BAP – Aff un zo
Erstes vollwertiges Studioalbum der neuen BAP-Besatzung: 75 musikalisch üppige Minuten mit alten und neuen Themen.
Von einer Häutung zu sprechen, wäre wohl falsch. BAP gingen in den vergangenen Jahren eher den umgekehrten Weg: Die Hülle blieb, nur schlüpften andere Musiker hinein, um diese so auszufüllen, dass sie aus normaler Entfernung betrachtet vom hergebrachten BAP-Bild kaum zu unterscheiden ist. Das 13. Album Aff un zo hat Spiritus Rektor Wolfgang Niedecken mit einer frischen Mannschaft eingespielt, die personell nichts mehr mit den BAP der späten Achtziger und frühen Neunziger zu tun hat; paradoxerweise gewann gerade dadurch das Konzept „Band“ neue Kraft. Mit Helmut Krumminga, Jens Streifling und Wolfgang Niedecken tragen drei Mitglieder zur musikalischen Seite der Unternehmung bei, für die Texte zeichnet wie immer der Frontmann allein verantwortlich. Aff un zo klingt bei aller Verschiedenheit des musikalischen Materials geschlossen, rund, homogen – wo BAP draufsteht, ist auch BAP drin. Zwar kann von Aufbruch zu neuen Ufern nicht wirklich die Rede sein und sind die Ingredienzien dieselben wie immer, für Leute, die zuhören, gibt’s indes eine Menge Frisches zu entdecken. Etwa die neue Lust an filigranen Klangmalereien und ungewöhnlichen Instrumentierungen. Oder die im Unterschied zu alten BAP-Tagen geradezu drastisch besseren Gesangsarrangements. Schlüsselsongs sind – neben dem sonnig schunkelnden Titeltrack – der Opener „Wat ‚e Jahr!“ und das epische „Chippendale-Desch“. Ersteres ist eine nachdenkliche Reflexion über das turbulente zwanzigste BAP-Jahr, das neben den überaus erfolgreichen Alben Comics & Pin-Ups sowie Tonfilm den Abschied der langjährigen Bandmitglieder Klaus „Major“ Heuser und Alexander „Effendi“ Büchel und die neuen Bandmates Sheryl Hackett (vocals), Michael Nass (keyboards) sowie Helmut Krumminga (git.) brachte. „Chippendale-Desch“ indes ist Niedeckens im letzten Jahr verstorbener Mutter gewidmet; eine gemütliche Mldtempo-Akkordschleife, die in acht Minuten von besinnlicher Meditation zur verltablen Tanzparty mutiert. Eindrucksvoll. Fazit: BAP bleibt BAP. Mit allen Stärken wie grundehrliche Rocker („Eddies Radio-Show“), federnder Salon-Rhythm’n’Blues („Shoeshine“) und bittere Balladen („Istanbul“) – und den Dingen, die mancher Geschmackspolizist seit je als Schwäche auslegt, etwa den Hang zur grün gestrichenen Alternatlv-Bürgerlichkeit in den Texten. BAP eben.
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