Rap: Ursprünglich Sprechgesang der Schwarzen. Bestandteil des HipHop.

Rare Groove: Wenn 93er-Aufnahmen wie Funk-Platten aus den 70ern klingen, nennt man das Rare Groove — warum auch immer.

Rastafari: Ideologische Bewegung innerhalb der Reggae-Szene. Rastafaris glauben an die Vereinigung der afrikanischen Staaten (,,Africa Unite!“) und sehen in der weißen, hierarchischen Gesellschaftsstruktur („Babylon“) den Hort alles Bösen. Der Name kommt von Äthiopiens Kaiser Haile Ras Tafari Selassie, dem viele eine Einigung Afrikas zutrauten.

Rav«: Riesenparty von 14—17jährigen, meist in leerstehenden Fabrikhallen oder alten Rote-Armee-Bunkern. Die Musik, die da gespielt wird, heißt auch so.

Ramaitari Das Anfertigen eines neuen Masters, meist, um die Soundqualität zu verbessern. Geschieht automatisch beim Analog-Digital-Transfer. Bringt nicht immer hörbare Unterschiede.

Remlxing: Das Anfertigen eines neues Mixes. Wird zum Beispiel bei Dance-Maxis praktiziert, wo vor allem Baß und Baß-Drum-Spuren herausgehoben werden. Für den Laien unterscheiden sich die einzelnen Mixes nur durch ihre Namen wie „Under the Belt“-Mix oder „This is the last one“-Mix.

Retro-nuevo: Alter Wein in neuen Schläuchen. Vorreiten die Herren Isaak und Kravitz bzw. die Bands Spin Doctors und Black Crowes.

Rhythm et Blues: Schwarze Tanzmusik, die am Ende der Bigband-Ära entstand. Für die Charts-Postille „Billboard“ ist Rhythm & Blues jede schwarze Musik, die nicht Jazz oder Gospel ist.

Rhythm Section: Das, was in den guten alten Zeiten Schlagzeug, Baß und Rhythmus-Gitarre waren …

Riff : Kurze Akkordfolge. Wird meistens von einem breitbeinig auf der Bühne stehenden Gitarristen gespielt.

Riaer: oder auch Podeste. Machen beim Bühnenaufbau viel her und verwandeln eine drittklassige Holzbohlenbühne mir-nichts-dir-nichts in eine futuristische Blade-Runner-Kulisse. Können auch als sogenannte Slider (Rutschen) verwendet werden, auf denen der niedergehende Trockeneisnebel für ein tolles Aqua-Planing sorgt. Hals- und Beinbruch, Prince!

Rockabllly: Mischung aus R&B und Hillbilly-Country. Mitte der 50er von Elvis und Jerry Lee Lewis erfunden und Lichtjahre später von den Stray Cats perfektioniert. Wichtigste Utensilien: Tollen, ultraspitze Schuhe und pinkfarben lackierter Kontrabaß.

Rock Steody: Urahn des Reggae. Langsamer als Blue Beat und viel langsamer als Ska. Benannt nach Alton Ellis‘ 6()er-Hit „Get Ready To Rock Steady“.

Roots: Rastafari-inspirierter Reggae. Mit „Back to the Roots!“ werben Labels außerdem für die abgeschickte Handwerkskunst ihrer Artisten.

Running Order: Reihenfolge bei einem Konzert mit mehr als drei Bands. Minutiöser Zeitplan, der nie eingehalten wird.

Salsa: Würzige Tomatensauce und Sammelbegriff für sämtliche lateinamerikanische Musik, die im melting pot New York gespielt wird.

Sample: Kleiner Ausschnitt aus einem fremden Stück, der in der eigenen Musik verwendet wird. Wird auf Diskette gespeichert und meist über die Keyboards abgerufen. Sampling hat Arbeitsplätze für ein Heer von Rechtsanwälten geschaffen. Beliebtestes Sample: die Collins-Drums aus „In the Air Tonight“.

Scat-Singing: Jazz-Gesang, frei improvisiert. Reine Silben-Spinnerei. Di-whou-whouda-di!Besimmplzrwsfizzsch!

Second Album-Syndrom: Da hat man Jahre, Jahrzehnte Zeit. Songs für sein Debut-Album zu schreiben — und dann will die Plattenfirma innerhalb eines Jahres schon das nächste! Das muß dann einfach schwierig werden. Die besseren schaffen das zweite noch und stehen dann vor dem „Third Album Syndrom“.

Secwrity: Die schweren Jungs vor und hinter der Bühne. Beschützen den Star vor seinen Fans.

Sequencer: Die Maschine, mit der man Musik mit dem Computer komponieren kann.

Session Man: Musiker auf Leihbasis. Spielt gegen schwindelerregend hohe Tagesgagen mit, wenn dem Band-Gitarristen beim Rosenschneiden der Finger dazwischengekommen ist.

Setlist: Zettel mit der Reihenfolge des Live-Programms. Klebt meist auf Monitorbox.

Shoegaaer: Indie-Rock-Spielart mit langatmigen, neo-psychedelischen und dröhnenden Gitarrensoli. Heißt so. weil seine Protagonisten permanent auf ihre Schuhe glotzen statt ins Publikum zu sehen.

Showcase: Eine Art Privatvorstellung für Leute aus dem Business. Leute wie Du und ich müssen draußen ^ bleiben.

Ska: Frühe Form des Reggae Vermischung von R&B und Entstand Ende der 50er aus der jamaikanischen Musikelementea

Skinsman: der SchlagzeugSlamdanc«: Mischung aus Rugby-Bewegungen. Wird bei ten betrieben und erfordert nitäter-Einsatz. Sl»ox« Rockt Guns N°Rose- gilt als Reinkamation des guter SIeaze Rocker tragen KopftüNikes. Wenn sie nicht gerade in einer Arena auftreten, verprügeln sie Fotografen oder schmeißen Fernseher aus geschlossenen Hotelzimmer-Fenstern. Socat Mischung aus Calypso und Soul. Kommt aus Trinidad. Soundch«cks Dröhnt am hellichten Nachmittag aus den Konzerthallen. Hat nur pädagogischen Charakter, weil alle Bandmitglieder aus dem Bett müssen — akustisch gesehen herrschen am Abend in der vollen Halle sowieso andere Bedingungen.

Spaghetti Houie: House aus … na woher schon!?

Speed Metals Hoch-Geschwindigkeits-Metal.

Split: Trennung einer Band. In letzter Zeit praktiziert, um später mit riesigem Werberummel die Re-Union bekanntzugeben.

Stogehands: Angeheuerte Helfershelfer, oft mit dem IQ eines halben trockenen Brötchens. Straight-edged: Wer das ist. lehnt Drogen. Zigaretten und Fleisch ab — um noch schneller Gitarre spielen zu können. Stringc Streichereinsatz bei Pop- und Rock-Songs. Originale sündhaft teuer, daher meistens von der Diskette. Surf: Wenn einem permanent die Sonne auf den Kopf knallt und in diesem nix als Surfbretter sind — dann kann man schon auf sowas kommen. Surf entstand in den ozonlochf reien 60ern und wurde von Hawaii-Hemd-Fetischisten wie den Beach Boys perfektioniert. Surftore» Im Unterschied zum Surf bewegen sich Surfcorer auf Skateboards. Und da das Fahren mit denen tougher ist als das Wellenreiten, klingt das Ganze auch dementsprechend. Vorskater: Suicidal Tendencies.

Skii

Swamp Reck: Wenn der Ventilator die Tropenluft in Stucke schneidet, die Moskitos summen und morgens ein abgehackter Hahnenfuß draußen an die Tür genagelt ist — dann gönnt sich der Swamp Rocker einen Southem Comfort, packt die Slide Guitar aus und läßt das Intro von „Proud Mary“ zum Mississippi hinausschallen.

Swingbeat: Werbe-Schlagwort für jene schwarze Tanzmusik in den späten 80ern, die die harten Beats des Rap mit dem weichen Gesang des Soul verbindet. Vorreiter: Bobby Brown.

Syndrum: Bienenwabenförmige Schlagzeug-Teile, die wie richtige Drums bearbeitet werden und wie Nintendo-Gameboys klingen.

Tottoo: Hatten früher nur Seeleute und seit Guns N’Roses jeder Langmähner, der ein Muscle-Shirt zu Hause hat. Für halbherzige gibt’s die Dinger auch in einer Art Rubbelbild-Version mit beschränkter Haltbarkeit…

Techno: Eigentlich Brutal House — paßte auch besser. Harte, schnelle elektronische Beats und rudimentäre Texte. Entstand offiziell in Detroit, wurde als Tekkno vor allem in Deutschland und Belgien zur Massenbewegung.

Telepromoteri TV-Schirm neben Gesangsmonitor. Axl Rose liest von dort Songtexte, Mick Jagger die Ansagen: „And on guitar: Keith Richards. „

Tex-Mext Begleitmusik zum Nacho-Essen und Corona-Trinken. Verbindet texanischen Rock ’n‘ Roll und mexikanische Folklore. Endet mit Tequila-Gelage. Vortrinker: Los Lobos.

Thrasht Unterscheidet sich eigentlich bloß durch das langsamere Tempo vom Speed Metal. Verwendet Punk-Elemente.

Tlghtt „A Tight Band“ ist eine, die wider Erwarten alle Aufnahme-Termine einhält und pünktlich fertig wird. Kam zum letzten Ma] 1979 vor. Ebenfalls selten: „tight“ gilt auch als Begriff für fehlerfreies Musizieren.

Torch Singer: Bezeichnet ebenso stimmgewaltige wie tränenreiche Sängerinnen, die mit Pathos und melodramatischen Standards die Papiertaschentuch-Industrie unterstützen. Als ob man bei sowas Fackeln („torch“) statt Wunderkerzen anzünden würde…

Track: siehe „Cut“. Bezeichnet auch die Mischpult-Möglichkeiten, Instrumente und Stimmen einzeln aufzunehmen: Je mehr Tracks (es gibt 8-, 16-, 32und so weiter), desto mehr Möglichkeiten.

Trad: Abkürzung für Traditional. Wird meistens im Sinne von „Also, das ist ja gewissermaßen ein Traditional, glaub ich. da müssen wir uns nicht um die Urheberrechte kümmern“ verwendet.

TV« Fernseh-Auftritte. So gut wie immer Playbacks. Unplugged: Alles, was keinen Stecker an der Gitarre hat.

Urbaitt Ist meistens ein unbeholfener Versuch von Journalisten, das Wort „schwarz“ zu umgehen.

Vari-UgMi: Computergesteuerte, programmierbare Scheinwerfer. Lassen Sänger und Solisten nie aus den Augen und kosten Unsummen. Genesis haben auf die Dinger ein Monopol und vermieten sie für gutes Geld weiter.

Vogue: Frauenzeitschrift. Und ein Tanzstil ab Ende der 80er, bei der Tänzer hin- und wieder wie vom Schlag getroffen in der Bewegung stoppt und dann wie eingefroren aussieht. Auch wertn’s Madonna stinkt: Malcom McLaren hat’s vor ihr draufgehabt.

Wah Wah: Gitarren-Effektgerät, dessen Sound so klingt wie er heißt. War früher ein Muß für jeden Gitarristen.

White NoiMt oder auch Weißes Rauschen. Die obersten Frequenzen des Ton-Spektrums. Wer mehr als zwei Hard-Rock-Konzerte besucht hat, muß sich darum nicht mehr kümmern — er hört’s eh nicht mehr.

Wimpy: wörtlich „verweichlicht“. Seit Menschengedenken gehören 90 von 100 Chart-Spitzenreitern dazu.

World Mutic: Die Welt ist rund, und überall auf ihr wird seit Jahrtausenden Musik gemacht. Merkwürdigerweise hat das die Plattenindustrie erst vor ein paar Jahren gemerkt und verkauft seitdem polynesische Fruchtbarkeitsgesänge, pakistanische Meditationen und taltschikische Hochzeits-Tänze unter dem allumfassenden Begriff „World Music“.

YOli HipHop-Pseudonym zum rockigen „Yeah!“

Zydeco: Schwanes Pendant zum weißen Cajun. Kommt aus Lousiana und wird meistens mit Saxophon und Akkordeon gespielt. Übrigens die einzige Musikrichtung, die nach einem Gemüse benannt ist: Wenn man den Saloon-Schlägerei-Auftakt „Les Haricots sont pas sales!“ (Die Bohnen sind nicht gesalzen!) kreolisch und mit selbigen im Mund ausspricht, kommt „Zydeco“ dabei heraus.