Hope Sandoval und David Roback alias sind Lieblinge der Kritik. Dabei ist ihnen die Presse ein Greuel
Im Zeitalter von Multimedia und globalen Info-Highways haben’s introvertierte Künstler schwer. Vor allem, wenn sie David Roback und Hope Sandoval heißen, jedes Interview in Grund und Boden schweigen und die gängigen Mechanismen der Plattenindustrie erfolgreich sabotieren. Pressetermine, Videos, Live-Auftritte und TV-Sendungen sind ihnen ein Greuel. Dabei gelten die zierliche Kindfrau und ihr Beatnik-Guru nicht erst seit dem ’94er Melodram ‚Fade Into You‘ als Kritikerlieblinge. Anfang der 80er agierte Roback als Gitarrist der LA.-Kult-Band The Rain Parade und verdingte sich später in obskuren Projekten wie Clay Allison oder Opal. Mazzy Star verwalten das Erbe dieser Epoche — ein Stück Untergrundkultur, die in ihrer Musik weiterlebt und keiner Erklärung bedarf. Und so starren David und Hope am liebsten auf den Fußboden oder in ferne Galaxien. Sie leben in einem gravitationsfreien Raum aus sphärischer Musik und surrealen Tagträumen, die viel zu intim sind, um öffentlich zur Schau gestellt zu werden. „Musik zu machen, hat etwas von einer Selbsttherapie“, läßt Hope sich mit hinreichendem Ernst in der leisen Stimme vernehmen. „Ich hatte schon immer große Probleme damit, live aufzutreten. Alles, was ich tue, ist singen. Ich spreche nicht und tanze auch nicht. Wer damit nicht klarkommt, ist bei uns völlig falsch.“ Das klingt so, als wolle sie sagen: Wenn ihr schon zu unseren Konzerten kommen müßt, dann seid wenigsten still. Bands wie die Cowboy Junkies oder 10.000 Maniacs wirken da fast schon wie ein Paukenschlag. Mazzy Star auf ihre Sixties-Reverenzen zu untersuchen, würde indes ganze Doktorarbeiten füllen. Nur soviel: Roback bedient sich des enormen Fundus‘, als hätte er ihn selbst zu verantworten. „Unsere Musik beschäftigt sich nicht mit der Gegenwart, aber die Gegenwart prägt mit Sicherheit die Art unseres Vorgehens“, läßt uns Master David noch eben wissen. „Schließlich ist Rock’n’Roll sehr vergangenheitsbezogen, ein toter Mythos, der endlich aktualisiert werden muß“. Wie so was klingt, zeigt ‚Among My Swan‘, Mazzy Stars drittes Album und ein Ausritt in die surreale Eiswüste.