Sheryl Crow: München, Metropolis
Hits mit Tiefgang: Beim vorerst einzigen Deutschland-Konzert überzeugt die amerikanische Songwriterin.
Fangen wir zur Abwechslung hinten an: Letzte Zugabe nach knapp 90 Minuten ist „Good Times, Bad Times“ von Led Zeppelin, rau und herzlich unters Votk gejubelt. Starker Abgang einer starken Frau – so scheint es. Und doch bleibt trotz aller selbstbewussten Gesten und aller zur Schau getragenen Souveränität ein Gefühl von Gebrochenheit. Wer genau in dieses Gesicht sieht, entdeckt hinter der hübschen, bei Bedarf ladyboss-mäßig verhärteten Fassade jede Menge, nun ja. Selbstzweifet. Aber: Vielleicht ist es ja genau das. woraus Sheryl Crow ihre Fähigkeit schöpft, aus ein paar simplen Gitarrenakkorden mit gelegentlich berückenden Melodien diese großartigen Songs zu zaubern, die weit über genretypische Selbstfindungslyrik hinausreichen. Da kann der Mob noch so ausgelassen raven, Frau Crow steht ins Gesicht geschrieben, dass hinter dem vordergründigen Fun von „All I Wanna Do“ Leere und Frust warten, dass die jubilierend begrüßte Liebe in „C mon C’mon“ nur wieder bittersten Schmerz verspricht und dass am Rande der Straße von „Every Day Is A Winding Road“ der Abgrund wartet. Wo sich Frau Morissette in feministische Kraftmeierei rettet, gibt Crow die taffe Rockerbraut, die gerne mal den Regler ihres Amps auf elf dreht und mit G’vernor Richards die Nächte durchmacht. Im rammelvollen Metropolis Liegt das Gewicht denn auch auf gediegenem Rockn’Roll und ordentlicher Dienstleistung – die Hits von „My Favourite Mistake“ bis „If It Makes You Happy“ kommen samtlich zu Ehren. Die Band liefert dazu brettharten Sleazerock mit leichtem Folktouch und punktuellem Einsatz von Cello und Geige. Der Star des Abends, gut gelaunt und den zierlichen Leib in Fransenhose sowie knappes Wildleder gehüllt, geht gar auf Zwischenrufe ein, wirkt überraschend entspannt. Ein wunderschönes Konzert also, noch dazu mit euphorisiertem Publikum. Aber wie sang einst Robert Plant in „Good Times, Bad Times“: „I know what it means to be alone, I sure wish I was at home“. Für Sheryl Crow ist das die Bühne.
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