Cibo Matto haben nur zwei Interessen: Musik und Essen
Die Songliste ihres Albums ‚Viva! La Woman‘ liest sich wie eine Speisekarte: ‚Beef Jerky‘, ‚Apple‘, ‚Artichoke‘ und ‚Birthday Cake‘. Wer nun erwartet, daß hinter dem großen Fressen die dickste Band der Welt lauert, wird enttäuscht: Cibo Matto sind zwei japanische Mädchen, die in ihrer Erscheinung eher an Bonsai-Bäumchen als an Sumo-Ringer erinnern. „Wir lieben Essen“, gibt Yuka Honda zu. Und wir haben eine unfehlbare Diät: Wir scheißen viel!“ Das ist zwar nicht unbedingt die feine japanische Art, doch Yuka (Keyboards, Sampler) und Sängerin Miho Hatari sind ja auch nicht die typischen Japanerinnen vom Schlage Shonen Knife, die mangelndes Talent durch lieblichasiatische Exotik wettmachen müssen. Yuka, aufgewachsen in Deutschland und Dänemark, lebt seit sieben Jahren in New Yorks Lower Eastside. Durch ihren früheren Freund, Lounge Lizards-Percussionist Dougie Browne, bekam sie freien Zutritt zur Musik-Boheme der City. In Bands von John Zorn bis hin zu Arto Lindsay vervollkommnete sie ihr Können am Sampler und am „Roland DJ-70“, einer seltsamen Mischung aus Plattenspieler, Rhythmusmaschine und Sound-speicher. Dann traf Yuka vor zwei Jahren auf Miho, die in der Punkband Leitoh Lychee („Gefrorene Lychee-Nüsse“) sang. Beide fanden schnell ihre größten gemeinsamen Nenner: Musik und Essen. „Irgendwann kam uns die Idee, beides zu verbinden“, erinnert sich Miho — Cibo Matto (dt.: „Irres Essen“) war geboren. Und irr sind auch die Songs: eine Mischung aus Bossa Nova, Hip-Hop, Jazz, afrikanischen Trommeln, Disco und gesampelten Straßengeräuschen. Cibo Matto werden nicht immer übers Essen singen. Das nächste Album handelt vielleicht von Autos. Oder von Pflanzen. Oder von… Darüber denken die beiden nicht nach, eher darüber, daß sie täglich von Reportern zum Essen eingeladen werden. „Oder nicht?“ Okay, okay, der Lunch geht auf mich.