Ich weiß nicht mehr, war das ein Traum oder die Realität im Halbschlaf aus dem Radiowecker? Ich habe letztens Das Schlimmste Lied Der Welt gehört, und der Radiodiscjockey sagte, es sei von Peter Maffay. Ich vermute es muss ein Traum gewesen sein, weil mir die Szene im Rückblick dahingehend unwirklich erscheint, als einem Radiodisejockeys heute ja nicht mehr sagen, von wem die Lieder sind, die sie spielen, weil es ihnen wurst ist. So war es denn wohl ein Albdruck. Doch er sei dazu angetan, sowohl Peter Maffay als auch den Radiodisejockeys zu denken zu geben. Herr Maffay: Es ist offenbar möglich, dass es jemandem nicht nur im Traum einfällt, sondern dazu noch einen ganzen Vormittag lang plausibel erscheint, Das Schlimmste Lied Der Welt sei von Ihnen. Wie gehen Sie damit um? Werden Sie Schritte in Erwägung ziehen? (Tipp: Ein Rücktritt wäre zwar ein ungewöhnlicher Akt für einen, äh, Rockmusiker, aber dafür ein umso coolerer! Hm. Naja, netter Versuch.) Radiodisejockeys: Jaja, den Maffay-Verdacht weist ihr lässig von euch, weil der ja lange keinen Radiohit mehr hatte. Aber das ist ja Jacke wie Hose. Wenn man mit kaputtem Autocassettendeck durch Deutschland fährt, beißt man dafür ins Lenkrad, weil man zum Beispiel über einen Tag, fünf Bundesländer und 17 Sender hinweg neunmal die unvergleichliche Annie Lennox „Hey hey, I saved the World today“ huscheln hört. Aber ihr könnt da wohl gar nichts dafür, und das gehört so in eurem knüppelharten Business. Ah. Ich glaube übrigens mittlerweile, ich bin ein Medium. Am Tag nach dem Maffay-Traum – was lag da auf des Kollegen Schreibtisch, frisch eingetrudelt? Die Pressemappe zur bevorstehenden Maffay-Tournee! Gruselig, was? Und vorgestern hatte ich wieder einen Albtraum: Ich stand am Redaktionsdrucker, und heraus kroch die Rohversion der „Platte des Monats“-Seite. Darauf: Die Band Ohne Namen. Ich schrie. Rannte zu den Kollegen, ob sie durchgeknallt seien. Sie lächelten mild, das sei nur ein Scherz. Jessas. Einerseits beruhigend, dass so was selbst im Traum nur ein Scherz ist. Andererseits bin ich verstört. Denn am nächsten Morgen öffnete ich ein Info-päckchen und zog heraus: Die neue Single der – kreisch! – Band Ohne Namen. Habe ich den sechsten Sinn? Und warum träume ich dann immer nur so Käse und gehe nicht mal mit Iggy Pop und Lester Bangs Tauben füttern? Nächstes Mal erfinde ich irgendwas.
