Kunst im Netz
Die berüchtigte Datenautobahn als seelenlose Informations-Bank weltfremder Nerds? Von wegen. Internets Multimedia Zone wandelt sich zur abenteuerlichen Cyber-Kunstgallerie
Kunst per Maus: mit einem Computer-Klick ab ins Inter- net, nur zwei, drei Maus- Klicks weiter liegt das WorldWi- deWeb, wo die normalerweise textlastige Cyber-Welt ein neues Gesicht bekommt – ein Kosmos voller Bilder und Töne. Früher trafen sich im WWWeb hauptsächlich Ingenieure und Wissenschaftler. Heute bevöl- kern – angeführt von Hackern und Datern – Künstler die Byte- Welt. Kunst im Netz ist neu und anders. Cyber-Art ist experimen- tell, unperfekt. Sie ändert sich ständig und nutzt die visuellen und hörbaren Möglichkeiten ih- res Mediums wie keine Kunst- form zuvor. Besucher elektroni- scher „Museen“ laufen nicht mehr von Gemälde zu Gemälde. Die „Users“ des Netzes schie- ben die Maus vor sich her und drücken drauf. Ein Kennwort, ein Klick – ein Sound-Clip spielt, Photos vergrößern sich. Anderes Kennwort, Klick – Video. Statische Bilder und/oder Sound und/oder Bewegung. Interaktiv: viele der Künstler, ‚Hosts‘, laden zur Mitarbeit ein. Ein Werk kann von einem, zehn oder tausend Hosts geschaffen und modifiziert werden.
50 Dollar im Monat kostet eine Seite im Web, das potentielle Publikum ist riesig. Grund für gigantische Zuwachszahlen: im Januar 1993 waren es noch 50 Hosts, heute füllen über 16,000 Maschinen das Web mit Inhalt.
„Das Beste an diesem Medium ist Flexibilität,“ e-mails Jon Lebowsky im Netz, Besitzer von Fringe-Ware, einem kalifornischen Verlag und Service-Anbieter. „Wenn ich heute eine Seite designe, und sie gefällt mir morgen nicht mehr, ändere ich sie einfach. Diesen Luxus hat man bei herkömmlichen Print-Medien natürlich nicht.“